Landkreis Harburg. Erst bricht der Weltmarkt zusammen, dann müssen auch Kommunen sammeln. Was sich auf Recyclinghöfen im Süden Hamburgs noch ändert.

Wer dieser Tage im Süden Hamburgs spazieren geht, wird sich vielleicht über die rot-weißen Flatterbänder an Altkleider-Containern wundern. Besonders die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) macht mit dieser Maßnahme klar, ihre Sammelstellen bitte nicht mit weiteren Textilien und Schuhen zu beglücken. Was viele Jahre zur Finanzierung der ehrenamtlichen Arbeit beitrug, wird aktuell eher zur Belastung.

Landkreis Harburg ab 2025: Pflicht zur getrennten Sammlung von Altkleidern

Der Grund: „Der Altkleidermarkt liegt komplett darnieder. Entsorger, häufig Subunternehmer, leeren Container nur noch selten bis gar nicht“, berichtet Frank Sameluck, Bereichsleiter Abfallwirtschaft beim Landkreis Harburg. Konnte der Großteil gesammelter Altkleider bislang als Second-Hand-Ware nach Afrika exportiert werden, fällt dieses Ziel weitgehend aus, weil China die afrikanischen Märkte mit preisgünstiger Neuware überschwemmt.

Die Firma AS-TEX recycelt Altkleider.
Ein Entsorgungsunternehmen aus Bremen wird für den Landkreis Harburg die Verwertung von Altkleidern übernehmen (Symbolbild). © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel

„Der Markt für Alttextilien bewegt sich zwischen desolat und katastrophal“, analysiert der Marktkompass Euwid. „Er wird sich auch wieder erholen“, so Sameluck. Bei dieser Aussage schwingt ein gutes Stück Hoffnung mit. Denn just in dieser Situation tritt zum 1. Januar 2025 eine Novellierung des Kreislaufwirtschaftsgesetzes (KrWG) in Kraft. Sie sieht für öffentlich-rechtliche Entsorgungsträger – auch für den Landkreis Harburg – die Pflicht zur getrennten Sammlung von Altkleidern vor, wie sie schon für Glas, Papier und Bioabfälle existiert.

Verwertung von Altkleidern: Weltmarkt zwischen desolat und katastrophal

Konkurrenz möchte die Kreisverwaltung den gewerblichen Unternehmen und ehrenamtlichen Organisationen nicht machen. „Die Gewerblichen dürfen sammeln. Wir als Landkreis Harburg müssen sammeln“, erklärt der Geschäftsbereichsleiter. Um die Pflicht zu erfüllen, sollen auf den Abfallannahmestellen demnächst auch Container für die Sammlung von Altkleidern und Schuhen aufgestellt werden.

Vorteil für Bürgerinnen und Bürger: Werden demnächst weitere Container an den Sammelstellen um die Ecke dicht gemacht, gibt es weiter Ziele, das Ergebnis winterlicher Sortieraktionen zu entsorgen.

Entsorger aus Bremen leert neue Altkleider-Container auf Recyclinghöfen

Mit der BreEnt GmbH aus Bremen hat der Landkreis Harburg einen Dienstleister gefunden. Der Entsorger wird die Container auf den Recylinghöfen leeren und den Inhalt zu einer Sortieranlage nach Ridderkerk (Niederlande) transportieren. Typische Quote nach mehreren Sortierschritten der Altkleider-Verwertung: 65 Prozent Wiederverwendung, 30 Prozent Putzlappen, 5 Prozent Abfall.

Abfallannahmestellen im Süden Hamburgs sind generell gut frequentiert

Auch ohne Altkleider: Unter mangelndem Andrang leiden die acht Abfallannahmestellen im Landkreis Harburg generell nicht – besonders an Brückentagen im Oktober oder Wochenende bilden sich lange Schlangen.

Die Firma AS-TEX recycelt Altkleider.
Lange Zeit war das Recycling bzw. die Weiterverwendung von Altkleidern ein gutes Geschäft, momentan allerdings nicht. © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel

In Nenndorf und Drage, um zwei Beispiele zu nennen, reichen die Warteschlangen bis auf die Kreis- oder Landesstraße und behindern den normalen Verkehr. Mit kleineren Maßnahmen versuchte und versucht die Kreisverwaltung, die Situation zu entzerren.

Erweiterte Öffnungszeiten in Nenndorf, Tostedt, Hanstedt und Drage

So wurden die Öffnungszeiten in Nenndorf, Tostedt, Hanstedt und Drage zum 1. Oktober 2024 ausgeweitet. Alle vier Anlagen haben nun montags bis freitags ab 7.30 Uhr geöffnet, längere Öffnungszeiten am Abend kommen Berufstätigen entgegen. Zudem hat jede Anlage jetzt einen Dienstleistungstag: In Hanstedt können Wertstoffe und Abfälle mittwochs bis 19 Uhr abgegeben werden, in Nenndorf donnerstags bis 19 Uhr.

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Der Kompostplatz Tostedt hat mit Freitag (12 bis 19 Uhr) einen zweiten Öffnungstag bekommen. Und auf dem Kompostplatz Drage wurde der Wunsch nach längeren Öffnungszeiten sonnabends (8 bis 16 Uhr) umgesetzt. „Die Resonanz ist groß und zeigt, dass wir offensichtlich einen Nerv getroffen haben. Der Renner ist der zweite Tag in Tostedt“, sagte Claudia Fischer (Abfallwirtschaft) im zuständigen Kreis-Ausschuss.

Altkleider auf Recyclinghöfen: Neue Container verschärfen Verkehrsproblem

Die SPD sowie die Gruppe Grüne/Linke brachten Anträge ein, die angespannte Verkehrssituation in Nenndorf durch Umorganisation zu entzerren. Der Geschäftsbereich erhielt einen Prüfauftrag und kündigte an, anlässlich eines Vor-Ort-Termins zu besprechen, ob erste Maßnahmen kurzfristig umzusetzen seien.