Drei Tage nach dem Befehl, Osama bin Laden zu töten, besuchte der US-Präsident in New York die Stelle, an der das World Trade Center stand.
New York. Drei Tage nach dem blutigen Ende von Terroristenführer Osama bin Laden ist US-Präsident Barack Obama zu einem symbolträchtigen Besuch in New York eingetroffen. Bei einem Besuch am Ground Zero, wo am 11. September 2001 Terroristen von bin Ladens Netzwerk al-Qaida zwei Flugzeuge in die Zwillingstürme des World Trade Center steuerten, legte Obama einen Kranz nieder. Mit einer Schweigeminute gedachte er der insgesamt über 3000 2600 Opfer von 9/11. Anschließend sprach der Präsident mit Hinterbliebenen sowie Ersthelfern.
Zuvor hatte Obama in Begleitung des früheren New Yorker Bürgermeisters Rudy Giuliani die Feuerwache "Pride of Midtown“ im Theaterbezirk von Manhattan besucht. Mit 15 toten Feuerwehrleuten hatte es diese Wache bei den Anschlägen besonders schlimm getroffen - eine komplette Schicht starb. Insgesamt verloren 343 Feuerwehrleute und 60 Polizisten ihr Leben, als die Zwillingstürme einstürzten.
"Als wir sagten, wir werden niemals vergessen, meinten wir das auch so“, rief Obama den Feuerwehrleuten zu. Der Einsatz gegen bin Laden "hat eine Botschaft um die Welt geschickt, aber auch eine Botschaft hier nach Hause“, sagte Obama. Bei seinen Äußerungen vermied es Obama allerdings, den Namen des Al-Qaida-Chefs zu nennen. Bin Laden gilt als Hauptdrahtzieher der Anschläge, bei denen allein in New York etwa 2600 Menschen ums Leben gekommen waren. Bei der Bekanntgabe des Todes von bin Laden in der Nacht zum Montag hatte Obama die Hoffnung geäußert, dass die Familien der Opfer nun zumindest etwas Frieden finden könnten.
Bin Laden wurde in der Nacht zum Montag von amerikanischen Spezialkräfte in Pakistan getötet. Nach jüngsten Angaben war nur einer der insgesamt fünf bei dem Einsatz getöteten Männer bewaffnet. Die US-Regierung hatte zuvor von einem heftigen Feuergefecht gesprochen.
Nach Angaben aus dem Weißen Haus will Obama am Freitag mit einigen Mitgliedern der Spezialeinheit zusammenkommen, die an der Tötung von Osama bin Laden beteiligt waren. Obama werde bei seinem Besuch in Fort Campbell in Kentucky mehrere Angehörige des Navy-Seals-Teams treffen, sagte ein Gewährsmann am Donnerstag der Nachrichtenagentur AP. Die Soldaten hatten bin Laden nach der Mission im Meer bestattet.
Mit seinem Besuch am Ground Zero in New York wollte Obama nach Angaben seines Sprechers Jay Carney an die "schrecklichen Verluste“ der Terroranschläge vom 11. September 2001 erinnern. Carney sagte, der Präsident halte die Reise nach der "erfolgreichen Mission“ von Abbottabad für "angemessen“. Der „bittersüße“ Besuch am Ground Zero solle den US-Bürgern helfen, das Kapitel der Terroranschläge mit rund 3000 Toten nach zehn Jahren zu schließen.
Das Weiße Haus war bemüht, den Besuch in New York nach dem Tod Bin Ladens nicht als Triumph zu inszenieren. Vize-Präsident Joe Biden und Verteidigungsminister Robert Gates legten einen Kranz am Pentagon nieder, in das El-Kaida-Terroristen am 11. September 2001 ebenfalls ein Passagierflugzeug gesteuert hatten.
Nachdem sich Obama gegen die Veröffentlichung eines Fotos von der Leiche Bin Ladens ausgesprochen hatte, kündigte die US-Regierung unterdessen an, sie werde nun auch weitere Details zu seinen Todesumständen zurückhalten. "Wir sind noch immer dabei, alle Fakten zu dieser Operation zu sammeln“, sagte Obama-Sprecher Carney. Seit ein Team der Elitetruppe Navy Seals Bin Ladens Unterschlupf im Norden Pakistans stürmte, rückte das Weiße Haus mehrfach von seiner offiziellen Darstellung der Kommandoaktion ab. Unter anderem hatte es zunächst geheißen, Bin Laden habe auf die Soldaten geschossen. Später stellte die Regierung klar, dass der El-Kaida-Chef unbewaffnet gewesen sei.
