Lüneburg. Geplanter Neubau für 43 Millionen Euro bietet Platz für drei zusätzliche Kreißsäle und vier weitere OP-Säle
Fast 2000 Kinder kommen in Lüneburg jedes Jahr zur Welt, die Zahl der Geburten im Städtischen Klinikum steigt stetig. Denn die Hansestadt wächst, nicht nur Hamburger wählen sie als neuen Wohnort, auch aus anderen Regionen ziehen vermehrt Menschen in die Region. Mittlerweile hat die Stadt etwa 78.000 Einwohner, rund zehn Prozent mehr als noch vor 20 Jahren. Auch im Landkreis Lüneburg ist die Bevölkerung in den vergangenen Jahren deutlich gewachsen.
„Den Boom an Neugeborenen beobachten wir seit mehreren Jahren“, sagt Dr. Michael Moormann, Geschäftsführer des Klinikums. Dies ist ein Grund, warum nun eine deutliche Erweiterung des Hauses in Planung ist. In Zukunft soll es sieben Kreißsäle geben, bisher sind es vier. Auch ein Eltern-Kind-Zentrum soll gebaut werden. Darüber hinaus sehen die Pläne vor, die zehn Operationssäle um vier weitere zu ergänzen. Um all dies umzusetzen, ist ein großer Neubau geplant, der einen Teil des bisherigen Gebäudes ersetzen soll.
Kosten werden auf 43 Millionen Euro geschätzt
Die voraussichtlichen Kosten des Investitionsvorhabens werden auf 43 Millionen Euro beziffert. Für eine Förderung muss das Land Niedersachsen das Vorhaben in seine Investitionsplanung übernehmen. Grundlage für das Projekt ist ein Raumprogramm, das den zusätzlichen Flächenbedarf von etwa 20.000 Quadratmetern begründet.
„Wir haben erhebliche Flächendefizite in der Geburtshilfe, der Neonatologie und der Pädiatrie. Diese Bereiche sind zu klein für die angebotenen Leistungen“, erklärt Moormann. Zudem muss die Zentralsterilisation erweitert werden. Dort wird benutztes Material aus dem Krankenhaus aufbereitet und sterilisiert. Und auch der Operationsbereich sei zu klein. „Dieser ist etwa 25 Jahre alt, mittlerweile gibt es aber viel mehr Geräte in den OP-Sälen. Deshalb werden sie heute deutlich größer gebaut“, so der Klinikumschef.
- Hilfe für traumatisierte Flüchtlinge aus der Ukraine
- Personalausfall: Krankenhäuser in der Region schlagen Alarm
- Lüneburg erweitert sein Krankenhaus
Das Bauvorhaben soll in drei Schritten umgesetzt werden. Dafür ist einiges Hin und Her notwendig. Denn das neue Funktionsgebäude soll auf einer Fläche entstehen, auf der heute noch ein Gebäude mit zwei Stationen sowie dem Institut für Pathologie steht. Dieses muss als erstes weichen, damit das Baufeld frei ist. Im ersten Bauabschnitt entsteht zunächst ein Ersatzgebäude. „Dies ist bereits Teil unserer Zukunftsplanung“, sagt Moormann. Dort wird das Eltern-Kind-Zentrum eingerichtet, in dem verschiedene Angebote rund um Geburtshilfe und die Behandlung von Kindern gebündelt werden. Im zweiten Bauabschnitt wird das neue große Funktionsgebäude errichtet. Dort finden künftig die Operationssäle, die Zentralsterilisation und die endoskopische Funktionsdiagnostik ihren Platz. In einem dritten Schritt wird schließlich das Eltern-Kind-Zentrum vervollständigt.
Durch die Neubauten will das Klinikum auch künftig gut aufgestellt sein, um die Menschen in und um Lüneburg zu versorgen. „Als Zuzugsgebiet bilden die Stadt und der Landkreis eine wachsende Region“, sagt Moormann. Das Klinikum biete den Patienten, die keine längere Fahrt auf sich nehmen wollen, auch eine Alternative zu den Krankenhäusern in Hamburg. Die Erweiterung hat jedoch weiterreichende Gründe.
Herausforderungen der Zukunft einer alternden Gesellschaft
„Wir müssen uns auf die Herausforderungen der Zukunft einstellen“, sagt Moormann. Dazu zähle zum einen der demografische Wandel und die damit einhergehende älter werdende Gesellschaft. Zudem würden Krankheiten, die vor 20 Jahren oft tödlich endeten, heute zunehmend als chronische Krankheiten behandelt werden – das sogenannte Sisyphus-Syndrom. Und schließlich wirke sich auch der medizinische Fortschritt aus: Die moderne Medizin bringe neue Möglichkeiten für die Behandlung vor Krankheiten mit sich.
„Die Medizin entwickelt sich weiter, und das größer werdende Angebot wird von der Bevölkerung genutzt“, sagt der Klinikumschef. Bis der gesamte Neubau in Lüneburg in Betrieb gehen kann, wird es seiner Einschätzung nach jedoch noch mindestens zwölf Jahre dauern. Die genaue Bauzeit sei von der Baukonjunktur abhängig und davon, wie sich der Fachkräftemangel und die derzeitige Materialknappheit weiterentwickeln, sagt Moormann. „Der erste Abschnitt mit dem Eltern-Kind-Zentrum könnte in vier Jahren stehen. Für den Bau des Funktionsgebäudes sind dann voraussichtlich weitere fünf Jahre notwendig.“
Städtische Klinikum Lüneburg wurde erst 2019 vergrößert
Das Städtische Klinikum Lüneburg wurde erst 2019 für etwa 60 Millionen Euro vergrößert. Der Erweiterungsbau brachte dem Haus eine zusätzliche Fläche von 16.000 Quadratmetern. Auf vier Stockwerken wurden vor allem Bereiche zusammengelegt, die zuvor räumlich getrennt waren. Für die neuen Erweiterungspläne läuft derzeit die Abstimmung mit dem Land.
Krankenhäuser in Niedersachsen haben für bestimmte Bauvorhaben Anspruch auf staatliche Förderung aus dem Krankenhausinvestitionsprogramm. Sie müssen nicht nur aktuellen Erkenntnissen in der Medizin gerecht werden, sondern auch ihre Untersuchungs- und Behandlungseinrichtungen den veränderten Strukturen und Rahmenbedingungen im Gesundheitswesen anpassen. Gefördert werden können sowohl Neubauten als auch Umbauten, unabhängig davon, wer Träger des Krankenhauses ist.
Das Programm wird verwaltet durch das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung. Grundlage für die Förderung ist das Niedersächsische Krankenhausfinanzierungsgesetz. Bei der Auswahl der förderfähigen Projekte werden reine Sanierungsmaßnahmen nicht berücksichtigt. Vielmehr wird in zukunftsfähige Versorgungsstrukturen der Krankenhäuser investiert, um ein modernes medizinisches Angebot zu sichern.