Steigen die Kosten, entfällt die Grundlage für das Milliardenprojekt der Deutschen Bahn. Geißler moderiert die Ergebnisse des Stresstests live im TV.
Stuttgart. Der Schlichter im Konflikt um Stuttgart 21, Heiner Geißler, hält eine Realisierung des Projekts bei maßgeblichen Kostensteigerungen für unwahrscheinlich. „Die Mittel des Bundes und der Bahn sind beschränkt. Einen Weiterbau um jeden Preis wird es wohl nicht geben können“, sagte Geißler der „Süddeutschen Zeitung“. Der ehemalige CDU-Generalsekretär, der am 14. Juli die Präsentation des Stresstests moderieren soll (live bei Phoenix), zeigte sich überzeugt, dass bei großen Kostensteigerungen die Grundlage für die Stuttgart 21-Verträge wegfalle. Allerdings könne er die Höhe nicht angeben, ab der das der Fall sei. Mit einer erneuten Schlichtung rechnet Geißler nicht, da es im Herbst nach Vorstellung der neuen Landesregierung eine Volksabstimmung über das Projekt geben soll. „Sie wird eine Eskalation stoppen und zur Befriedung beitragen.“
Eine erneute Sitzblockade von Gegnern des Bahnprojekts Stuttgart 21 hat sich am Montag rasch aufgelöst. Bis zu 100 Menschen hatten nach Angaben der Polizei mehreren Baufahrzeugen die Einfahrt zur Baustelle am Hauptbahnhof verwehrt. Ein Großteil der S21-Gegner folgte dem Aufruf der Polizei, die Einfahrt am Südflügel zu räumen. Acht Demonstranten widersetzten sich, wurden weggeführt und angezeigt. Ein Polizeisprecher sagte, der Einsatz sei „insgesamt ruhig und besonnen“ abgelaufen.
Nach Einschätzung des Parkschützer-Sprechers Matthias von Herrmann hatte die Polizei ein deutlich größeres Aufgebot als üblich eingesetzt. Die Bahn bereitet aktuell den Aufbau von 17 Kilometer langen Rohrleitungen zur Grundwasserableitung vor.
Die Bahn als Bauherr des umstrittenen Milliardenprojekts lehnte einen Vorschlag von Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) für einen Stresstest II strikt ab. Ein Bahnsprecher reagierte mit „völligem Unverständnis“ auf den von Hermann angeregten Leistungstest für den bestehenden Kopfbahnhof. „Im letzten Lenkungskreis wurde verbindlich verabredet, die Ergebnisse des Stresstests zum geplanten Tiefbahnhof am 14. Juli vorzustellen“, sagte der Bahnsprecher. Dies entspreche auch den Vereinbarungen der Schlichtung unter Heiner Geißler. „Es gibt über einen zweiten Stresstest auch keine Verhandlungen.“ Die Bahn ist überzeugt, dass die neue achtgleisige Durchgangsstation wesentlich effektiver ist als der jetzige Hauptbahnhof mit seinen 16 Gleisen. (dpa/dapd)