Paris/Hamburg. Sechs Sportlerinnen aus der Hansestadt starten zweieinhalb Wochen nach Olympia beim Sportfest für Menschen mit körperlichen Einschränkungen
Schwarz-Rot-Gold hängt schon seit ein paar Tagen aus den Fenstern des „deutschen Hauses“ im paralympischen Dorf in Paris. Diverse Fotos tauschen die Athleten auf den sozialen Netzwerken aus, die Vorfreude auf die Paralympischen Spiele, die am Mittwochabend (20 Uhr/ZDF) mit der Eröffnungsfeier auf den Champs-Élysées beginnen, ist offenbar riesig.
Auch bei den Athletinnen aus Hamburg, die bei den Spielen für Menschen mit körperlichen Einschränkungen in der französischen Hauptstadt an den Start gehen.
Tanja Scholz aus Elmshorn Favoritin im Schwimmen
Neben Titelverteidigerin Edina Müller (40, Hamburger Kanu Club) im Parakanusprint und den Rollstuhlbasketballerinnen Anne Patzwald (35) und Maya Lindholm (33, beide HSV) haben sich auch Rollstuhlrugby-Spielerin Britta Kripke (47, Alstersport) und Triathletin Neele Ludwig (33, TSG Bergedorf) qualifiziert.
Eine heiße Medaillenkandidatin ist außerdem die Schwimmerin Tanja Scholz (40) aus Elmshorn, die in Hamburg lebt und trainiert. Seit einem Reitunfall 2020 ist sie querschnittsgelähmt und hat sich mit enormem Trainingsfleiß in die Weltspitze geschwommen. „Wir haben auch in einem großen Tief gesteckt“, sagte sie im NDR auch mit Blick auf Ehemann Björn, „dass wir jetzt da hinfahren, ist das Größte.“
143 deutsche Athleten und Athletinnen sind am Start
Insgesamt 143 deutsche Athletinnen und Athleten sowie fünf Guides dürfen sich auch bei der „zweiten Halbzeit“ in Paris auf viele Zuschauer freuen. Eine Woche vor dem Start waren bereits über 1,75 Millionen der 2,8 Millionen Tickets vergriffen, insgesamt werden etwa 2,5 Millionen Zuschauer erwartet.
Mehrere Wettkämpfe, wie etwa die der Leichtathletik im 77.000 Fans fassenden Stade de France, sind bereits fast ausverkauft. „Ich bin fest davon überzeugt, dass der Funke von Olympia zu den Paralympics überspringt“, sagte Friedhelm Julius Beucher (78), „wir haben die Hoffnung, dass es wunderbare Spiele werden.“
Analog zu den olympischen Sportlern schnitt vor drei Jahren in Tokio auch das deutsche paralympische Team mit insgesamt 43 Medaillen (13 Gold/12 Silber/18 Bronze) so schlecht ab wie noch nie zuvor. Das Ziel sei daher, wieder zu den „zehn besten Parasport-Nationen der Welt“ zu gehören. Beucher ist „fest davon überzeugt“, dass dies gelinge. Die Hoffnungen liegen dabei vor allem auf den arrivierten Kräften wie Weitsprung-Weltrekordler Markus Rehm oder Sprinter Johannes Floors.
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Verfolgen lassen sich die Wettkämpfe für die Daheimgebliebenen zu einer für den Para-Sport besonderen Zeit. Erstmals werden paralympische Wettkämpfe in der Primetime ausgestrahlt. Die ARD überträgt am 2. September rund um das 100-m-Finale sowie am 4. September im Rahmen der Weitsprung-Entscheidung von Rehm jeweils von 20.15 bis 22.15 Uhr live.
Die Anerkennung und Aufmerksamkeit für die paralympischen Sportler ist insgesamt in den vergangenen Jahren gestiegen. „Wir finden es ganz toll, dass noch mehr Menschen die wunderbaren Leistungen unserer Athleten begleiten können“, sagte der deutsche Chef de Mission Karl Quade: „Wenn wir da um Viertel nach 8 auftauchen, hat man von Natur aus zwei bis drei Millionen Zuschauer.“