Eine Gruppe namens Lulz Security twitterte den Angriff. Deutschland rüstet sich mit einem Cyber-Abwehrzentrum gegen Hacker-Angriffe.
Washington/Bonn. Die Website des US-Geheimdienstes CIA ist offenbar Ziel eines Hackerangriffs geworden. „Tango down – CIA.gov“ twitterte eine unter dem Namen Lulz Security bekannte Gruppe, die erst am Montag in das Computersystem des US-Senats eingedrungen war. In der Nacht zum Donnerstag gab es vorübergehend Probleme mit dem Zugriff auf die CIA-Website . Sie war später aber wieder normal zu erreichen. Der Angriff zielte offenbar auf die öffentliche Website des Geheimdienstes ab. Dort befinden sich keine geheimen Daten, und die Website hat auch keinen Einfluss auf die Funktionsfähigkeit des Geheimdienstes. Eine Sprecherin sagte, man gehe den Berichten über den Angriff nach. Er soll etwa gegen Mitternacht (MESZ) begonnen haben.
Ob eine Website gehackt wurde, lässt sich manchmal nur schwer feststellen: Zuweilen führt allein eine entsprechende Behauptung zu einem solchen Ansturm auf eine Seite, dass sie zusammenbricht. Die Gruppe Lulz Security hat sich in der jüngeren Vergangenheit zu Hackerangriffen auf die Elektronikkonzerne Sony und Nintendo und den öffentlich-rechtlichen US-Fernsehsender PBS bekannt. PBS hatte zuvor eine kritische Dokumentation über WikiLeaks-Gründer Julian Assange ausgestrahlt.
Am Montag hatte sich die Gruppe auch zu einem Angriff auf einen Server des US-Senats bekannt, über den die öffentliche Website läuft. Weitere Daten waren aber nicht betroffen. Lulz Security erklärte, es gehe nur darum, Schwachstellen offenzulegen.
Unterdessen befürchtet auch der deutsche Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) eine zunehmende Gefahr durch Cyber-Angriffe auf die Strom- und Wasserversorgung in Deutschland. „Kritische Infrastrukturen wie etwa die Strom- und Wasserversorgung kommen heutzutage ohne hochmoderne IT-Systeme nicht mehr aus“, sagte der CSU-Politiker der „Frankfurter Rundschau“. „Die Gefahr von Cyber-Angriffen auf diese Systeme wächst ständig.“ Derartige Attacken könnten immense Schäden anrichten, die große Teile der Bevölkerung direkt betreffen würden.
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Friedrich eröffnet an diesem Donnerstag in Bonn das Nationale Cyber-Abwehrzentrum, „mit dem in Zukunft Cyber-Angriffe besser analysiert und abgewehrt werden können“, wie er sagte. Im Deutschlandfunk sagte der CSU-Politiker, wichtigste Aufgabe des neuen Zentrums sei es, das gesamte bisher vorhandene Wissen zu bündeln und Behörden und Wirtschaft zur Verfügung zu stellen. Auf „Spiegel Online“ betonte Friedrich: „Allein in den letzten Wochen haben Cyber-Attacken auf Unternehmen und internationale Institutionen wie den IWF rapide zugenommen, es werden Daten in großen Mengen abgegriffen.“ Es gebe „Angriffe auf Netze, die bisher als sicher galten. Denkbar sind auch Cyber-Attacken anderer Staaten“. Der Innenminister schloss in den kommenden Jahren auch Gesetzesinitiativen zum Kampf gegen Gefahren aus dem Netz nicht aus.
Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) begrüßt das neue Nationale Cyber-Abwehrzentrum (NCAZ). Allerdings warnte der GdP-Bundesvorsitzende Bernhard Witthaut davor, sich nun zurückzulehnen. Das neue Zentrum zur Abwehr von Angriffen auf dem Internet dürfe nur ein erster Schritt sein, sagte der Polizeigewerkschafter und forderte eine bessere Ausstattung der Polizei. „Ohne massive Investitionen in Personal, Technik und Schulung wird sich die Netzkriminalität ungebremst ausweiten“, sagte Witthaut voraus. Ein Terrorangriff über das Internet sei ebenso möglich wie Wirtschaftsspionage, organisierte Kriminalität oder auch ein „Dummer-Jungen-Streich“. „Die Bekämpfung der Kriminalität aus dem Netz muss ganz oben auf der Prioritätenliste stehen“, forderte der GdP-Chef.
In Malaysia haben Hacker am Donnerstag gleich Dutzende Websites der malaysischen Regierung lahmgelegt. Einige der insgesamt mindestens 51 betroffenen Websites waren auch Stunden später noch nicht zu erreichen, wie die malaysische Telekommunikationsbehörde mitteilte. Zugriff auf vertrauliche Daten hatten die Angreifer aber offenbar nicht. Den Angriff angekündigt hatte eine internationale Gruppe von Hackern, die sich „Anonymous“ nennt. Er sollte eine Reaktion auf die von der Regierung verfügte Schließung von zehn Websites sein, über die Musik und Filme illegal heruntergeladen werden konnten.
Wer den Angriff genau ausführte, war nicht klar. „Anonymous“ war im vergangenen Jahr durch Angriffe auf Firmen wie Visa, Mastercard and Paypal bekannt geworden. Die Unternehmen hatten zuvor ihre Beziehungen zur Organisation WikiLeaks abgebrochen, die in großem Maßstab vertrauliche Dokumente der US-Regierung veröffentlicht hatte. (dapd/dpa)