Die Vermittlungschancen für Schlichter Heiner Geißler werden von den Projekt-Gegnern als gering bewertet - die Fronten seien zu verhärtet.
Stuttgart 21. Angesichts verhärteter Fronten sehen Gegner des Bahnprojekts Stuttgart 21 die Chancen für Schlichter Heiner Geißler schwinden. Der Sprecher der sogenannten Parkschützer, Fritz Mielert, hält Geißlers Erfolgsaussichten für gering. Schlichtungsgespräche mit der Bahn und Baden-Württembergs CDU/FDP-Landesregierung seien nur denkbar, „wenn während dieser Gespräche keine weiteren Fakten geschaffen werden“, sagte Mielert am Mittwoch dem Rundfunk Berlin- Brandenburg.
Bahnchef Rüdiger Grube und die Landesregierung lehnen jedoch einen von den Gegnern als Bedingung für Gespräche geforderten vollständigen Bau- und Vergabestopp ab. „Ich gehe im Moment nicht davon aus, dass es Herr Geißler schafft, bis Freitag diesen Konflikt aus der Welt zu schaffen“, sagte Mielert.
Die Grünen halten hingegen ein Gespräch zwischen Gegnern und Befürwortern weiter für möglich. „Die Hürden sind überspringbar, wenn man nur will“, sagte der Grünen-Fraktionschef im Gemeinderat, Werner Wölfle, am Mittwoch der Nachrichtenagentur dpa.
Schlichter Geißler hatte sich am Dienstag mit Gegnern des Riesenprojekts getroffen, bei dem unter anderem der Bahnhof unter die Erde verlegt werden soll. Geißler zeigte sich danach optimistisch, die Fronten noch aufbrechen zu können. Ein erstes Treffen beider Lager wird bisher für Freitag oder Anfang kommender Woche erwartet.
Der baden-württembergische CDU-Landtagsfraktionschef Peter Hauk rief im „Deutschlandradio Kultur“ die Gegner auf, „die Schützengräben zu verlassen“. Sie müssten ihre Bedingung für eine Schlichtung herunterschrauben. Mit einer Bauunterbrechung könne man leben, wenn es nicht zu Verzögerungen im Gesamtprojekt komme, sagte Hauk. So könne der Südflügel des Bahnhofs vorläufig stehen bleiben. Zudem würden im Schlossgarten derzeit keine weiteren Bäume gefällt. In der Frage, ob Stuttgart 21 gebaut werde, werde es am Ende jedoch keinen Kompromiss geben, betonte der Christdemokrat.
Schwere Folgen hat der umstrittene Polizeieinsatz vor zwei Wochen für den dabei verletzten Stuttgart-21-Gegner Dietrich Wagner : Er bleibt seinen Ärzten zufolge auf einem Auge blind. Beim Einsatz eines Wasserwerfers habe er Prellungen auf beiden Augen erlitten und werde noch stationär behandelt, sagte eine Sprecherin des Stuttgarter Katharinenhospitals der dpa. Auf einem Auge werde der Rentner keine Sehfähigkeit mehr erreichen. Auf dem anderen könne er nach zwei Operationen Menschen grob erkennen. „Es gibt aber eine leise Hoffnung auf weitere Besserung“, sagte die Sprecherin.