Die USA hatten Pakistan nicht vorab über die Kommandoaktion informiert. Das Weiße Haus teilte am Mittwochabend (Ortszeit) mit, Obama behalte sich das Recht vor, weiter gegen Terroristen in Pakistan vorzugehen. Seit seinem Amtsantritt hatte er den Einsatz unbemannter Drohnen in Pakistan verstärkt; seitdem wurden bei mehr als hundert Drohnenangriffen mehr als 670 Menschen getötet.
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Späte Genugtuung: Obamas „bittersüßer Moment“ am Ground Zero
"Endlich haben wir ihn gekriegt!“ Die Nachricht vom Tode Osama bin Ladens verbreitete sich am späten Sonntagabend wie ein Lauffeuer in New York City. Spontan eilten Tausende Menschen noch in der Nacht zum Ground Zero, wo am 11. September 2001 zwei Flugzeuge in die Zwillingstürme des World Trade Centers krachten. "USA, USA!“, schallten bis in den Morgen hinein die Jubelchöre. Die Menschen feierten ihr Land und ihren Präsidenten, der den Angriff auf bin Laden befohlen hatte. Nun kommt Barack Obama selbst zum Ground Zero. Nach fast zehn Jahren schließt sich der Kreis.
Es ist das erste Mal, dass Obama als Präsident diesen Ort besucht. Er wolle Kränze niederlegen und sich mit den Angehörigen der Opfer treffen. "Er möchte mit ihnen diesen wichtigen und bedeutsamen Augenblick verbringen, einen bittersüßen Augenblick“, sagte sein Sprecher Jay Carney. Einerseits herrscht in der amerikanischen Öffentlichkeit breite Genugtuung, ja sogar Freude über den Tod von Bin Laden. Andererseits sind die schrecklichen Bilder vom Einsturz der Türme wieder hochgekommen.
Fast 3000 Menschen starben damals beim Angriff auf das World Trade Center und das Pentagon. Ihre Namen werden in Bronzetafeln eingraviert, die rund um zwei riesige Wasserbecken angebracht werden - dort wo früher die Türme standen. Noch ist der Ort des Gedenkens eine riesige Baustelle. Neue Hochhäuser wachsen nach jahrelangen quälenden Diskussionen in den Himmel; Bauzäune versperren die Sicht auf das Gelände. Am 11. September, wenn sich die Tragödie zum zehnten Mal jährt, ist die Eröffnung der Gedenkstätte geplant.
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Der Tod von Bin Laden rückt den Ort in ein vollkommen neues Licht. Seit dem 11. September 2001 gilt Ground Zero für die US-Amerikaner vor allem als Symbol von Terror und Leid. Seit dem 1. Mai 2011 überwiegt eher das Gefühl von Hoffnung und Neuanfang. Der neue "Freedom Tower“ wird mit seinen 541 Metern die ehedem 411 Meter hohen Zwillingstürme noch überragen. In zwei Jahren soll der Glasbau fertig sein. In lokalen Maßeinheiten wird der schlanke Glasriese 1776 Fuß in den Himmel ragen – und erinnert damit an das Gründungsjahr der USA.
Symbolik prägt Ground Zero durch und durch. Deshalb ist es für Obama auch so wichtig, jetzt an diesen Ort zu reisen. Bereits die Tötung Osama bin Ladens hat seine Umfragewerte in die Höhe schnellen lassen. Im kommenden Jahr stehen Wahlen an – gelingt es Obama, die Jubelstimmung hinüberzuretten, stehen seine Chancen auf eine weitere Amtszeit gut. Vor allem die junge Wählergeneration hat die Tötung bin Landes frenetisch gefeiert; die Älteren waren eher still und gedachten der Opfer – sie konnten sich noch gut an die schrecklichen Geschehnisse erinnern.
"Osama bin Laden hat die gerechte Strafe ereilt“, schrieb der Vorsitzende der Gedenkstätte, Joe Daniels, noch am gleichen Tage. "Dies ist ein denkwürdiger Tag in der Geschichte der Vereinigten Staaten und in unserem Kampf gegen den Terrorismus.“
Mit Material von dapd, dpa, afp