Landkreis Harburg. Aktuelle Lage stellt Verwaltung vor knifflige Frage. Was die rückläufigen Zahlen für die Unterkünfte in den Kommunen bedeuten.
Auf den ersten Blick sind die Zahlen erfreulich. Der Landkreis Harburg musste im vergangenen halben Jahr weniger Flüchtlinge aufnehmen, als ihm von der Landesaufnahmebehörde angekündigt worden waren. Weil mit jeder Flucht ein menschliches Schicksal verbunden ist, sind geringere Zahlen sogenannter „Weltflüchtlinge“ – Flüchtlinge aus der Ukraine sind nicht darin enthalten – nur zu begrüßen. Allerdings stellen sie die Kreisverwaltung in Winsen vor organisatorische Herausforderungen.
Flüchtlinge Landkreis Harburg: Geringe Zuweisung ist womöglich auszugleichen
„Die Unterquote tragen wir vor uns her“, sagte Ana Cristina Bröcking in der jüngsten Sitzung des Kreis-Ausschusses für Gesundheit, Integration und Soziales. „Je größer die Unterquote, desto schwieriger die Kalkulation für Bau und Erweiterung von Unterkünften“, führte die Kreisrätin aus. Bedeutet, dass geringere Zuweisungen in der Vergangenheit durch höhere Zuweisungen in der Zukunft ausgeglichen werden könnten.
Angesichts der Tatsache, dass der Bau von Unterkünften für Geflüchtete etwa ein halbes Jahr Vorlauf benötige, sei ein gewisses Taktieren erforderlich, so Bröcking. „Einige Erweiterungen haben nach 2025 verschoben werden können.“ Allzu hohe Leerstände möchte der Landkreis Harburg nicht produzieren: Das Vorhalten von Kapazitäten wird nämlich nicht gefördert.
Unterkunft Beckwiesen in Bendestorf: Hier ziehen neuerdings Familien ein
In diesem Jahr wurde die Unterkunft in Handeloh geschlossen. Die 85 Personen sind umgezogen nach Wenzendorf in eine neue Flüchtlingsunterkunft in einem ehemaligen Seniorenheim. Vor allem Familien finden seit wenigen Tagen an den Beckwiesen in Bendestorf eine vorübergehende Heimat. Erweitert worden sind 2024 zwei Einrichtungen in Buchholz und Hollenstedt. Der Erstbezug an der Handwerkerstraße in Drennhausen (Samtgemeinde Elbmarsch) steht unmittelbar bevor.
Mit Stand 25. Oktober leben 3727 Flüchtlinge in den insgesamt 60 Unterkünften im Landkreis Harburg. Aktuell stehen etwa 850 freie Betten zur Verfügung. 85 Prozent dieser Unterkünfte werden als „zentrale Unterkünfte“ betrieben. Es gibt eine Heimleitung, soziale Betreuung und zumindest zeitweise einen Wachdienst. In neun dezentralen Unterkünften (176 Plätze) ist das nicht der Fall. Etwa 600 anerkannte Personen, die in den Unterkünften leben, sind auf der Suche nach einer Wohnung.
Ende Oktober leben 3727 Flüchtlinge in 60 Unterkünften im Landkreis Harburg
Zur Unterquote: Für den Zeitraum von Anfang April bis Ende September 2024 waren dem Landkreis Harburg 50 neue Flüchtlinge pro Woche angekündigt worden, tatsächlich gekommen sind 26. Die häufigsten Herkunftsländer sind (im Kreisgebiet wie auf Bundesebene) Afghanistan, Syrien und die Türkei. „In den vergangenen Jahren stiegen die Zuweisungen im Herbst stark an. In diesem Jahr gehen wir nicht davon aus“, sagte Corinna Hoops (Abteilung Migration), die die Zahlen im Ausschuss vorstellte.
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Für das kommende halbe Jahr bis Ende März 2025 avisiert die Landesaufnahmebehörde (LAB) Niedersachsen dem Landkreis Harburg 25 neue Flüchtlinge pro Woche. Wird die aufgebaute Unterquote in diesem Zeitraum zur Gänze aufgeholt, könnten es bis zu 41 Personen pro Woche werden. Konsequent also, dass die Kreisverwaltung ihre Planungen für Neubau und Erweiterung von Unterkünften fortsetzt. Teilweise handelt es sich um Einrichtungen der Städte und Gemeinden.
Flüchtlinge Landkreis Harburg: An sieben Standorten sollen 443 Plätze entstehen
Im laufenden Jahr sind vier konkrete Bauvorhaben (davon drei in Container-Bauweise) mit 342 Plätzen entstanden. Für das kommende Jahr plant der Kreis Baumaßnahmen an sieben Standorten (davon sechs in Container-Bauweise) mit 443 Plätzen. Zu den Standorten hielt sich ein Sprecher bedeckt. Als flexibler Puffer können kurzfristig 120 Plätze in der Schützenhalle Buchholz bereitgestellt werden.