Mehr zivile Opfer als bislang bekannt, Todeskommandos auf Taliban-Jagd
Kabul. Der Krieg gegen die radikalislamischen Taliban in Afghanistan verläuft schmutziger und gefährlicher als bislang bekannt. Die Zahl der zivilen Opfer ist höher als angenommen, und im Einsatzgebiet der Bundeswehr ist die Sicherheitslage schlechter als von der Bundesregierung eingeräumt. Das geht aus mehr als 90 000 - überwiegend geheimen - Dokumenten des US-Militärs hervor, die im Internet veröffentlicht wurden.
Zudem zeigen die Enthüllungen der Internetplattform WikiLeaks, dass US-Militärs von einer Unterstützung der Taliban durch den pakistanischen Militärgeheimdienst ausgehen. Die afghanischen Verbündeten werden in den Berichten der US-Truppen als unzuverlässig und korrupt dargestellt. Die Dokumente belegen zudem die Existenz einer geheimen US-Einheit, die Taliban-Führer gefangen nehmen oder töten soll.
Das Bundesverteidigungsministerium prüft derzeit, ob durch die Veröffentlichung der Dokumente deutsche Sicherheitsinteressen beeinträchtigt werden. Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) sprach sich für einen offeneren Umgang mit dem Afghanistan-Einsatz aus. In den vergangenen Jahren seien "Realitäten weichgezeichnet worden", sagte er dem Fernsehsender Phoenix.