Dieses Studienergebnis überrascht: Viele Frauen erhalten nicht nur ein geringeres Einkommen als Männer, sondern finden das auch noch fair.

München/Berlin. Das Ergebnis zweier Studien des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) dürfte die Debatte um Gehaltsunterschiede zwischen Frauen und Männern ordentlich anheizen. Demnach meinen Frauen, dass ihnen „gerechterweise ein geringeres Bruttoeinkommen zusteht als Männern“, wie die „Süddeutsche Zeitung“ aus dem DIW-Papier zitiert, das zusammen mit den Universitäten Bielefeld und Konstanz erarbeitet wurde. Dem Bericht zufolge fragten die Wirtschaftsforscher zunächst 10.000 Erwerbstätige, ob sie ihr Einkommen für gerecht beziehungsweise welchen Betrag sie für angemessen halten. Das Ergebnis überrascht: „Das Einkommen, das Frauen für sich als gerecht ansehen, liegt sogar unter dem Einkommen, das die Männer real erzielen“, sagte DIW-Forscher Jürgen Schupp der Zeitung.

Frauen in Deutschland haben nach Angaben des Statistischen Bundesamtes 2009 knapp ein Viertel weniger verdient als Männer . Der DIW-Studie zufolge zeigten sich in der Befragung sowohl ungelernte Hilfskräfte als auch Akademikerinnen gleichermaßen zurückhaltend. Stets sei das von Frauen als gerecht eingestufte Wunschgehalt niedriger angegeben worden als das reale Gehalt vergleichbar qualifizierter Männer, hieß es. In einer zweiten Untersuchung beurteilten Befragte die Einkommen fiktiver Personen. Auch hier waren dem Bericht zufolge weibliche wie männliche Teilnehmer der Meinung, dass Frauen weniger verdienen sollten als gleichqualifizierte Männer. Einem Arzt, 55 Jahre alt, überdurchschnittlich engagiert, sprachen die Befragten dem Zeitungsbericht nach ein monatliches Gehalt von 7.750 Euro zu. Wird aus dem Arzt eine Ärztin in identischer Lebenssituation, hielten die Teilnehmer den Angaben zufolge dagegen im Schnitt nur 7.300 Euro für gerecht.

Aus Sicht von Schupp kann diese Einkommenskluft nicht durch individuelle Anstrengungen verringert werden. „Nötig wäre eine größere Transparenz bei den Gehältern, damit die rein geschlechtsspezifischen Unterschiede stärker sichtbar werden“, sagte der DIW-Forscher dem Blatt.