Lüneburg. „Symbol der Menschlichkeit in diesen Zeiten“: Konzept der Klinik bislang einzigartig in Deutschland. Wie es Betroffenen helfen soll.
Mit einem Neubau stellt sich die Psychiatrische Klinik Lüneburg (PKL) auf künftige Herausforderungen im Gesundheitsbereich ein. Durch eine spezielle Architektur, die bisher in Deutschland einzigartig ist, soll auch die Behandlung der Patienten verbessert werden. Nach rund drei Jahren Bauzeit wurde jetzt der erste Bauabschnitt fertiggestellt.
In dem modernen Gebäude, das aus zwei verschränkten Häusern besteht, werden vier Stationen der Erwachsenenpsychiatrie eingerichtet. Bisher sind diese auf mehrere Häuser auf dem parkähnlichen Klinikgelände verteilt. Diese sind teilweise denkmalgeschützt und sanierungsbedürftig.
Psychiatrische Klinik Lüneburg: Einzig an den Bedürfnissen der Menschen orientiert
In Zukunft werden die Wege für Patienten und Mitarbeiter durch die Zentralisierung deutlich kürzer. Das naturnahe Architekturkonzept orientiert sich an den Bedürfnissen der Menschen, die sich hier aufhalten. Das Gebäude hat helle Räume und große Aufenthaltsbereiche für die Stationen.
Die Zweibettzimmer verfügen jeweils über einen eigenen Sanitärbereich, die großen Fenster ermöglichen den Blick ins Grüne und teilweise auf einen See. Direkt unter den Fenstern sind lange Sitzbänke eingebaut. Der Neubau bietet Platz für insgesamt 88 Patienten.
Großer Dachgarten steht Patienten, Mitarbeitenden und Besuchern offen
Einziehen werden zwei gerontopsychiatrische sowie zwei allgemeinpsychiatrische Pflegestationen. Jede der vier Stationen umschließt einen begrünten Innenhof. Zudem gibt es einen begrünten Dachgarten mit Sitzbänken und Spazierwegen, der sich über eine Fläche von 1400 Quadratmetern erstreckt und Patienten, Mitarbeitern und Besuchern offen steht.
Dieser direkte Zugang zu Außenbereichen für alle Patienten ist ein Kerngedanke des Gebäudekonzepts. Zudem soll der Dachgarten den Neubau mit dem Klinikpark und dem nahegelegenen Waldgarten der Stadt verknüpfen und Teil eines möglichen Rundgangs durch die Grünanlagen sein.
Architektur soll zur Heilung der Patienten beitragen
Mit dem Entwurf hatte sich das Büro tsj Architekten bei einem Architekturwettbewerb 2018 durchgesetzt. Das Büro mit Standorten in Lübeck und Hannover ist auf Klinikbauten spezialisiert. Es steht auch hinter dem neuen Eltern-Kind-Zentrum am Städtischen Klinikum Lüneburg.
Die offene und grüne Gestaltung des PKL-Neubaus soll eine Atmosphäre schaffen, die auch die Heilung der Patienten fördern kann. Ein Krankenhauscharakter mit langen Fluren, kleinen Zimmern und eintöniger Gestaltung soll vermieden werden. Noch werden die letzten Dinge erledigt, Anfang Dezember ziehen die vier Stationen hier ein.
Architekt: „Gebäude vermittelt Gelassenheit und Zuversicht“
Auch die Ideen und Erfahrungen der Mitarbeitenden seien in die Planung eingeflossen, sagte Architekt Jan Soltau bei der Eröffnung des Neubaus Anfang November. Trotz diverser Schwierigkeiten, Verzögerungen und Kostensteigerungen während der Bauzeit ist er mit dem Ergebnis sehr zufrieden. „Die Stimmung des Gebäudes vermittelt Gelassenheit, Hoffnung und Zuversicht. Wir hoffen, dass sich das auf Patienten und Mitarbeitende überträgt.“
- Sie kommen aus Afrika an die Klinik nach Lüneburg
- Lüneburg und Harburg: Netzwerk hilft Menschen in Krisen
- Hilft Sauna bei Erkältung? Was ein Chefarzt und Herzspezialist dazu sagt
Die Zeiten seien so schwierig wie nie zuvor, sagte Jan-Hendrik Kramer, Geschäftsführer der PKL. Die Welt sei im Wandel, ständig kämen neue Krisen hinzu. Umso wichtiger sei es, dass alle Beteiligten gemeinsam dieses „Jahrhundertprojekt“ angestoßen hätten.
Geschäftsführer: „Klinik muss sich für die Zukunft neu aufstellen“
„Es ist klar, dass wir uns neu aufstellen müssen, um zukunftsfähig zu sein“, betonte Kramer. Psychische Erkrankungen könnten jeden Menschen treffen, in Lüneburg sollen sie bestmöglich behandelt werden. „Das Gebäude ist ein Symbol der Menschlichkeit in diesen Zeiten.“
Dr. Marc Burlon, der Ärztliche Direktor der Psychiatrischen Klinik, betonte, wie wichtig – neben wissenschaftlicher Evidenz – Werte und Beziehungsarbeit für die Therapie im PKL seien. Er verglich die Stationen mit einem Trainingsplatz, die Patienten sollen hier möglichst viele Möglichkeiten zum Lernen, Erleben und Ausprobieren erhalten. Darauf sei der Neubau mit seinen unterschiedlichen Räumen ausgerichtet.
Klinik-Leitbild stellt Mensch in den Mittelpunkt
Die PKL ist Teil der Gesundheitsholding Lüneburg und damit in kommunaler Hand. Bei der Eröffnung betonte Lüneburgs Oberbürgermeisterin den besonderen Charakter des Projekts. Die Klinik stehe für eine gesundheitliche Versorgung, die den Mensch in den Mittelpunkt stellt, sagte Claudia Kalisch (Grüne). „Der Neubau ist die Weiterentwicklung dieses Gedankens.“
Für den nun fertig gestellten Neubau wurden rund 54 Millionen Euro benötigt. Das Land Niedersachsen fördert das Vorhaben, für den ersten Bauabschnitt, der die Zentralisierung der Erwachsenenpsychiatrie zum Ziel hat, wurden bisher 41,7 Millionen Euro bewilligt.
Medizinische Versorgung im Norden: Psychiatrische Klinik Lüneburg ersetzt marodes Hauptgebäude
Im zweiten Bauabschnitt wird das neue Gebäude in den kommenden Jahren noch einmal erweitert. Diese Gebäudeteile, die ebenfalls im Atriumstil mit Innenhöfen geplant sind, ersetzen das bisherige Hauptgebäude, das aus den 1970er Jahren stammt und mit Asbest belastet ist. Es sollte zunächst saniert werden, wird nun aber abgerissen.
Die Psychiatrische Klinik Lüneburg richtet sich mit ihrem Angebot an Menschen jeden Alters in der Metropolregion südlich von Hamburg: Hier finden Sie alle Leistungen noch einmal knapp zusammengefasst. Sie betreibt mehrere Ambulanzen sowie Tageskliniken, unter anderem in den Landkreisen Lüneburg, Harburg, Stade und im Heidekreis.