Buxtehude. Talent spielt kommende Saison Handball-Bundesliga in Buxtehude. Bei der WM in China feierte sie nun ihr Debüt – so lief die Premiere.
Als Lin Lück im Sommer ihre Heimat Frankfurt (Oder) verließ und einen Vertrag beim Buxtehuder SV unterschrieb, hatte sie einen Koffer voller Träume dabei. Einer davon: Mit den BSV-Frauen in der 1. Bundesliga zu spielen. Auf diese Premiere muss die 18-Jährige voraussichtlich bis Mitte September warten. Ein anderer Traum wird in diesen Tagen dagegen Realität. Die Rückraumspielerin steht im Nachwuchskader des Deutschen Handball-Bundes (DHB) und vertritt bei der U18-Weltmeisterschaft in China die deutschen Farben.
Handball-WM: Zwei weitere Talente aus Buxtehude sind in China dabei
Es spricht für die gute Nachwuchsarbeit in Buxtehude, dass Lin Lück nicht allein den Sprung in das 16-köpfige Aufgebot von Bundestrainer Gino Smits geschafft hat. Begleitet wird sie von Lilli Frey und Lina Steinecke. Darüber hinaus steht Malu Sperling (alle Team Buxtehude) auf der Reserveliste und darf auf Nachnominierung hoffen.
Die U18-WM in China läuft bis zum 25. August. Zum Vorrundenauftakt in Gruppe H feierte Deutschland zunächst einen 42:18-Kantersieg gegen Guinea und danach einen 31:26 (14:15)-Erfolg gegen Island. Damit hat die DHB-Auswahl vor dem letzten Gruppenspiel gegen Tschechien (Sonnabend, 10 Uhr deutscher Zeit) das Weiterkommen bereits sicher. In die Hauptrunde ziehen die ersten beiden Nationen aus jeder der acht Gruppen ein. Alle WM-Spiele werden per Livestream unter www.solidsport.com kostenpflichtig übertragen. Ein Turnierpass kostet 30 Euro.
Neues Wohnheim: Lin Lück zieht als ein der ersten Handballerinnen ein
Schon die ersten Tage nach dem Umzug von Frankfurt nach Buxtehude hatten Lin Lück gezeigt, dass sie auf dem richtigen Weg ist. In den ersten Juli-Tagen war die 18-Jährige als eine der ersten Handballerinnen in das neue Wohnheim des Buxtehuder SV an der Bahnhofstraße eingezogen. Beim Gang zum Krafttraining wollte sie einen anderen Weg ausprobieren – und verlief sich prompt.
„Als ich etwas ratlos dastand, kam sofort eine Frau, die gefragt hat, ob sie mir helfen kann“, berichtet die U18-Nationalspielerin. Ihre Schlussfolgerung: „Die Leute sind echt nett hier. Ich bin in ein liebevolles Umfeld gekommen.“ Ihre Entscheidung, mit dem Damenteam des Buxtehuder SV in der neuen Saison in der Bundesliga anzugreifen, ist für Lin Lück ein großer Schritt. Sie ist der jüngste von sechs externen Neuzugängen.
Neuzugang Lin Lück in Buxtehude: „Ich bin in ein liebevolles Umfeld gekommen“
Immerhin kommt sie nicht aus der Region, hat nicht wie viele ihrer jungen Teamkolleginnen zuvor für die A-Jugend oder das Drittligateam des BSV gespielt. „Die Entscheidung, Frankfurt hinter mir zu lassen, ist mir echt schwergefallen. Aber ich habe große Träume und denke, sie hier verwirklichen zu können. Dafür muss ich raus aus meiner Komfortzone“, sagt Lin Lück, die in Pillgram, einem Dorf in der Nähe von Frankfurt (Oder), aufgewachsen ist.
350 Kilometer Luftlinie liegen zwischen der alten und der neuen Heimat. „Meine Mama ist schon traurig, auch weil mein älterer Bruder zum Studieren weggeht.“ Bereits im Alter von zwölf Jahren zog Tochter Lin in das Handballinternat des Frankfurter HC, für den sie bis zur vergangenen Saison spielte. Frankfurt liegt nur zehn Kilometer entfernt von Pillgram, sodass sich die Familie weiter häufig sehen konnte.
Schon als Zwölfjährige zog sie in das Handballinternat des Frankfurter HC
„Damals bin ich mit der Umstellung gut klargekommen“, erzählt die 1,84 Meter lange Rückraumspielerin, die noch zur Schule geht. Sie steigt in die zwölfte Klasse der Integrierten Gesamtschule (IGS) Buxtehude ein. „Ich bin eine sehr gute Schülerin und möchte meine Noten halten“, sagt sie, bevor es um sportliche Ziele geht: „Überhaupt in der Bundesliga zu spielen, ist ein Traum. Dann irgendwann auch international und vielleicht in der A-Nationalmannschaft.“
Mit großen Auftritten in der Halle Nord kennt sich Lin Lück jedenfalls schon aus. Im Mai gewann sie dort mit dem Frankfurter HC die deutsche Meisterschaft der weiblichen A-Jugend – dank eines 26:24-Erfolges im Finale gegen Gastgeber Buxtehude. Lin Lück wurde als beste Abwehrspielerin des Final-Four-Turniers ausgezeichnet und unterschrieb einige Wochen später einen Zweijahresvertrag beim BSV.
