Ein in Kuwait inhaftierter US-Soldat sei “eine Schlüsselfigur“. Aufgrund der Veröffentlichungen bestehe Sorge um die Sicherheit vor Ort.
Washington/Berlin. Nach der Weitergabe Zehntausender Geheimdokumente zum Afghanistan-Einsatz verfolgen die Ermittler der US-Armee eine erste Spur. Ein in Kuwait inhaftierter US-Soldat sei „sicherlich eine Schlüsselfigur“ in der Affäre, sagte ein Pentagon-Sprecher am Dienstag. In Deutschland befürchteten Politiker wegen der Veröffentlichung unterdessen erhöhte Gefahren für Soldaten und Entwicklungshelfer vor Ort.
Der US-Soldat Bradley Manning habe bei der Weitergabe der Geheimakten an die Website Wikileaks eine Rolle gespielt, sagte Pentagon-Sprecher Geoff Morrell. Es sei aber noch nicht klar, „auf welche Weise“. Manning war im Mai verhaftet worden. Er wird beschuldigt, ein Video aus einem Armee-Hubschrauber an Wikileaks weitergegeben zu haben, von dem aus 2007 in Bagdad mehrere Zivilisten, darunter zwei Journalisten der Nachrichtenagentur Reuters, getötet wurden. Manning wurde Anfang Juli auch angeklagt, 150.000 Datensätze von Computern heruntergeladen zu haben.
US-Präsident Barack Obama erklärte zu den bei Wikileaks veröffentlichten Dokumenten, sie enthüllten nichts Neues zum Konflikt in Afghanistan. Die Akten aus den Jahren 2004 bis 2009 rechtfertigten aber im Nachhinein seine Entscheidung, die Afghanistan-Strategie neu auszurichten.
US-Generalstabschef Mike Mullen relativierte unterdessen den in den Dokumenten enthaltenen Vorwurf, der pakistanische Geheimdienst habe die Taliban-Rebellen unterstützt. Die Beziehungen zu Islamabad hätten sich im vergangenen Jahr „dramatisch“ verbessert, sagte er. Afghanistan warf den USA aber mit Blick auf Pakistan vor, eine „widersprüchliche“ Strategie zu verfolgen. Terrorismus müsse „an seinem Ursprungsort bekämpft werden“, erklärte der Nationale Sicherheitsrat in Kabul. Eine unklare Politik gegenüber Kräften, „die Terrorismus als Werkzeug“ nutzten, habe „katastrophale Folgen.“
In Deutschland rief die Weitergabe der 92.000 US-Dokumente an WikiLeaks Sorge um die Sicherheit von Bundeswehr-Soldaten und Entwicklungshelfern in Afghanistan hervor. Der CDU-Außenpolitiker Ruprecht Polenz warnte im „Tagesspiegel“, die Taliban könnten aus zurückliegenden Operationen „auf das künftige Vorgehen der Alliierten schließen“.
Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) sagte im ZDF, es werde geprüft, ob deutsche Sicherheitsinteressen betroffen seien. Er verwies zudem darauf, dass die durch die Akten belegte Existenz der US-Spezialeinheit Taskforce 373 „jedem Informierten“ seit Jahren bekannt sei. Nach Angaben des Magazins „Spiegel“ belegen die Unterlagen gezielte Tötungen von Rebellen durch die Taskforce 373. Vertreter der Partei Die Linke sowie der Grünen verlangten nun auch Aufklärung über den Einsatz der deutschen Spezialeinheit Taskforce 47.