München. Nach der WM ist vor Olympia: Die deutschen Wintersportler arbeiten bereits auf die Spiele 2026 hin. Wer könnte seine Medaillensammlung erweitern und was macht der Nachwuchs? Eine Bestandsaufnahme.

Die Skispringer feiern Katharina Althaus für dreimal WM-Gold, die Biathleten suchen nach einer Nachfolgerin für Denise Herrmann-Wick und die Alpinen rätseln über die Damen-Misere im Riesenslalom. Die deutsche Wintersportpalette reicht in der nacholympischen Saison von funkelnden Erfolgsgaranten bis hin zu enttäuschenden Sorgenkindern.

Nach den WM-Großereignissen biegt die Saison auf die Zielgerade. Wo steht der deutsche Wintersport ein Jahr nach Olympia und wer könnte bei den Spielen 2026 in Mailand/Cortina d'Ampezzo das nächste Schneemärchen schreiben? Eine Bestandsaufnahme.

Schnelle Piloten

Wie schon bei Olympia waren die Bobfahrer in diesem Winter das Maß aller Dinge. Außer im Monobob, wo Laura Nolte Zweite wurde, gingen alle Weltcup-Gesamtsiege nach Deutschland. „Wir haben unser Leistungsniveau halten können und haben auch den Nachwuchs gut herangeführt“, sagte Cheftrainer René Spies. Bei den Rodlern gewann Julia Taubitz bei den Einsitzer-Damen den Gesamtweltcup vor Dajana Eitberger. Der dreimalige Olympiasieger Felix Loch wurde Gesamt-Zweiter vor Max Langenhahn. Und das Doppelsitzer-Duo Tobias Wendl/ Tobias Arlt sicherte sich die große Kristallkugel. Bei den Skeletonis vollendete Christopher Grotheer mit dem Sieg im Gesamtweltcup seine Titelsammlung, Susanne Kreher holte zweimal WM-Gold - Olympia 2026 kann kommen!

Wenn's drauf ankommt

Nach zuvor durchwachsener Saison und einer sehr schwachen Vierschanzentournee lief die WM in Planica für die Skispringer besser als erwartet. Andreas Wellinger holte Silber, Karl Geiger Bronze auf der Normalschanze. Zudem gab es für beide Gold im Mixed-Team mit Katharina Althaus und Selina Freitag. Althaus glänzte in Slowenien zudem als Dreifach-Weltmeisterin und freut sich auf das erste Frauen-Skifliegen in Vikersund am 19. März. Beim Saisonhöhepunkt waren die Skispringer da - ein gutes Omen für Olympia. 

Ein Hoch auf die Oldies

Biathlon-Olympiasiegerin Denise Herrmann-Wick (34) erfüllte sich mit Gold und Silber bei der Heim-WM in Oberhof ihre wohl letzten großen Ziele. Aber wer kommt nach? Talente wie Vanessa Voigt oder Sophia Schneider stehen bereit, aber zur absoluten Weltspitze fehlt einiges. Große Hoffnungen setzt man auf die Rückkehr von Franziska Preuß (28). Bei den Männern kommt von unten zu wenig Druck auf die Arrivierten um Routinier Benedikt Doll (32). Zwei, drei Jahre brauche man, um die nächsten hochzukriegen, sagte Sportdirektor Felix Bitterling. Das wird knapp mit den Winterspielen.

Auch bei den Alpinen sorgt in der WM-Dritten Lena Dürr (31) ein Ski-Oldie für die Höhepunkte. Sorgen bereiten die Speed-Athleten, die selbst durch den zweiten Platz von Andi Sander zuletzt in Aspen ihre trostlose Winter-Bilanz kaum aufgebessern konnten. Noch schlechter steht es um die Damen im Riesenslalom. „Uns fehlen ein bisschen die Typen“, bemängelte Alpinchef Maier und sah Schwachstellen in der Nachwuchsarbeit: „Wir müssen dieses Wettkampf-Gen entwickeln.“

Die jungen Wilden

In Emma Aicher (19) hat sich immerhin eine junge Skifahrerin auf den Weg in die Weltspitze gemacht. Die Allrounderin ist die größte deutsche Alpin-Hoffnung und wird in Italien 2026 wohl in den Speed- und Technikdisziplinen nach Medaillen greifen - im Gegensatz zu Kombiniererin Nathalie Armbruster. Die 17-Jährige ist die Zukunftshoffnung in einem Sport mit ungewisser Zukunft. Die Schülerin holte bei ihrem WM-Debüt in Planica zweimal Silber. Aber: Das Internationale Olympische Komitee (IOC) will auch 2026 keine Frauenwettbewerbe in der Nordischen Kombination bei Olympia zulassen.

Die Durchstarter

Im Langlauf setzte sich der Aufschwung, der bei Olympia 2022 erstmals richtig auffiel, mit WM-Gold im Frauen-Teamsprint und Silber in der Frauen-Staffel, fort. Olympiasiegerin Katharina Hennig feierte im Januar ihren ersten Weltcup-Sieg überhaupt. Der zweite Platz in der Frauen-Staffel war die erste WM-Medaille für den deutschen Langlauf seit zwölf Jahren. Dazu gab es noch Bronze für die Männer-Staffel. Setzt sich der Trend fort, sind Medaillen bei Olympia vorprogrammiert. 

Das Sorgenkind

Der einstige Medaillengarant Eisschnelllauf ist international nur noch zweitklassig. Die glorreichen Zeiten der fünfmaligen Olympiasiegerin Claudia Pechstein (51) sind vorbei. Die Berlinerin und Fridtjof Petzold sorgten bei der WM für die einzig beiden deutschen Top-Ten-Platzierungen in Einzel-Entscheidungen. Olympia-Medaillen hatte es zuletzt bei den Spielen 2010 in Vancouver gegeben. Hoffnungen richtet der Verband etwa auf Kurz- und Mittelstreckler wie Moritz Klein oder Stefan Emele. „2026 wird es wieder eine Medaille geben“, versicherte Verbandschef Matthias Große. Die Zeit läuft.