In Nordafghanistan ist die Bundeswehr erneut angegriffen worden: Bei dem Gefecht wurden vier deutsche Soldaten getötet und fünf verletzt.
Berlin. Knapp zwei Wochen nach dem tödlichen Karfreitags-Angriff sind in Afghanistan nach Angaben des Bundesverteidigungsministeriums am Donnerstag vier Bundeswehr-Soldaten getötet worden. Dies teilte das Ministerium in einer Unterrichtung an Bundestagsabgeordnete mit.
Die Soldaten seien nahe der Stadt Baghlan in der Nähe des Feldlagers Pol-i-Khomri in Nordafghanistan unter Beschuss geraten. Fünf weitere deutsche Soldaten seien verwundet worden, einige von ihnen schwer. Aufständische hätten ein gepanzertes Fahrzeug der Soldaten vermutlich mit einer Rakete beschossen. Weitere Erkenntnisse lagen zunächst nicht vor. Es ist der schwerste Verlust der Bundeswehr bei einem Angriff oder Anschlag in Afghanistan seit dem Sommer 2003. Seit Beginn des Einsatzes in Afghanistan im Jahr 2002 sind damit insgesamt 43 deutsche Soldaten ums Leben gekommen, 26 von ihnen bei Anschlägen oder Gefechten. Erst am Karfreitag waren drei Soldaten bei einem Feuergefecht mit den Taliban bei Kundus getötet und acht verletzt worden.
Zu dem neuen Angriff bekannten sich die radikal-islamischen Taliban. Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid sagte, bei den Gefechten seien ein Panzerfahrzeug von einer Rakete und drei weitere durch Sprengsätze zerstört worden. Angaben der Taliban sind allerdings in der Regel stark übertrieben.
Zurzeit befindet sich auch Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) in Afghanistan. Zum Zeitpunkt des Vorfalls hielt er sich im Feldlager im nordostafghanischen Feisabad auf – und damit nicht unmittelbar in der Region des Gefechts. Guttenberg ist zurzeit in Afghanistan, um sich vor Ort ein Bild über die Lage zu machen. So war nach dem Karfreitags-Angriff eine Debatte um die Ausrüstung der Bundeswehr entbrannt. Am Mittwoch hatte Guttenberg zunächst die deutschen Soldaten in Kundus und in Masar-i-Scharif getroffen. In Masar-i-Scharif ist das regionale Hauptquartier der Internationalen Schutztruppe ISAF für Nordafghanistan, das die Bundeswehr führt. Am Donnerstag besuchte er erstmals die deutschen Soldaten im nordostafghanischen Feisabad.
Aufgrund der verschärften Sicherheitslage kündigte Guttenberg bei seinem Besuch an, "so schnell wie möglich" zwei Panzerhaubitzen 2000 nach Kundus zu verlegen. Deren Einsatz hatte die Truppe seit Längerem gefordert. Zudem sollen die Soldaten zusätzliche Schützenpanzer vom Typ Marder sowie TOW-Panzerabwehrraketen erhalten, die mit gut 3700 Metern eine etwa zehnmal so große Reichweite wie Panzerfäuste haben.