Winsen. Magenverkleinerung im Adipositaszentrum lässt bei Patienten die Pfunde purzeln. Doch für Ärzte und Therapeuten ist das erst der Auftakt.
Das Thema Abnehmen und wie es am besten funktioniert ist derzeit wieder in aller Munde: Einfach jede Woche ein Piks in Bauch, Oberschenkel oder Oberarm – und ganz ohne Verzicht für immer schön und schlank sein?
Der Hype um die neu entwickelte Abnehmspritze lässt Adipositaschirurg und Chefarzt Dr. Holger Meisel im Krankenhaus Winsen und seine Kollegin, die Leitende Oberärztin Stefanie Rähder-Johnson, völlig cool. Sie behandeln jedes Jahr rund 200 adipöse Patienten mithilfe der bariatrischen Chirurgie – also der Magenverkleinerung. Mit einem vielseitigen Therapiekonzept bereiten sie ihre Patienten auf den Eingriff vor, führen ihn mit hoher Fachexpertise durch und betreuen die Patienten auch danach – wenn gewünscht ein Leben lang.
Magenverkleinerung statt Abnehmspritze: Im Adipositaszentrum Winsen purzeln die Pfunde
Die Abnehmspritze, deren Wirkung nur so lange anhält, wie sie verwendet wird, ist keine Alternative zu bariatrischen Operationen, wie sie in dem renommierten Winsener Fachzentrum angeboten werden. Sondern höchstens eine Ergänzung, nämlich dann, wenn Patienten nach der Operation noch ein wenig mehr abnehmen wollen.
Entwickelt wurde sie für eine völlig andere Klientel – Patienten, die nicht schwer adipös sind, sondern einen BMI von unter 35 haben. Über die appetithemmende Wirkung der Substanz, die eigentlich aus der Diabetes-Behandlung stammt, nehmen die Patienten laut Statistik rund 15 Prozent ihres Ausgangsgewichts ab.
Durch das multimodale Behandlungskonzept der Winsener Ärzte sind es weitaus mehr. Und das Beste: Die ungeliebten Pfunde haben kaum eine Chance zurückzukehren. „Adipositas-Operationen sind die zurzeit die optimale Therapie bei ausgeprägtem Übergewicht“, sagt Rähder-Johnson.
Abnehm-Mechanismus für die Patienten wirksamer als Fasten
Die Therapie, die Patienten im Krankenhaus Winsen durchlaufen, ist keine Kosmetik- oder Wellnessbehandlung, sondern schützt die Gesundheit oder stellt sie wieder her. Und das kann mitunter recht schnell gehen: Diabetiker, bei denen der Blutzucker so stark entgleist ist, dass Medikamente nicht mehr helfen, profitieren besonders: Schon unmittelbar nach der Operation benötigen sie weniger Medikamente und im Idealfall gar keine mehr.
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„Wie dieser Mechanismus funktioniert, wissen wir noch nicht, aber auf jeden Fall ist er für Betroffene wirksamer als Fasten“, erklärt Meisel. Und auch Gelenkpatienten spüren nach ein paar Kilo Gewichtsverlust schon bald weniger Schmerzen. Das alles ist kein Hexenwerk. Sondern Ergebnis einer multimodalen ärztlichen Herangehensweise, deren Hauptbestandteil die Operation ist und die von den Krankenkassen bezahlt wird.
Nach einer Bypass-Operation hat der Magen die Größe eines Eierbechers
Angeboten werden im Winsener Adipositas-Zentrum individuelle Lösungen, die auf eventuelle Vorerkrankungen der Patienten zugeschnitten sind. Bei denjenigen, die unter Reflux, dem Rückfluss von Mageninhalt in die Speiseröhre leiden, und außerdem bei Diabetikern, empfiehlt Meisel den Bypass.
Hierbei wird der Magen stark verkleinert, sodass er nur noch die Größe eines Eierbechers hat. Anschließend wird der Magen direkt mit dem Dünndarm verbunden. Effekt: Der Patient wird schneller satt, die Verdauungsphase ist verkürzt und der Körper nimmt weniger Nährstoffe auf.
„Die meisten Patienten werden durch die Behandlung völlig andere Menschen, sie krempeln ihr Leben komplett um.“
Als ein weiterer, effektiver Weg zum schnellen und dauerhaften Gewichtsverlust hat sich nach Worten von Chefarzt Meisel die Sleeve-Gastrektomie erwiesen: Der Magen wird in minimalinvasiver Technik auf die Größe einer schlanken Banane verkleinert. Folge: Der Operierte isst automatisch weniger.
Zwei Mitglieder des Adipositas-Teams haben selbst eine Magenverkleinerung hinter sich
Doch nicht nur die Kompetenz macht den Unterschied, durch den sich das Winsener Adipositaszentrum auszeichnet. Sondern auch die Empathie, mit der das Team die Patienten durch die Therapie begleitet. Zwei Mitglieder des Adipositas-Teams haben selbst eine bariatrische Operation hinter sich und wissen, wie sich Abnehmwillige vor und nach dem Eingriff fühlen.
Die Effekte der Operation, nach der die Patienten pflegerisch durch eine spezielle Bariatric Nurse betreut werden, stellen sich schnell ein: In den ersten Wochen nach dem Eingriff purzeln die Kilos. Je dicker der Operierte vorher war, desto schneller geht es. Die Laune bessert sich, das Energielevel steigt, plötzlich fällt Bewegung wieder leicht.
Das Lebensgefühl der Patienten nach der OP: Ein Zirkel des Glücks
Das wiederum verbraucht Kalorien, was den Gewichtsverlust weiter antreibt. Ein Zirkel des Glücks. Doch nach einem Dreiviertel- bis zu einem Jahr erreicht der Gewichtsverlust meist ein Plateau. Und dieses Plateau liegt oft immer noch deutlich über dem Wert von 30 BMI, den das Winsener Expertenteam für seine Patienten anstrebt.
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Dann setzen Meisel und Rähder-Johnson auf einen zweiten Eingriff, der sich SADI-S nennt. Hierbei wird mit einem Bypass ein Teil des Dünndarms stillgelegt und so die Phase der Nährstoffaufnahme verkürzt. Und schon klappt es wieder mit dem Kiloverlust.
Adipositaszentrum Winsen: Wenn nach der Esssucht der Extremsport kommt
„Die meisten Patienten werden durch die Behandlung völlig andere Menschen, sie krempeln ihr Leben komplett um“, berichtet Rähder-Johnson. Doch kann es auch sein, dass eine Sucht, nämlich das Essen, von der nächsten abgelöst wird, dem Shopping, dem Extremsport. Aus diesem Grund sind die Winsener Adipositasspezialisten auch nach der Operation jederzeit für ihre Patienten da, beraten, stellen Kontakt zu Selbsthilfegruppen her. „Die Nachsorge ist Teil des Abnehmerfolgs“, so Meisel.
Das Abendblatt stellt in einer Serie Kliniken und Spezialzentren im Hamburger Süden vor. Die müssen den Vergleich mit den Krankenhäusern der Hansestadt nicht scheuen – im Gegenteil. Wir erklären, welche Behandlungen im Landkreis Harburg für wen lohnen und welche Besonderheiten es gibt.