Lüneburg. Gleich zwei Minister lassen sich die Baufortschritte auf dem Klinikgelände erläutern und haben auch Geld im Gepäck
„Ganzschön weitläufig das Gelände der Klinik“, sagte der niedersächsische Kultusminister Grant Hendrik Tonne, bei einem Rundgang durch die Parkanlage der Psychiatrischen Klinik Lüneburg (PKL) kürzlich und sprach ganz nebenbei eines der größten Probleme der psychiatrischen Fachklinik an.
Denn die teilweise denkmalgeschützten Gebäude auf dem Gelände mit altem Baumbestand sind zwar schön, aber auch sanierungsbedürftig und unpraktisch, aufgrund der langen Wege für medizinisches Personal und für die Patienten zu ihren Behandlungen und Therapien. Tonne kam aber nicht einfach so zu Besuch. Gemeinsam mit Sozialministerin Daniela Behrens brachte er dicke Förder-Schecks mit.
Gesamtkosten für das Projekt betragen rund 39 Millionen Euro
Den Anfang machte Behrens im fast fertiggestellten Rohbau der Erwachsenenpsychiatrie. In dem Neubau mit einer Nutzfläche von 4557 Quadratmetern für vier Pflegestationen, zwei gerontopsychiatrische und zwei allgemeinpsychiatrische Intensivtherapiestationen, entsteht ein modernes Klinikgebäude mit 88 Planbetten. Die Gesamtkosten für das Projekt betragen rund 39 Millionen Euro. Das Land Niedersachsen übernimmt davon 32 Millionen Euro. Das Geld wird in mehreren Finanzierungsabschnitten ausgezahlt. Bisher sind rund 13 Millionen geflossen, am Mittwoch überreichte die Ministerin nun einen weiteren Förderbescheid über drei Millionen Euro und verschaffe sich dabei gleich einen Überblick über den Stand der Arbeiten.
„Die Zentralisierung der Erwachsenenpsychiatrie ist für uns ein Jahrhundertprojekt,“ sagte Jan-Hendrik Kramer, Geschäftsführer der PKL. Dabei gehe es nicht um expansives Wachstum, sondern in erster Linie um die Versorgungssicherheit der Region. „Wir haben die Dynamik beim Bauen hochgehalten, denn wir wussten, was wir wollten“, so Kramer.
„Die Baustelleneröffnung am 27. Mai 2021 war mein erster Termin als Sozialministerin, daher wird er mir ewig in Erinnerung bleiben“, erklärte Behrens. „Es ist fantastisch zu sehen, wie viel hier seitdem entstanden ist.“ Daher freue sie sich, weitere drei Millionen aus Sondermitteln für die Finanzierung des Neubaus zur Verfügung zu stellen.
Durch Bauleiter Ralph Wirth von der Lüneburger Gesundheitsholding, ließen sich die Minister bei einem kühlenden Eis bei Rekordtemperaturen noch einmal die einzelnen Bauabschnitte und den Aufbau der neuen Gebäude erklären. „Der Neubau gibt uns alle Möglichkeiten zur Umsetzung konzeptioneller Anforderungen wie zum Beispiel Rundläufe, barrierearme Zugangswege und einen direkten Gartenzugang in geschützte Außenbereiche“, erklärte Jan-Hendrik Kramer abschließend.
Klinik wird als „Lernort für Demokratiebildung“ ausgezeichnet
Einen weiteren Scheck, wenn auch finanziell nicht ganz so schwer, hatte Kultusminister Tonne im Gepäck. Die auf dem Gelände der Klinik befindliche Euthanasie-Gedenkstätte Lüneburg wurde als „Lernort für Demokratiebildung“ ausgezeichnet und erhielt ein Preisgeld von 500 Euro. „Da die überlebenden Opfer der NS-Verbrechen und deren Familien häufig nicht mehr als Zeitzeugen zur Verfügung stehen, werden authentische Erinnerungsorte immer wichtiger“, begründete Tonne die Entscheidung für die Gedenkstätte. „Demokratie will jeden Tag wieder errungen werden“, betonte der Minister.
„Uns bedeutet die Auszeichnung sehr viel. In Zeiten, in denen antidemokratische Strömungen kontinuierlich zunehmen, ist es von Bedeutung, regionale Gedenkstätten, Lern- und Begegnungsorte zu stärken, die neben dem Erinnern an vergangene Verbrechen auch für Teilhabe, Vielfalt und Inklusion und damit verbundene Werte im Jetzt und Hier stehen“, sagte Carolina Rudnick, wissenschaftliche und pädagogische Leiterin der Gedenkstätte. Erst seit August 2020 ist das neue Bildungszentrum der Gedenkstätte im „Alten Gärtnerhaus“ untergebracht. Es beschäftigt sich mit der Aufarbeitung der eigenen Klinikgeschichte als auch den Euthanasie-Programmen der Nazis.