Farouk Abdulmutallab wollte ein US-Passagierflugzeug sprengen. Die USA haben inzwischen Anklage gegen den 23-Jährigen erhoben.
London. Auf dem Foto oben sehen wir einen jungen Mann. Er sieht freundlich aus, doch der Schein trügt. Sein Name: Umar Farouk Abdulmutallab. Er ist der Mann, der am ersten Weihnachtsfeiertag ein US-Passagierflugzeug in die Luft sprengen wollte.
Die USA haben inzwischen Anklage gegen den 23-jährigen Nigerianer erhoben, dessen Anschlag knapp fehlgeschlagen war. Eine erste Analyse zeige, dass er versucht habe, einen an seinem Körper befestigten, hoch explosiven Sprengsatz zu entzünden, teilte das Justizministerium am Sonnabend mit.
Nach Angaben von Fluggästen hätten seine Hosen und die Flugzeugwand Feuer gefangen. Dies geschah kurz vor der Landung der Airbus-Maschine von Delta Air Lines mit knapp 300 Passagieren in Detroit. Besatzungsmitglieder und Fluggäste konnten den Mann überwältigen. Er zog sich schwere Verbrennungen zu.
„Wenn sein vermeintlicher Anschlag, die Maschine zu zerstören, erfolgreich gewesen wäre, wären zahlreiche unschuldige Menschen gestorben oder verletzt worden“, sagte der US-Generalstaatsanwalt Eric Holder. Sie würden dem Fall weiter „energisch“ nachgehen und alle Maßnahmen nutzen, um sicherzustellen, dass jeder an der Tat Beteiligte zur Rechenschaft gezogen werde. Holder äußerte sich nicht dazu, ob noch weitere Personen in den versuchten Anschlag involviert waren oder es Verbindungen zur Extremistenorganisation Al-Qaida gab.
US-Präsident Barack Obama ordnete aus seinem Weihnachtsurlaub in Hawaii verschärfte Sicherheitsmaßnahmen an, viele Flughäfen in Europa und den USA erhöhten ihre Vorkehrungen. Ein US-Regierungsmitarbeiter sprach von einem versuchten Terrorakt. Die EU-Kommission erklärte, der Vorfall zeige erneut, dass im Kampf gegen den Terror ständige Wachsamkeit erforderlich sei. Auf dem Amsterdamer Flughafen wurden Reisende mit Ziel USA am Sonnabend Leibesvisitationen unterzogen, in London Heathrow durften Passagiere nur noch ein Stück Handgepäck mit an Bord nehmen.
Die Bundespolizei passte unterdessen die Sicherheitsmaßnahmen für den Luftverkehr an. Das Bundespolizeipräsidium in Potsdam erklärte, die angesichts einer „abstrakt erhöhten Bedrohungslage“ ohnehin hohen Sicherheitsstandards würden durch zielgerichtete Kontrollen ergänzt. Dies gelte aber nicht für alle Flüge, betonte Sprecherin Sandra Pfeifer.
Zuvor hatte die britische Polizei Spuren des mutmaßlichen Täters in London gesichert. Der 23-jährige Farouk Abdulmutallab soll am University College London Maschinenbau studiert haben. „Wir arbeiten eng mit den US-Behörden zusammen“, sagte eine Polizeisprecherin am Sonnabend. Personen aus dem Umfeld des Verdächtigen würden befragt und seine Wohnung durchsucht. Seine Identität könne wegen der laufenden Ermittlungen aber nicht bestätigt werden.
Laut britischen Medienberichten soll er die explosive Substanz im Jemen in Empfang genommen haben. Von dort aus sei er zunächst in sein westafrikanisches Heimatland gereist. In Lagos habe er eine Maschine der Fluggesellschaft KLM nach Amsterdam genommen, wo er dann schließlich auf den von Delta betriebenen Northwestern-Flug nach Detroit umgestiegen sei.
Wie britische Medien weiter berichteten, musste der 23-Jährige auf dem Amsterdamer Flughafen erneut durch spezielle Sicherheitskontrollen, die an europäischen Flughäfen für alle Transatlantikflüge nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 eingerichtet und später verschärft worden waren. Der Nigerianer soll den Geheimdiensten den Berichten zufolge bekanntgewesen sein. Allerdings habe man ihn als nicht besonders gefährlich eingestuft, so dass ihm auch Flüge erlaubt waren.
Ein Familienmitglied des Nigerianers meldete sich am Sonnabend zu Wort und erklärte, dass der 23-Jährige der Sohn eines bekannten Bankers in Nigeria sei. Dem Vater hätten die extremen religiösen Ansichten des Sohnes missfallen, berichtete Nigerias Zeitung „This Day“. Er werde sich mit Mitarbeitern der Nationalen Sicherheitsbehörde treffen.