BERLIN. Weitere Streiks an den kommunalen Krankenhäusern und eine neue, tiefe Kluft in der Gewerkschaftslandschaft sind das einzige Ergebnis nach fünf Wochen Tarifkonflikt zwischen Ärzten und Arbeitgebern. In geheimen Verhandlungen sprechen seit gestern die Vereinigung kommunaler Arbeitgeberverbände (VKA), die Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di sowie die dbb tarifunion über einen Abschluss für alle 400 000 Klinikbeschäftigten. Der Marburger Bund soll unter Druck gesetzt werden.

Dabei stellt sich die Frage: Wer darf überhaupt verhandeln? Die Ärztegewerkschaft hatte die Verhandlungen für die 700 kommunalen Kliniken Mitte Juli wegen Differenzen in der Gehaltsfrage beendet. Ver.di will nun in den Separatgesprächen größere Steigerungen für die Ärzte verhindern, weil sonst die finanzschwachen Kliniken den Pflegekräften nicht mehr zahlen könnten. Das verbittet sich der Marburger Bund, der schon im Streit um die Unikliniken zum ersten Mal einen eigenen Tarifvertrag ausgehandelt hatte.

Von einem "lächerlichen Affront" sprach Marburger-Bund-Chef Frank Ulrich Montgomery. Seine Organisation vertrete 110 000 Ärzte, Ver.di nur 1000. Zu dieser "Tarifkonkurrenz" hatte bereits 1989 das Bundesarbeitsgericht geurteilt, dass bei mehreren Tarifverträgen in einem Betrieb der Vertrag gilt, der die meisten Arbeitsverhältnisse repräsentiert.

Ver.di leitet davon seinen Grundsatz "Ein Betrieb, ein Tarif" ab. Die Ärzte pochen auf Ausnahmen, die schon die Piloten-Vereinigung Cockpit geltend gemacht hatte. Der Vorsitzende des Hartmannbundes, Kuno Winn, sprach von einer "Kampfansage an über 100 000 Ärzte in Deutschland".