Landkreis Harburg. Polizei tappt trotz vermehrter Kontrollen weiter im Dunkeln. Worauf es die Diebe abgesehen haben und was Hausbesitzer beachten sollten.

  • Wenn die Tage kürzer werden, beginnt allerorten die Einbruchsaison
  • Im Hamburger Süden gehen die unbekannten Täter aktuell mit besonders dreisten Methoden vor
  • Wie Hausbesitzer sich bestmöglich vor Diebstahl und Vandalismus schützen können

Sie klettern Regenrinnen hinauf oder steigen über Mülltonnen auf das Dach, dann hebeln sie dort Fenster auf: Besonders aktive und offenbar sehr geschickte Einbrecher nutzen aktuell im Landkreis Harburg verstärkt die noch vielfach ungesicherten Dachfenster als Einstieg in Einfamilienhäuser. Die Serie umfasst weit mehr als 30 Taten.

„Die Täter verüben aktuell häufig innerhalb weniger Stunden mehrere Einbrüche in benachbarten Straßen eines Wohngebiets“, sagt Jan Krüger, Pressesprecher der Polizeiinspektion Harburg. Allein in der vergangenen Woche verzeichnete die Polizei mehr als 25 Einbrüche und Einbruchsversuche im gesamten Landkreis Harburg.

Polizei Harburg über Einbruchserie im Landkreis: „Das hatten wir in dieser Form bisher nicht“

In Jesteburg zeigt sich die neue Vorgehensweise deutlich: Nachdem die Einbrecher an einem Kellerfenster scheiterten, stiegen sie kurzerhand aufs Dach. Über ein aufgehebeltes Dachfenster verschafften sie sich Zugang zum Haus und durchsuchten sämtliche Räume nach Wertsachen. Im Fokus dabei vor allem: Geld und Schmuck.

„Wir beobachten seit etwa acht Wochen einen deutlichen Anstieg der Einbruchszahlen im gesamten Landkreis“, sagt Krüger. Die neue Masche über die Dächer sei dabei besonders auffällig: „Das hatten wir in dieser Form bisher nicht.“ Als erstes versuchen die Einbrecher immer noch über Fenster im Erdgeschoss, Keller- oder Terrassentüren in die Wohnung zu gelangen.

Hilfsmittel finden die Täter in den Gärten der anvisierten Objekte

Klappt das wegen der verbesserten Sicherungen an Türen und Fenstern nicht, weichen sie nun auch auf die oft ungeschützten Dachfenster aus. Fast immer finden sie ihre Aufstiegshilfen direkt vor Ort: Mülltonnen, Gartenmöbel oder sogar Leitern der Hausbesitzer.

Eine ebenfalls relativ neue Methode der Einbrecher ist der sogenannte Kittfalz-Stich bei Fenstern: Mit einem dünnen Werkzeug stechen die Täter durch die Dichtung zwischen Rahmen und Scheibe und können so das Fenster mit einem Draht ohne großen Kraftaufwand öffnen. Besonders wichtig sei daher, Fenster nicht nur mit Zusatzsicherungen auszustatten, sondern diese auch konsequent abzuschließen.

Landkreis Harburg von der aktuellen Einbruchswelle besonders betroffen

Der Landkreis Harburg ist von der aktuellen Einbruchswelle besonders betroffen. „Die Zahlen stechen im regionalen Vergleich deutlich hervor“, bestätigt Mareike Kowalewski, Pressesprecherin der Polizeidirektion Lüneburg. In den benachbarten Landkreisen Lüneburg, Uelzen und Lüchow-Dannenberg beginne der Anstieg erst seit etwa zwei Wochen. In Stade oder im Heidekreis liegen die Zahlen auf dem Niveau der Vorjahre.

Meistens schlagen die Täter in der Dämmerung zu, wenn Berufstätige noch nicht zu Hause sind. Die Einbrecher agieren alleine oder zu zweit und haben es vor allem auf freistehende Einfamilienhäuser abgesehen. In mehreren Fällen wurden die Täter auch von heimkehrenden oder sich zu Hause befindenden Bewohnern überrascht und flüchteten.

Günstige Lage zwischen A1 und A7: Täter können zuschlagen und direkt verschwinden

Die mehr als ein Dutzend Autobahnanschlüsse von A1, A7, A26, A39 und A261 im Landkreis Harburg begünstigen die Taten. „Die Täter können schnell zuschlagen und wieder verschwinden“, erklärt Krüger. Die Einbrüche verteilen sich dabei über den gesamten Landkreis, ohne geografischen Schwerpunkt.

Die Polizei ist bei der Aufklärung auf Hinweise aus der Bevölkerung angewiesen. „Wenn sich eine oder mehrere Personen merkwürdig verhalten, sollte man nicht zögern, den Notruf 110 zu wählen“, appelliert Krüger.

Einbruchserie im Landkreis Harburg: Was Hausbesitzer unbedingt vermeiden sollten

Nur so könnten die Beamten verdächtige Personen überprüfen und mögliche Taten verhindern. Trotz umfangreicher Fahndungsmaßnahmen mit Drohnen und Hunden nach den Einbrüchen konnte die Polizei bisher noch keine Täter fassen.

Experten raten dringend zur Nachrüstung von Sicherheitstechnik – auch für Dachfenster. „Abschließbare Griffe und zusätzliche Verriegelungen sind wichtige erste Schritte“, sagt Carsten Bünger, Beauftragter für Kriminalprävention der Polizei Harburg. Auch sollten keine Aufstiegshilfen wie Leitern oder Mülltonnen unmittelbar am Haus stehen bleiben.

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Zeugen, die Beobachtungen zu den aktuellen Fällen gemacht haben, werden gebeten, sich beim Zentralen Kriminaldienst unter Tel. 04181-2850 zu melden.