Lüneburg/Paris. Im Urlaub hilft Manuela Schulz als Volunteer bei Sport-Events – auch bei Olympia. In Paris ist sie jetzt wieder ganz vorn dabei.
- Manuela Schulz aus Lüneburg hilft regelmäßig als Volunteer bei Sportveranstaltungen
- Für die Paralympischen Spiele in Paris nimmt sie sich extra Urlaub
- Bei ihrem ersten Olympia-Einsatz ist ihr Platz direkt am Spielfeldrand
Den besten Blick auf die Athleten, auf ihre unerwarteten Triumphe und ihre enttäuschten Gesichter haben bei den Olympischen und den Paralympischen Spielen in Paris stets die Fotografen. Immer in ihrer Nähe: Manuela Schulz, eine von Zehntausenden Freiwilligen, die bei dem Großevent in diesem Sommer helfen.
Die 50-Jährige ist für die Paralympics 2024 erneut von Lüneburg in die französische Hauptstadt gereist. Bereits Ende Juli bis Anfang August hat sie drei Wochen als Volunteer dort verbracht. In der Bercy-Arena achtete sie darauf, dass die Presse-Fotografen beim Turnen, Trampolin-Springen und beim Basketball in den vorgesehenen Bereichen blieben.
Volunteer bei Paralympischen Spielen 2024 in Paris – für Lüneburgerin ein Highlight
Diese Aufgabe direkt am Spielfeldrand wird nicht jedem Volunteer übertragen. Manuela Schulz engagiert sich seit Jahren als Freiwillige bei Sportveranstaltungen, es ist fester Teil ihrer Urlaubsplanung.
Sie war beim Marathon in Hamburg und Berlin, bei der Handball-EM der Männer und den Europameisterschaften der Leichtathleten. Mehrere Weltmeisterschaften hat sie als ehrenamtliche Helferin erlebt, beim Boxen, Bahnradfahren, Frauenhandball und bei der Nordischen Ski-WM. Die Liste der 50-Jährigen ist noch viel länger. „Ich habe praktisch alle Sportarten durch.“
Und jetzt also Paris. „Olympia war immer mein großer Traum“, sagt Manuela Schulz, die als Teamassistentin bei der Gesundheitsholding Lüneburg arbeitet. Für diesen besonderen Einsatz hat sie sogar zusätzlichen Urlaub genommen.
An ihren freien Tagen erkundet Manuela Schulz die Stadt mit dem Fahrrad
„Ich bin zum ersten Mal in Paris“, erzählt Manuela Schulz, die sich mit ihrem Mann, der ebenfalls als Freiwilliger hilft, eine kleine Wohnung gemietet hat. „Es ist alles extrem gut organisiert.“ Mithilfe verschiedener Apps fand sie sich schnell in der Stadt zurecht. Die verwirrende Beschilderung in den riesigen Olympia-Hallen hatte sie dagegen erst nach drei Tagen verstanden.
An ihren freien Tagen erkunden sie mit ihren mitgebrachten Fahrrädern die Stadt, besuchen die wichtigsten Sehenswürdigkeiten. Gleich am Anfang, bevor die Spiele begonnen und vieles gesperrt wurde, waren sie auf dem Eiffelturm. Als Besucher waren sie außerdem beim Rugby, Badminton, Hockey und Gewichtheben. Die Tickets mussten sie kaufen, die unbezahlten Volunteers erhalten keine Vergünstigungen und auch keine Unterkunft.
Für jede Sportveranstaltung gibt es eine Bewerberplattform für Freiwillige
Den Aufenthalt in Paris hat Manuela Schulz seit zwei Jahren geplant. Bei den European Championships in München 2022 hatte sie offenbar einen guten Eindruck hinterlassen, die Leiterin ihres Teams fragte, ob sie sich nicht für Olympia bewerben wolle.
