Aiman al-Sawahiri soll als „Emir“ von al-Qaida den sogenannten „Heiligen Krieg“ fortsetzen. Die USA haben auf ihn ein Kopfgeld von 25 Millionen Dollar ausgesetzt.
Kairo. Osama Bin Laden ist tot - doch die nächste Generation von al-Qaida könte sogar noch blutrünstiger sein. "Wie ich meinen Vater kenne und die Leute um ihn herum, ist er noch der Gütigste von allen, denn einige sind viel, viel schlimmer", hatte Bin Ladens Sohn Omar Bin Laden gegenüber ABC News schon im Februar 2010 gesagt. Zeitweise wohnte Omar mit Ayman al-Sawahiri, Bin Ladens Nachfolger zusammen.
Falls sein Vater getötet würde, könnte Amerika einem größeren und viel brutaleren Feind gegenüberstehen, der dann nicht mehr kontrolliert werden könne, so Omar damals.
Nun ist es soweit: Aiman al-Sawahiri, 60, wird offenbar Nachfolger von Osama Bin Laden und neuer Chef des Terror-Netzwerkes al-Qaida. Das geht aus einer Botschaft hervor, die von einer einschlägigen Islamisten-Website im Internet veröffentlicht wurde.
Der Ägypter Aiman al-Sawahiri gehört wie Osama bin Laden zu den Al-Kaida-Mitgliedern der ersten Stunde. Der ägyptische Chirurg war in seiner Heimat schon vor den Anschlägen vom 11. September 2001 einer der meistgesuchten Terroristen. Er galt als Chefideologe Al-Kaidas mit großem Einfluss auf Bin Laden. Am Sonntag wird er 60 Jahre.
Al-Sawahiri entstammt einer angesehenen Familie aus dem Nil-Delta. Sein Großvater war Imam der Kairoer Al-Azhar Moschee. In jungen Jahren schloss sich Al-Sawahiri der ägyptischen Muslimbruderschaft an. Später wechselte er zum radikaleren Islamischen Dschihad, der Ägypten mit Gewalt in einen Gottesstaat verwandeln wollte. Dabei lernte er auch die Haft in ägyptischen Gefängnissen kennen.
Später unterstützte Al-Sawahiri den Kampf gegen die Sowjet-Truppen in Afghanistan. Als Arzt heuerte er beim Roten Halbmond an, der sich um die Kriegsverletzten auf Seiten der muslimischen Kämpfer kümmerte. Dabei lernte er in Pakistan Bin Laden kennen. Als er sich 1998 endgültig mit Bin Laden zusammenschloss, brachte er Dutzende Mitkämpfer vom radikalen Flügel seiner Dschihad-Gruppe mit.
In religiösen Fragen ist Al-Sawahiri vermutlich belesener, als Bin Laden es war. Er predigt Hass auf Amerikaner, Juden und andere „Ungläubige“ sowie Gewalt gegen die „vom Glauben abgefallenen arabischen Führer“. Doch ist er weniger charismatisch als sein Vorgänger. Für seine Rolle bei tödlichen Terroranschlägen in Ägypten wurde er in seiner Heimat zum Tode verurteilt. Die USA haben auf ihn ein Kopfgeld von 25 Millionen Dollar ausgesetzt.