Nur knapp ein Viertel gab bisher eine Verzichtserklärung ab. Sie wollen aus dem System der gesetzlichen Versicherung aussteigen.
Nürnberg. Es wäre eine "epochale Entscheidung": Beim geplanten Ausstieg der bayerischen Hausärzte aus dem System der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) hat sich bis zum Mittwochabend noch keine Mehrheit abgezeichnet. Knapp zwei Stunden nach Beginn der Vollversammlung des Bayerischen Hausärzteverbandes (BHÄV) in Nürnberg hatten lediglich etwa 23 Prozent der rund 7.000 Verbandsmitglieder eine schriftliche Erklärung auf den Verzicht ihrer Kassenzulassung abgegeben.
„Das geht aber langsam“, kommentierte BHÄV-Chef Wolfgang Hoppenthaller. Er will, dass mindestens 60 Prozent ihren Ausstieg erklären. Zu Beginn seiner 90 Minuten langen Rede sprach Hoppenthaller von einer „epochalen Entscheidung“. Der Ausstieg aus dem Korsett der GKV mit ihrem „unwürdigen Unterdrückungssystem“, das keine Freude mehr am Arztberuf aufkommen lasse, gleiche einer Rebellion.
Wer die Chance jetzt nicht nutze und aus Angst weiterhin ein Sklave der Kassen bleibe, werde im kommenden Jahr finanzielle Probleme bekommen, betonte Hoppenthaller. Denn die Hausärzteverträge seien jetzt gekündigt, und neue werde es nicht geben.
„Die Bundesregierung will unsere Existenzen vernichten, damit sie uns durch Medizinische Versorgungszentren der Kapitalgesellschaften ersetzen kann“, sagte er. Es gebe keine Möglichkeit, den Konflikt auszusitzen. Und es gebe auch keinen Plan B.
Hoppenthaller betonte: „Wir sind keine Rechtsbrecher und wir sind keine Chaoten. Wir kämpfen für den Erhalt unserer Praxen und die Versorgung unserer Patienten“. Die Hausärzte als Leistungsträger forderten hierfür endlich Rahmenbedingungen, damit sie ihre Entscheidungen frei von Existenzsorgen und nur nach Ethikgesichtspunkten treffen könnten.
Hierzu gehöre die Tarifhoheit, langjährige Verträge, die für Planungssicherheit sorgten und gleiche Verträge mit allen Kassen. „Unsere Forderungen sind mehr als gemäßigt“, sagte Hoppenthaller, der für seine kämpferische Rede von den mehreren tausend Zuschauern immer wieder mit tosendem Applaus und Standing Ovations bedacht wurde. Die Versammlung sollte noch bis etwa 19.00 Uhr dauern. (dapd/abendblatt.de)