Hamburg. Der Schauspieler war gerührt von der Hilfsbereitschaft für Flüchtlinge. Schweiger schickte eine Freundin mit Spenden zum Abendblatt.

Einen Tag nach der Hilfsaktion des Hamburger Abendblatts für Flüchtlinge meldete sich am Dienstag Til Schweiger aus Istanbul zu Wort. In einem Telefon-Interview dankte er dem Hamburger Abendblatt für die Aktion. Schweiger, der wegen Dreharbeiten in der Türkei nicht persönlich spenden konnte, bat eine enge Freundin aus Hamburg darum, in seinem Namen mitzumachen. „Als sie mir die Bilder von den gespendeten Sachen schickte, musste ich weinen“, sagte Schweiger dem Abendblatt.

Unter den Sachen, die der Schauspieler und Regisseur spendete, waren einfachste Dinge wie Kleidung und Schuhe, aber auch Fußbälle und Malstifte. Bei der Frage, was am dringendsten gebraucht wird, orientierte sich die Freundin auch an der Liste, die das Abendblatt zuvor veröffentlichte. Die Bekannte kaufte die Sachen erst in Geschäften ein und lieferte sie dann am Großen Burstah in der Innenstadt ab.

Der 51-Jährige verfolgte die Spendenaktion am Montag übers Internet. Er ist froh über den großen Erfolg der Aktion. Vor allem ist er aber erleichtert über die Hilfsbereitschaft der Hamburger. „Die Aktion hat mir wieder Hoffnung gegeben, dass es doch noch Menschen gibt, die Mitgefühl haben und nicht voller Hass sind“, sagte er. Diese Hoffnung hatte Til Schweiger am Wochenende fast verloren.

Schweiger steht zu wütendem Facebook-Post

Als er die Hilfsaktion mit einem Aufruf zum Mitmachen via Facebook unterstützte, löste er eine heftige Diskussion über Flüchtlinge auf seiner Internetseite aus, unter den kritischen Kommentaren waren auch immer wieder rassistische Äußerungen zu lesen. Auf die reagierte Schweiger mit einem wütenden Eintrag. „Oh Mann- ich habs befürchtet!! Ihr seid zum Kotzen! Wirklich! Verpisst Euch von meiner Seite, empathieloses Pack! Mir wird schlecht!!!“ Sein Statement bereut der Schauspieler heute überhaupt nicht. „Ich würde immer wieder so reagieren“, sagt Schweiger. Er habe zwar mit unterschiedlichen Reaktionen gerechnet, die Vehemenz in diesem Fall habe aber auch ihn überrascht.

