Auch nach dem Rücktritt von seinen politischen Ämtern in der Exilregierung will der Dalai Lama geistliches Oberhaupt bleiben.
Hamburg. Auch nach dem Rücktritt von seinen politischen Ämtern in der tibetischen Exilregierung im März will der Dalai Lama die geistliche Führung der Tibeter nicht aufgeben. „Das heißt nicht, dass ich nicht mehr Dalai Lama wäre“, sagte er am Sonntag bei einem Besuch in Hamburg. „Ich will es auch bleiben, solange ich lebe.“
Bereits seit Jahrzehnten habe er gefordert, dass politische und religiöse Institutionen getrennt werden sollten. Das habe er nun umgesetzt. „Ich empfinde mich nicht als Führer“, sagte er auf Englisch. Er sehe sich als einen Menschen unter sieben Milliarden.
Seine Position wolle er weiter nutzen, um menschliche Werte und religiöse Harmonie zu verbreiten. Gerade junge Menschen bräuchten eine moralische Ethik. Dies würden zum Beispiel die Unruhen in England zeigen, bei denen allerdings auch wirtschaftliche Ursachen eine Rolle spielten, sagte er.
Er warb für einen zwischenmenschlichen Umgang, der mehr Wohlergehen bringe. Er selbst praktiziere das auch, zum Beispiel betrachte er sich nicht als Tibeter und seine Zuhörer nicht als Deutsche. „Wenn ich so denken würde, dann würde automatisch mehr Distanz entstehen, sondern ich betrachte uns alle als Menschen“, sagte er.
Mit dieser Einstellung könne er andere Menschen einfacher erreichen, habe mehr Freunde und sehe mehr Menschen, die ihm freundlich und lächelnd gegenübertreten. Chinesische Führer seien dagegen häufig distanziert und regungslos, sagte der Dalai Lama.
Das geistliche Oberhaupt der Tibeter besuchte Hamburg im Rahmen des „Internationalen Kongress Achtsamkeit“, den das Tibetische Zentrum Hamburg in Kooperation mit dem Zentrum für Buddhismuskunde der Universität veranstalteten. Im Anschluss reist er auf Einladung der hessischen Landesregierung nach Wiesbaden. (dapd)