Mindestens 54 Menschen sind bei dem von der Bundeswehr angeordneten Luftangriff getötet worden. Darunter sollen sich sechs Zivilisten befinden.
Kundus. Bei dem von der Bundeswehr angeordneten Luftangriff auf zwei von Taliban gekaperte Tanklastwagen in Afghanistan sind nach Angaben der Provinzregierung sechs Zivilisten getötet worden, darunter ein Kind. Wie der Gouverneur der Provinz Kundus, Mohammed Omar, am Sonntag der Nachrichtenagentur AFP sagte, kamen bei dem Vorfall am Freitag insgesamt 54 Menschen ums Leben. Davon seien 48 bewaffnet gewesen. Laut Omar wurden 15 Menschen verletzt, darunter zwei Taliban.
Zu der Zahl der Opfer des NATO-Angriffs gibt es unterschiedliche Angaben. Während der afghanische Präsident Hamid Karsai von rund 90 Toten und Verletzten ausgeht, spricht das Innenministerium in Kabul von 56 getöteten Taliban und zehn Verletzten, darunter ein Kind. Nach Bundeswehr-Angaben wurden mehr als 50 Aufständische getötet. Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) bekräftigte in der „Bild am Sonntag“, dass „ausschließlich terroristische Taliban“ getötet worden seien
Nach dem Angriff soll nun untersucht werden, inwieweit Kommunikationsprobleme zwischen Bundeswehrsoldaten und den US-Streitkräften eine Rolle gespielt haben. Die geplante Untersuchung der Militäraktion vom Freitag müsse auch der Frage möglicher Sprachbarrieren zwischen den deutschen Kommandeuren in Kundus und den amerikanischen Piloten der eingesetzten Flugzeuge nachgehen, sagte US-Konteradmiral Gregory Smith, der Sprecher von NATO-Kommandeur Stanley McChrystal.
Es sei noch nicht entschieden, welche Nation die Untersuchung leiten solle. Geplant sei auch die Mitwirkung afghanischer Behördenvertreter.
Nach der Anforderung von Luftunterstützung durch die Bundeswehr traf nach Angaben der NATO zuerst ein amerikanischer B-1-Bomber ein, dessen Besatzung die beiden entführten Tanklastwagen und Dutzende Personen in deren Umgebung sah. Die B-1 musste wegen Treibstoffmangels zu ihrem Stützpunkt zurückkehren. Etwa 20 Minuten später trafen zwei US-Kampfflugzeuge des Typs F-15E ein, deren Besatzung Videoaufnahmen zum deutschen Stützpunkt funkte. Etwa eine halbe Stunde nach der Ankunft der beiden F-15-Maschinen wurden dann Bomben auf die Tanklastzüge geworfen. Die Nachtaufnahmen seien von geringer Qualität gewesen, sagte Smith. „Man kann nur Schatten sehen.“