Mit einem Satz hat Angela Merkel den jahrelangen Eiertanz um das K-Wort beendet. “Hier sind Kämpfe, wie man sie im Krieg hat“, sagte sie bei einem Besuch in Afghanistan.
Kundus/Berlin. Die Bundesregierung scheute das Wort bislang wie der Teufel das Weihwasser: Krieg. Sie glaubte, den Deutschen das K-Wort nicht zumuten zu können. Was in Afghanistan wie Krieg aussieht und sich für die deutschen Soldaten auch wie Krieg anfühlt, war deshalb bis zum Februar "ein Stabilisierungseinsatz". Danach "ein bewaffneter Konflikt". Seit Sonnabend ist es Krieg. Der Eiertanz ist beendet.
"Wir haben hier nicht nur kriegsähnliche Zustände, sondern Sie sind in Kämpfe verwickelt, wie man sie im Krieg hat", hat Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bei einem überraschenden Kurzbesuch in Afghanistan vor mehreren hundert Bundeswehrsoldaten gesagt.
Karl-Theodor zu Guttenberg war mittlerweile der vierte Bundesverteidigungsminister, der mit Blick auf den Isaf-Einsatz seine sprachlichen Verrenkungen machen muss, weil der Begriff Krieg juristisch für die bewaffnete Auseinandersetzung zwischen zwei Staaten reserviert ist.
Nun hat auch Bundeskanzlerin Angela Merkel erkannt, dass es nichts bringt, sich vor der Wahrheit wegzuducken. Im Gegenteil. Mit jedem Opfer, das die Verteidigung am Hindukusch verlangt, wurde das Versäumnis deutlicher. In Afghanistan kämpfen außer den Afghanen 42 Nationen der internationalen Schutztruppe Isaf sowie Al-Qaida-Terroristen aus allen möglichen Ländern. Seit Beginn des Einsatzes sind in Afghanistan 45 deutsche Soldaten ums Leben gekommen, 27 von ihnen starben bei Anschlägen und Gefechten.