Einen Tarifabschluss, wie er in Hamburg gelungen sei, würde die Ärztegewerkschaft ohne Streik akzeptieren.

Dresden. Der Vorsitzende der Ärztegewerkschaft Marburger Bund, Rudolf Henke, hat die Arbeitgeber gut eine Woche vor dem geplanten Streik an kommunalen Kliniken zum Einlenken aufgefordert. Einen Tarifabschluss wie er in Hamburg gelungen sei, würde die Ärztegewerkschaft ohne Streik akzeptieren, sagte Henke am Sonnabend bei der Hauptversammlung des Marburger Bundes in Dresden.

Henke verteidigte den Ausstand und die Forderung nach fünf Prozent mehr Gehalt. „Wir kämpfen für bessere Arbeitsbedingungen und eine faire Bezahlung der Ärzte an kommunalen Kliniken.“ Die hohen Beträge für aushelfende Honorarärzte zeigten, dass die Krankenhausbudgets dies zuließen.

Derweil kritisierte der Chef der AOK-Rheinland/Hamburg, Wilfried Jacobs, den Ärztestreik scharf. „Ich kann die Verhandlungspartner nur auffordern an den Verhandlungstisch zurückzukehren und die Tassen im Schrank zu lassen“, sagte Jacobs der „Rheinischen Post“. „Die Aufforderung des Marburger Bundes zum groß angelegten Ärztestreik an kommunalen Krankenhäusern passt überhaupt nicht in die wirtschaftlich angespannte Lage.“

Die Tarifverhandlungen für die rund 55000 Mediziner an kommunalen Kliniken waren Anfang April gescheitert. Der Marburger Bund hatte fünf Prozent mehr Gehalt und mehr Geld für Bereitschaftsdienste gefordert. Das Angebot der Arbeitgeber mit 2,9 Prozent mehr Geld für 36 Monate bei höheren Vergütungen für Bereitschaftsdienste hatte die Gewerkschaft als unzureichend zurückgewiesen und die Verhandlungen für gescheitert erklärt.

In einer Urabstimmung sprachen sich 93 Prozent der Mitglieder für einen Streik aus, der am 17. Mai an hunderten kommunalen Krankenhäusern beginnen soll. Die Ärztegewerkschaft sieht sich als Vertreter aller angestellten und beamteten Ärzte in Deutschland. Sie hat nach eigenen Angaben rund 108.000 Mitglieder.