Manuela Schulz füllte erneut einen Bewerbungsbogen aus – fast jede Sportveranstaltung hat mittlerweile eine Plattform dafür – und lud ihren sportlichen Lebenslauf hoch. Mit ihrer geballten Erfahrung landete sie, obwohl sie kaum Französisch spricht, für Paris im Presse-Team.
Auf ihre Aufgabe in Paris hat Manuela Schulz jahrelang hingearbeitet
„Das ist eine klasse Aufgabe“, sagt die Lüneburgerin, die zum Beispiel auch weiterhilft, wenn die Fotografen den besten Platz suchen, um die Siegerehrung zu fotografieren. Zwar musste sie bei den Turnwettkämpfen vier bis fünf Stunden am Rand der Turnfläche stehen, der Job ist also durchaus körperlich anstrengend.
Aber dafür ist sie ist ganz nah dran. Das sei viel spannender als im Spectator Service beim Fußball, meint Manuela Schulz. Oder wie bei der Ski-WM in Seefeld 2019, als sie draußen vor dem Veranstaltungsgelände Tickets kontrollierte. „Das ist eher langweilig, weil man nichts vom Sport mitbekommt.“
In der Bercy-Arena sorgte ein begeistertes Publikum für Stimmung
In der Bercy-Arena war die Begeisterung der Zuschauer dagegen fühlbar. „Die Franzosen sind ein tolles Publikum“, sagt Manuela Schulz und berichtet von einem Erlebnis, das sie besonders beeindruckt hat: Eine Trampolinspringerin wollte nach einem Fehler bereits aufgeben. „Aber das Publikum hat so lange applaudiert, bis sie es doch noch einmal versucht hat.“
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Angefangen hat alles mit der Kampagne für Olympische Spiele in Hamburg. „Ich war immer schon sportbegeistert“, sagt Manuela Schulz, die selbst regelmäßig laufen geht. 2016 warb sie mit dafür, die Spiele 2024 in die Hansestadt zu holen. Die Abstimmung ging anders aus, doch Manuela Schulz blieb bei ihrem Engagement. Ihren ersten Einsatz hatte sie bei der Box-WM in Hamburg 2017.
Jedes Jahr hilft Manuela Schulz bei einer Großveranstaltung und vielen kleinen Events
Seitdem folgten viele andere Freiwilligendienste. Zwar mache sie auch Urlaub zur Erholung, betont Manuela Schulz, meist geht es für eine Woche an die See. Aber einmal im Jahr hilft sie bei einer größeren Sportveranstaltung über ein bis zwei Wochen, dazu kommen regelmäßig Wettkämpfe an Wochenenden und Tagesveranstaltungen
„Es ist wie eine Sucht“, sagt sie lachend. So gehe es auch vielen anderen Freiwilligen, die sie häufig bei den großen Veranstaltungen in Hamburg, Berlin oder München wiedertrifft. „Es ist eine tolle Community, ich lerne auch immer wieder neue Menschen kennen. Und es gefällt mir, dass wir alle zum Erfolg einer Veranstaltung beitragen.“
Auf die Paralympics in Paris freut sich Volunteer Manuela Schulz ganz besonders
Nach drei Wochen in der französischen Hauptstadt kommt Manuela Schulz nur kurz zurück nach Niedersachsen. Bei den Paralympischen Spielen in Paris, bei denen sich Sportler und Sportlerinnen mit körperlichen Einschränkungen messen, wird sie erneut Fotografen beaufsichtigen. Auf diesen Einsatz freut sie sich besonders. „Die Athleten zeigen oft noch stärker, wie dankbar sie sind, dass wir da sind.“
Für das kommende Jahr hat die engagierte Helferin bereits das Deutsche Turnfest in Leipzig ins Auge gefasst. Vielleicht bewirbt sie sich auch für Milano Cortina 2026 – die nächsten Olympischen Winterspiele in Italien. „Aber eigentlich wollten wir auch endlich mal wieder in den Urlaub fliegen.“