Die Präsentation des Stresstests muss um mehrere Wochen verschoben werden. Weitere Gutachten will die Bahn nicht zulassen.
Stuttgart. Nach dem Hickhack um vorläufige Ergebnisse beim Stresstest zum Bahnhofsprojekt Stuttgart 21 wurde die Präsentation der Ergebnisse jetzt um mehrere Wochen verschoben. Der offizielle Grund sind Verzögerungen bei der Schweizer Verkehrsberatungsfirma SMA. Sie sollte im Auftrag des Schlichters Heiner Geißler untersuchen, ob der geplante unterirdische Bahnhof in Spitzenzeiten tatsächlich so viele Züge und Fahrgäste bewältigen kann, wie die Bahn das in ihren Berechnungen für das Milliardenprojekt vorhersagt. Die Ergebnisse des Stresstests sollten am Donnerstag kommender Woche präsentiert werden. Nun wird das heikle Gutachten erst Ende Juli oder Anfang August vorliegen.
Nach den Worten von Schlichter Geißler ist die Deutsche Bahn zu weiteren Kompromissen bereit und verschiebt die Vergabe wichtiger Bauaufträge. Die Bahn will jedoch keine weiteren Gutachten zulassen. DB-Vorstand Volker Kefer sagte, alle am Schlichtungsprozess Beteiligten hätten sich auf die Schweizer Beratungsfirma geeinigt. Kefer lehnte eine Forderung nach einem weiteren Aufschub der Stresstest-Ergebnisse ab. Die Bahnhofsgegner hatten die Forderung erhoben, um selbst genauer prüfen zu können.
Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hat positiv auf die Zeitverzögerung bei der Verkündigung der Stresstest-Ergebnisse reagiert. "Ich kann nur begrüßen, wenn Seriosität vor Zeitdruck geht", sagte er der Nachrichtenagentur dapd. Zugleich bekräftigte Kretschmann die Forderung seiner Regierung nach einem Baustopp des Bahnhofsprojekts: "Das erwarten wir von der Bahn."
Die Bahnhofsgegner bezweifeln die bahninterne Fahrplansimulation für den geplanten Tiefbahnhof. Nach Angaben der Bahn können dort 49 Züge pro Stunde in Spitzenzeiten abgefertigt werden. Damit läge die Leistungsfähigkeit um 30 Prozent über der festgelegten Kapazität des bisher bestehenden Kopfbahnhofs.