Seit fast sechs Monaten bombardiert die Nato Gaddafis Truppen in Libyen. Der Widerstand hält an. Die Nato verlängert den Einsatz.

Tripolis/Paris. Der erbitterte Widerstand der Anhänger des einstigen libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi zeigt Wirkung. Die Nato verlängerte am Mittwoch das Mandat für ihren Libyen-Einsatz um drei Monate bis zum Jahresende. Die Milizen des libyschen Übergangsrates kamen im Kampf gegen die Gaddafi-Getreuen in deren verbliebenen Hochburgen Sirte und Bani Walid nicht voran. Sie meldeten am Mittwoch lediglich, sie hätten die Wüstenoase Sebha unter ihre Kontrolle gebracht.

"Wir sind entschlossen, den Einsatz so lang wie nötig fortzuführen, aber so rasch wie möglich zu beenden“, erklärte Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen zur Verlängerung des Mandats um 90 Tage. Diese Frist bedeute nicht, dass der Einsatz noch so lange dauern: "Wir können unseren Einsatz jederzeit beenden.“ Die Botschaft an die Libyer sei: „Wir werden so lange wie nötig da sein, aber keinen Tag länger.“

Die vormaligen Rebellen kontrollierten jetzt vollständig die Wüstenoase Sebha, eine der letzten Bastionen der Gaddafi-Anhänger, berichtete der Nachrichtensender Al-Dschasira unter Berufung auf den Übergangsrat. Bei Sirte tobten äußerst opferreiche Kämpfe. Seit der Intensivierung der Angriffe der Truppen des Übergangsrats in der Vorwoche seien 45 Kämpfer getötet und weitere 200 verletzt worden.

Bei Bani Walid hingegen kommen die Truppen des Übergangsrates nach Medienangaben aus Tripolis nicht voran. Einer der dort kämpfenden Kommandeure sagte der Zeitung „Qurayna al-Jadida“, die Soldaten und Söldner Gaddafis in Bani Walid benutzten Zivilisten als menschliche Schutzschilde. In der Nacht zum Dienstag seien in der Stadt elf junge Männer „abgeschlachtet“ worden, weil man sie der Zusammenarbeit mit den Gaddafi-Gegnern verdächtigt habe.

Die einstigen Aufständischen, deren Übergangsrat inzwischen international anerkannt ist, gehen davon aus, dass sich der im August verschwundene Gaddafi in einer der drei umkämpften Städte oder in einem Versteck in der Wüste aufhält.

Die Menschen in der Hauptstadt Tripolis beschäftigt derzeit vor allem die Suche nach Gaddafi und die Zusammensetzung der neuen Regierung, die Anfang Oktober gebildet werden soll. Die Gespräche des Übergangsrates bei den Vereinten Nationen in New York, wo am Dienstag die Trikolore-Fahne des "neuen Libyen“ gehisst wurde, finden dagegen weniger Beachtung.

Die Flugzeuge der Nato haben seit Beginn des Einsatzes am 31. März rund 8750 Kampfeinsätze gegen militärische Einrichtungen der Gaddafi-Truppen geflogen. Die Nato beruft sich bei ihrem Einsatz auf eine Resolution des UN-Sicherheitsrates, die "alle notwendigen Maßnahmen“ zum Schutz der Zivilbevölkerung erlaubt. (abendblatt.de/dpa)