Immer mehr deutsche Frauen arbeiten, doch immer weniger haben eine Vollzeitstelle. Viele nehmen Teilzeit- oder Minijobs an und stocken auf.
Berlin. Der 8. März, der internationale Frauentag, steht traditionell im Zeichen der Gleichberechtigung. Doch pünktlich zu seinem hundertjährigen Bestehen zeigt sich: Frauen habe es zunehmend schwerer, eine Vollzeitstelle zu finden. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linkspartei hervor, über die die „Frankfurter Rundschau“ berichtet. Demnach arbeiteten im Jahr 2009 trotz steigender Erwerbsbeteiligung 640.000 weniger Frauen in einer Vollzeitbeschäftigung als ein Jahrzehnt zuvor.
Zugleich nahm die Zahl der Teilzeitjobs um 1,13 Millionen zu, die der Minijobs seit 2003 um 930.000, wie es in dem Bericht weiter heißt. Zudem sei die Zahl der Aufstockerinnen, die trotz Erwerbstätigkeit auf Hartz IV angewiesen seien, seit 2005 um fast die Hälfte auf 742.910 gestiegen.
Nach Angaben des statistischen Bundesamts können etwa 42 Prozent der Frauen in Deutschland von ihrer eigenen Berufstätigkeit. Bei den Männern sind es 60 Prozent. Rund drei von zehn Frauen leben vor allem von ihrer Rente oder Pension. Fast jede fünfte Frau ist auf die Einkünfte ihres Mannes oder anderer Angehöriger angewiesen und jede zehnte lebt vor allem von Arbeitslosengeld, Hartz IV oder dem eigenen Vermögen.
Von einer gleichberechtigten Teilhabe der Frauen im Erwerbsleben sei Deutschland weit entfernt, kritisierte die arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Linkspartei, Sabine Zimmermann. Frauen seien noch immer „Arbeitskräfte zweiter Klasse“. Die Daten der Bundesregierung seien eine Bankrotterklärung für die jetzige wie die vorherigen Koalitionen.
Die Linkspartei hatte die Anfrage aus Anlass des Internationalen Frauentages gestellt. Ein Tag, den die Feministin und Herausgeberin der Frauenzeitschrift Emma, Alice Schwarzer, für absolut überflüssig. „Schaffen wir ihn also endlich ab, diesen gönnerhaften 8. März. Und machen wir aus dem einen Frauentag im Jahr 365 Tage für Menschen, Frauen wie Männer“, schreibt Schwarzer in einem Gastbeitrag für die „Frankfurter Rundschau“.
Der Internationale Frauentag am 8. März sei eine „sozialistische Erfindung“, die auf einen Streik von Textilarbeiterinnen zurückgehe. Die Frauenbewegung sei aber bekanntermaßen Anfang der 1970er Jahre im Westen nicht zuletzt aus Protest gegen die Linke entstanden, so die 67-Jährige. „Eine Linke, die zwar noch die letzten bolivianischen Bauern befreien wollte, die eigenen Frauen und Freundinnen aber weiter Kaffee kochen, Flugblätter tippen und Kinder versorgen ließ.“ Zudem seien die „realsozialistischen Länder“ in den obersten Etagen frauenfrei gewesen, schreibt Schwarzer. „Unter diesen Vorzeichen ist die Übernahme des sozialistischen Muttertags als unser Frauentag für Feministinnen, gelinde gesagt, der reinste Hohn.“
Begründerin des Internationalen Frauentags war die deutsche Sozialdemokratin Clara Zetkin. Auf ihre Anregung hin versammelten sich im März 1911 Frauen in Deutschland, Dänemark und Österreich, Schweden und in der Schweiz. Sie forderten das Recht auf politische Mitbestimmung, gleichen Lohn wie ihre männlichen Kollegen sowie mehr Arbeits- und Gesundheitsschutz.