Jesteburg. Weg zurück in die Selbstständigkeit verläuft für jeden Patienten individuell. Wie die Reha aufgebaut ist und wer die Kosten übernimmt.
„Rüsselkäfer“: So wird das Empfangshaus der Waldklinik in Jesteburg von Einheimischen genannt – seit bald 100 Jahren steht das Gebäude im Landkreis Harburg und hat viele gute Geschichten zu erzählen. Heute gehört der „Rüsselkäfer“ zu einem Neurologischen Fachkrankenhaus und Zentrum für Rehabilitation mit 235 Betten und 30 ganztägig ambulanten Rehabilitationsplätzen.
Erst vor zwei Jahren eröffnete die Klinik ein 6000 Quadratmeter großes neues Bettenhaus. Die Inneneinrichtung ist wie eine Heidelandschaft gestaltet. Durch die bodentiefen Fenster flutet helles Tageslicht die Flure und Zimmer der Patienten.
Waldklinik Jesteburg: Schlaganfall-Patienten kommen aus ganz Norddeutschland
Alle Patienten des Fachkrankenhauses der Waldklinik kommen direkt aus Akutkliniken, oft sogar von der dortigen Intensivstation. Einige von ihnen müssen noch beatmet werden, andere liegen im Wachkoma – und alle sind 24 Stunden täglich auf Hilfe angewiesen. Es gibt drei Krankenhausstationen, die aufeinander aufbauen: A, B1 und B2. Die Patienten durchlaufen sie nacheinander und absolvieren bei Bedarf noch die weiterführenden Rehastationen C und D. Leicht betroffene Schlaganfallopfer steigen meist direkt auf der Rehastation C in die Behandlung ein.
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Der Übergang zum Rehabereich ist fließend. In der Reha liegt der Fokus zunehmend darauf, die Eigeninitiative des Patienten anzuregen. Zweimal in der Woche treffen sich Therapeuten, Pfleger und Ärzte, um zu besprechen, wie der Patient entsprechend seiner persönlichen Wünsche und Vorlieben optimal gefördert werden kann.
Verlorene Gehirnzellen kann auch eine Reha nicht zurückbringen
Durchschnittlich 40 Tage bleiben die Patienten nach einem Schlaganfall allein im Krankenhausbereich der Waldklinik. Viele, die hier ankommen, haben nach einem Schlaganfall Gehirnzellen verloren. Die kann auch eine Reha nicht zurückbringen. Aber: Durch die Neuroplastizität des Gehirns können funktionierende Areale die Aufgaben zerstörter Bereiche übernehmen. Die Grundvoraussetzung dafür: üben, üben, üben.
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Dass Schlaganfallopfer angesichts des Verlusts ihrer Fähigkeiten in Depressionen versinken, kommt vor, ist aber selten, sagt Neuropsychologin Fenja Volmer. In diesem Fall kann den Patienten beispielsweise mit Gesprächen über die Krankheit geholfen werden.
„Solange die Patienten Fortschritte machen, übernehmen die Kostenträger auf Antrag die Weiterbehandlung“, erklären die Geschäftsführer der Waldklinik, Dr. Hans-Heinrich Aldag und Nils Aldag.
Leiterin des Pflegebereichs hält Kontakt zu den Angehörigen
Nach einem Schlaganfall wieder selbstständig zu werden, verlangt viel Geduld. „Ich bin erstaunt, wie guten Mutes viele Patienten schon nach kurzer Zeit wieder sind. Sie haben eine genaue Vorstellung von ihrer Zukunft und dem, was sie wollen“, berichtet Gudrun Wiegels, Leiterin des Pflegebereichs. Gemeinsam mit ihren Kollegen sucht und hält sie den Kontakt zu den Angehörigen, überlegt schon frühzeitig mit ihnen gemeinsam, ob der Patient später wieder zu Hause leben kann und welche Veränderungen dafür nötig sind.
Das Abendblatt stellt in einer Serie Kliniken und Spezialzentren im Hamburger Süden vor. Die müssen den Vergleich mit den Krankenhäusern der Hansestadt nicht scheuen – wir erklären, welche Behandlungen im Landkreis Harburg für wen lohnen und welche Besonderheiten es gibt.