Die deutschen Bischöfe wollen jeden Verdacht von Missbrauch künftig den Behörden melden. Die Justizministerin fordert, die Pläne rasch umzusetzen.
Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) hat die katholische Kirche ermahnt, rasch und umfassend mit den Strafverfolgungsbehörden zusammenzuarbeiten. „Die Ankündigung der bayerischen Bischöfe, in Zukunft jeden Verdachtsfall der Staatsanwaltschaft zu melden, ist ein wichtiger Schritt“, sagte Leutheusser-Schnarrenberger im Interview des „Hamburger Abendblatts“ (Sonnabendausgabe). „Jetzt kommt es darauf an, dass diese Regelung schnell von allen Diözesen übernommen und angewendet wird.“
Zuvor hatte die Deutsche Bischofskonferenz angekündigt, sich an den verschärften Leitlinien des Erzbistums München und Freising zu orientieren. „Die Ergebnisse der Freisinger Bischofskonferenz werden in die Überarbeitung der Leitlinien der Deutschen Bischofskonferenz einfließen“, sagte ihr Sprecher Matthias Kopp.
Leutheusser-Schnarrenberger machte deutlich, dass sie sich bei dem geplanten Treffen mit Erzbischof Robert Zollitsch für ihre Kritik am Umgang der Kirche mit sexuellem Missbrauch nicht entschuldigen wird. „Wir treffen uns nicht, um Entschuldigungen auszusprechen“, sagte sie dem „Hamburger Abendblatt“. „Wir wollen herausfinden, wie den Opfern sexuellen Missbrauchs geholfen werden kann. Und was künftig präventiv besser laufen muss. Ich bin erleichtert, dass die katholische Kirche die Probleme in der Vergangenheit immer deutlicher anspricht.“
Ihre Erwartungen an Papst Benedikt XVI., der einen Hirtenbrief zu dem Thema unterzeichnet hat, wollte die Leutheusser-Schnarrenberger nicht öffentlich äußern: „Ich habe als Bundesjustizministerin keine Erwartungen an den Papst zu formulieren.“