Landkreis Harburg. Intelligenter Katastrophenschutz: Feldversuch in Buchholz. Mit welchen futuristischen Methoden Retter in Zukunft noch effizienter arbeiten.
Die Zukunft des Katastrophenschutzes wurde im „TIP Innovationspark Nordheide“ in Buchholz greifbar. Bei der Abschlussübung eines Forschungsprojekts zum „Intelligenten Katastrophenschutz“ testeten Feuerwehrleute am Sonnabend modernste Technologien unter realen Bedingungen.
In einem fiktiven Szenario wurde ein Firmenbrand simuliert. Schon auf der Anfahrt startete die Drohne „Beagle M“ und kreiste in 90 Metern Höhe über dem Gebäude. Dibbersens Ortsbrandmeister Volker Kleeblatt griff bereits während der Anfahrt per Tablet auf das digitale Einsatzunterstützungssystem „Dräger Smart Rescue System“ zu. „Die Live-Bilder auf meinem Tablet verschafften mir sofort einen Überblick“, erklärte er.
Sensoren übermittelten in Buchholz Daten zu Temperatur, Druck und Bewegungen
Im Übungsgebäude angebrachte Sensoren übermittelten Daten zu Temperatur, Druck und Bewegungen per 5G an einen Server. Eine von Dräger entwickelte App bündelte die Informationsflut für den Einsatzleiter übersichtlich auf dem Tablet. Zukünftig könnten dort auch digitale 3D-Gebäudepläne abrufbar sein - eine deutliche Verbesserung gegenüber den bisher üblichen 2D-Ausdrucken.
Besonders spannend war der Test zur Ortung von Atemschutzträgern im Gebäude. „Dabei kommt unsere Lösung ohne die Nutzung zusätzlicher technischer Infrastruktur aus. Zur Positionsberechnung werden lediglich am Atemschutzgerät verbaute marktübliche Handysensorik sowie ein BIM-Gebäudemodell und 5G verwendet“, erläuterte Dräger-Projektleiter Timm Wallrodt.
Landrat Rainer Rempe sagte: „Besonders beeindruckt hat mich neben der Technik die enge und hochengagierte Kooperation aller Beteiligten, die mit viel Flexibilität und einem hohen Maß an gegenseitiger Unterstützung auf das gemeinsame Ziel hingearbeitet haben.“
Forschungsprojekt ist Teil eines bundesgeförderten Projekts
Der stellvertretende Kreisbrandmeister Torsten Lorenzen betonte den Mehrwert für die Einsatzkräfte: „Mit einem digitalen Einsatzunterstützungssystem, das uns in Echtzeit Informationen über Gefahrenstellen am Einsatzort, über Fluchtwege oder darüber liefert, ob und wo sich Personen in einem brennenden Gebäude aufhalten, könnten wir sehr viel schneller reagieren und unsere Einsätze zukünftig noch zielgerichteter abarbeiten.“
Das Forschungsprojekt ist Teil des mit rund 3,5 Millionen Euro bundesgeförderten Projekts „USIN5G“. Es ist eine Kooperation verschiedener Hochschulen, darunter die Hochschule 21 aus Buxtehude und die RWTH Aachen, sowie Unternehmen wie Dräger und Beagle Systems. Gemeinsam mit den Feuerwehren Buchholz in der Nordheide und Dibbersen erproben sie Technologien, die die Möglichkeiten der Feuerwehren erweitern sollen.
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Seit August 2023 steht Unternehmen und Hochschulen im TIP Innovationspark Nordheide ein eigenes 5G-Netz für Forschung und Entwicklung zur Verfügung. Es ist als lokales Netzwerk auf das rund 25 Hektar große Areal begrenzt und ermöglicht Spitzendatenraten von bis zu 10 Gbps.
Die Entwicklung des „Intelligenten Katastrophenschutzes“ ist noch nicht abgeschlossen. Die bei der Übung gesammelten Daten werden nun ausgewertet und zur Verbesserung der Systeme genutzt.