Sie forderten Religionsfreiheit und riefen „Lang lebe der Dalai Lama“. Es war ein verzweifelter Protest gegen chinesische Repressionen.
Peking. Aus Protest gegen die chinesische Herrschaft über die Tibeter haben sich in Südwestchina zwei tibetische Mönche selbst angezündet. Nach ersten Befürchtungen, sie seien ums Leben gekommen, berichteten chinesische Behörden, beide Mönche hätten mit leichten Verbrennungen überlebt. Sie seien in einem „stabilen Zustand“, zitierte die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua die Kreisverwaltung von Aba (Ngaba) in der Provinz Sichuan. Die jungen Mönche gehörten zum Kirti-Kloster am Stadtrand von Aba. Seit 2009 haben sich in der Region fünf Mönche mit Benzin übergossen und in Brand gesetzt. Im März und August starben zwei Mönche bei solchen Protestaktionen. Als Reaktion hat die chinesische Regierung nach exiltibetischen Angaben neue Truppen in die tibetisch bewohnten Gebiete entsandt, die Sicherheitsmaßnahmen verschärft und Hunderte Mönche einer „patriotischen Erziehungskampagne“ unterzogen.
„Die jüngste Serie von Selbstverbrennungen bezeugt die Verzweiflung des tibetischen Volkes, die aus der gegenwärtig düsteren Lage erwächst, in der sie leben“, teilte die exiltibetische Regierung im indischen Dharamsala mit. Sie identifizierte die Mönche als den 18-jährigen Lobsang Kelsang und den 19-jährigen Lobsang Kunchok. Bei ihrem Protest hätten sie „Lang lebe der Dalai Lama“ und „Wir wollen religiöse Freiheit in Tibet“ gerufen, berichtete das exiltibetische Zentrum für Menschenrechte und Demokratie (TCHRD) in Dharamsala.
Nach dem neuen Zwischenfall sei das Kloster Kirti wieder unter strenger Kontrolle der Sicherheitskräfte, hieß es. Erst im März hatte sich mit dem Mönch Phuntsog ein Verwandter von Lobsang Kelsang aus dem Kloster selbst verbrannt. Ein Onkel und ein Bruder waren wegen angeblicher Verwicklung in diese Selbstverbrennung verurteilt worden, berichtete die Aktionsgruppe Free Tibet in einer Mitteilung aus London.
Die Selbstverbrennung sei vermutlich eine Reaktion auf den verstärkten Druck auf die Klostergemeinde und die Familie, sagte Stephanie Brigden von Free Tibet. Sie zeigte sich beunruhigt über das wachsende Gefühl der Ausweglosigkeit unter einigen jungen Tibetern. „Die tragischen Nachrichten von heute deuten darauf hin, dass einige junge Tibeter mit Verzweiflungstaten versuchen, Aufmerksamkeit für die Situation in Tibet zu erwecken“, sagte Brigden.
Der Vorsitzende der Tibet Initiative Deutschland (TID), Wolfgang Grader, beklagte „anhaltende Repressionen durch die chinesischen Behörden“. „Seit den Unruhen 2008 ist die Religionsfreiheit durch Umerziehungsmaßnahmen immer weiter eingeschränkt worden“, sagte Grader laut einer Mitteilung. „Diese systematische Unterdrückung sorgt besonders in den Klöstern für Verzweiflung.“ (dpa)