Hamburg. Solidaritätswelle gegen Fremdenhass nach fremdenfeindlichen Angriffen. Länder rechnen mit einer Million Migranten.
Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) will die Qualifikationen von Flüchtlingen systematisch erfassen lassen. Auf dieser Grundlage sollten sie etwa in den Sparten Gastronomie und Altenpflege für die Anforderungen des deutschen Arbeitsmarkts weitergebildet werden, sagte Scholz dem „Focus“. Die Menschen, die nach Deutschland kämen, hofften auf ein besseres Leben. Die sich daraus entwickelnde Dynamik gelte es zu nutzen.
Nach den fremdenfeindlichen Angriffen auf zahlreiche Asyl-Unterkünfte kommt in Deutschland eine breite Welle von Solidaritätskundgebungen für Flüchtlinge ins Rollen. In zahlreichen Städten setzten Bürger bei Demonstrationen und Kundgebungen ein Zeichen gegen Fremdenhass. Vertreter aus Politik und Gesellschaft riefen am Wochenende zu einem nationalen Kraftakt gegen Fremdenfeindlichkeit und zur Integration von Flüchtlingen auf.
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Vizekanzler Sigmar Gabriel bezeichnete die fehlende Gemeinsamkeit in Europa in der Flüchtlingskrise als Schande. Europa drohe am skandalösen Umgang mit der Migration zu scheitern, sagte der SPD-Chef in Berlin. Finanzminister Wolfgang Schäuble mahnte, die Art und Weise, wie Deutschland die Aufgabe meistere, werde das Land für die Zukunft prägen. „Am Geld wird es nicht scheitern, in der glücklichen Lage sind wir“, versicherte der CDU-Politiker der „Bild am Sonntag“. Gabriel zeigte sich zuversichtlich, dass es beim bevorstehenden Flüchtlings-Gipfel von Bund und Ländern gelingen werde, ein wirksames Paket von Maßnahmen zur Integration von Flüchtlingen auf den Weg zu bringen: Von der Unterstützung der Gemeinden bei der Erstaufnahme bis hin zum Wohnungsbau und Bildungschancen für Flüchtlinge.
Inzwischen rechnen einige Bundesländer mit bis zu 200.000 Flüchtlingen mehr als von Innenminister Thomas de Maizière (CDU) prognostiziert. Der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier sagte dem hr-Fernsehen, er gehe von einer Million Asylsuchenden und Flüchtlingen aus. Sein Brandenburger Kollege Dietmar Woidke (SPD) sagte dem „Tagesspiegel am Sonntag“, auch Brandenburg stelle sich vorsorglich auf mehr Asylbewerber ein. „Ich schließe nichts aus, auch nicht die Million“, sagte er.