Die große Abendblatt-Spendenaktion

Die Hamburger gaben am Montag bis zum Abend Tausende Spenden ab
Die Hamburger gaben am Montag bis zum Abend Tausende Spenden ab © Michael Rauhe | Michael Rauhe
Die Schwestern Hannah (l.), 20, und Anne Jagusch, 18, kamen aus Volksdorf, um unter anderem Kleidung zu spenden
Die Schwestern Hannah (l.), 20, und Anne Jagusch, 18, kamen aus Volksdorf, um unter anderem Kleidung zu spenden © Andreas Laible
Auch Abendblatt-Redakteur Daniel Herder half mit und hatte sichtlich Spaß dabei
Auch Abendblatt-Redakteur Daniel Herder half mit und hatte sichtlich Spaß dabei © Ralf Nehmzow
Auch Chefredakteur Lars Haider (Mitte) packte mit an
Auch Chefredakteur Lars Haider (Mitte) packte mit an © Ralf Nehmzow
Die ersten voll beladenen Lkw fuhren am Mittag vom Hamburger Abendblatt zur Flüchtlingshilfe der Luthergemeinde in Bahrenfeld
Die ersten voll beladenen Lkw fuhren am Mittag vom Hamburger Abendblatt zur Flüchtlingshilfe der Luthergemeinde in Bahrenfeld © Miguel Brusch
Die Luthergemeinde unterstützt unter anderem die Zentrale Erstaufnahme in der Schnackenburgallee
Die Luthergemeinde unterstützt unter anderem die Zentrale Erstaufnahme in der Schnackenburgallee © Miguel Brusch
Migranten vor einem Lagerraum der Flüchtlingshilfe in Bahrenfeld
Migranten vor einem Lagerraum der Flüchtlingshilfe in Bahrenfeld © HA/ | Miguel Brusch
Til Schweiger hatte im Vorfeld bei Facebook zur Teilnahme aufgerufen
Til Schweiger hatte im Vorfeld bei Facebook zur Teilnahme aufgerufen © Miguel Brusch
Die Spenden werden in Lkw geladen
Die Spenden werden in Lkw geladen © Miguel Brusch
Tüten voller Spenden wurden abgegeben
Tüten voller Spenden wurden abgegeben © Miguel Brusch
Die meisten Menschen spendeten Kleidung
Die meisten Menschen spendeten Kleidung © Miguel Brusch
Aber auch Koffer, Spielzeug und Kinderwagen brachten die Menschen vorbei
Aber auch Koffer, Spielzeug und Kinderwagen brachten die Menschen vorbei
Die Schlange reichte teilweise bis auf die Straße
Die Schlange reichte teilweise bis auf die Straße © HA/ | Miguel Brusch
Von 11 bis 19 Uhr sammelt das Hamburger Abendblatt Spenden für Flüchtlinge
Von 11 bis 19 Uhr sammelt das Hamburger Abendblatt Spenden für Flüchtlinge © HA | Miguel Brusch
Dringend benötigt werden Kleidung, Bettwäsche, Turnschuhe, Regenjacken und Regenschirme, Koffer, Kinderwagen, Fahrräder, Säuglingsnahrung, Fußbälle, Hygieneartikel und vieles mehr
Dringend benötigt werden Kleidung, Bettwäsche, Turnschuhe, Regenjacken und Regenschirme, Koffer, Kinderwagen, Fahrräder, Säuglingsnahrung, Fußbälle, Hygieneartikel und vieles mehr © HA | Miguel Brusch
Bürger, die solche Artikel spenden wollen, können diese in der Passage des neuen Redaktionsgebäudes am Großen Burstah 18–32 (zwischen Rathaus und Rödingsmarkt) abgeben
Bürger, die solche Artikel spenden wollen, können diese in der Passage des neuen Redaktionsgebäudes am Großen Burstah 18–32 (zwischen Rathaus und Rödingsmarkt) abgeben © HA | Miguel Brusch
Die Hilfsgüter sollen noch am selben Tag zu den Flüchtlingsinitiativen gebracht werden, die sich um die Bewohner der großen Zentralen Erstaufnahmen kümmern
Die Hilfsgüter sollen noch am selben Tag zu den Flüchtlingsinitiativen gebracht werden, die sich um die Bewohner der großen Zentralen Erstaufnahmen kümmern © HA | Miguel Brusch
Bereits vor dem offiziellen Start um 11 Uhr waren rund 80 Menschen gekommen
Bereits vor dem offiziellen Start um 11 Uhr waren rund 80 Menschen gekommen © HA | Miguel Brusch
Und wenig später ...
Und wenig später ... © Miguel Brusch
...bildeten sich schon lange Schlagen
...bildeten sich schon lange Schlagen © Miguel Brusch
Die Flüchtlingszahlen in Hamburg steigen immer weiter an
Die Flüchtlingszahlen in Hamburg steigen immer weiter an © Miguel Brusch
Zuletzt kamen bis zu 300 Flüchtlinge pro Tag in die Hansestadt
Zuletzt kamen bis zu 300 Flüchtlinge pro Tag in die Hansestadt © Miguel Brusch
Aufgrund der großen Spendenmenge wurden weitere Lager aufgemacht
Aufgrund der großen Spendenmenge wurden weitere Lager aufgemacht © HA | Miguel Brusch
Unzählige Kinderwagen und Fahrräder wurden abgegeben
Unzählige Kinderwagen und Fahrräder wurden abgegeben © HA | Miguel Brusch
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Schweiger sieht vor allem die Politik in der Verantwortung und fordert von Politikern eine klarere Positionierung und mehr Unterstützung für Flüchtlinge. In Deutschland dürfe es keinen Platz für solche Gedanken geben. Die hasserfüllten Kommentare im Internet seien aber auch auf das TV-Programm zurückzuführen. Im Gespräch mit dem ARD-„Nachtmagazin“ sagte er in der Nacht zu Dienstag, viele Leute säßen den ganzen Tag vor dem Fernseher und sähen sich in Realityshows an, „wie sich stumpfe Leute gegenseitig beleidigen, runtermachen, dissen. Und das prallt nicht an einem ab. Das deutsche Fernsehen trägt seinen Teil dazu bei, dass Leute so abgestumpft sind“, so die Analyse Schweigers.

Dass ihn die heftigen Reaktionen auch weiterhin nicht loslassen, zeigen seine Einträge, die er seit dem Wochenende auf Facebook veröffentlicht. Dort setzt er sich immer wieder für mehr Toleranz und Mitgefühl ein.