Ein Traum: Für Deutschland bei U18-Weltmeisterschaft in China spielen
„Ich freue mich sehr auf die Vorbereitung mit meiner neuen Mannschaft“, sagt die sympathische 18-Jährige. „Ich möchte das Maximale aus mir herausholen und alles für den gemeinschaftlichen Erfolg tun“, sagt sie. Womöglich wird BSV-Trainer Dirk Leun in den kommenden Wochen phasenweise auf seinen jungen Neuzugang verzichten müssen. Denn Lin Lück arbeitet an der Verwirklichung eines weiteren großen Traumes: der Teilnahme an der U18-Weltmeisterschaft vom 14. bis 25. August in China.
„Zu gern möchte ich Land und Leute in China kennenlernen und sportlich für Deutschland spielen“, sagt die Neu-Buxtehuderin. In den vergangenen Jahren hat sie die Teilnahme an internationalen Championaten jeweils knapp verpasst. 2024 sieht es besser aus: Momentan zählt Lin Lück zum 18er-Kader des Deutschen Handball-Bundes (DHB), der sich jüngst bei den Lübecker Handballtagen einspielte und Ende Juli zwei Testspiele in Ungarn gegen die Gastgeberinnen bestritt.
Nur noch zwölf Vereine: Buxtehude steht vor sehr anspruchsvoller Saison
Anfang September geht der Buxtehuder SV in seine 36. Saison in Folge in der 1. Frauen-Bundesliga. „Es wird eine sehr, sehr anspruchsvolle Saison“, sagt Manager Peter Prior. „Wir haben einen sehr guten Kader und sechs tolle Neuzugänge.“ Nach der planmäßigen Reduzierung besteht die Handball Bundesliga Frauen (HBF) von der Saison 2024/2025 an nur noch aus zwölf Mannschaften – naturgemäß haben sich nicht die stärksten in die 2. Bundesliga verabschiedet.
Manager Prior: „Mit Platz neun können und wollen wir uns nicht anfreunden“
Nach 22 Hauptrundenspielen werden die ersten acht Vereine Play-offs bestreiten, für die Ränge neun bis zwölf geht es in den Play-downs gegen den Abstieg. Die letzte Saison hatte der Buxtehuder SV als Tabellenneunter abgeschlossen. „Damit können und wollen wir uns nicht anfreunden“, so Prior. „Auch Platz sieben oder acht wäre für den Start in die Play-offs nicht das Optimum. Und da wollen wir eine gute Rolle spielen.“
Der Trainer Dirk Leun – er startet in sein 17. Jahr als Hauptverantwortlicher – ist froh, die Position der Spielmacherin nun doppelt gut besetzt zu haben: einerseits mit der 20-jährigen Anika Hampel (HSG Bad Wildungen), andererseits mit der 23-jährigen Niederländerin Isa Ternede (Füchse Berlin). „In der vergangenen Saison hatten wir nie beide Spielmacherinnen zur Verfügung, manchmal auch gar keine“, blickt der 60-Jährige zurück.
Team des Buxtehuder SV: Jung, kreativ, ehrgeizig und entwicklungsfähig
Befragt nach den Attributen seiner neuen Mannschaft, überlegt der Coach keine Sekunde: „Jung, kreativ, ehrgeizig und entwicklungsfähig.“ All das verkörpere die junge Mannschaft mit einem Durchschnittsalter von 21,6 Jahren.
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„Wer sich mit meiner Vita auskennt, weiß, dass mir die Arbeit mit jungen Menschen sehr wichtig ist.“ Leun hofft, mit Blick auf die kommenden Jahre personelle Konstanz in Buxtehude herstellen zu können und nennt in diesem Zusammenhang den VfL Oldenburg als positives Beispiel. „Mit Konstanz kann man viel erreichen, was einem andere nicht zutrauen.“
Vorbereitungsspiele unter anderem gegen Handball-Luchse und VfL Oldenburg
Um in der neuen Saison zunächst den Einzug in die Play-offs zu schaffen, müsse die Mannschaft die gesamte Saison über konstante Leistungen an den Tag legen. Leuns zweites Ziel besteht darin, zu einem bestimmten Zeitpunkt, sprich in den Play-offs, Bestform abrufen zu können. „Dann ist auch eine positive Überraschung möglich“, sagt der Trainer.
In der Vorbereitung wird der Buxtehuder SV unter anderem am Sonntag, 11. August, in der Halle Nord gegen die Handball-Luchse und am Donnerstag, 22. August, in Fredenbeck gegen den VfL Oldenburg testen. Geplant ist wieder das traditionelle Trainingslager am Ringköbing-Fjord in Dänemark mit Testspielen gegen Top-Vereine aus Dänemark und Norwegen, ein Vorbereitungsturnier in Blomberg sowie zwei Testspiele in Höör (Südschweden).
Buxtehuder SV: Erstes Heimspiel am 15. September gegen TuS Metzingen
Das erste Pflichtspiel findet am Freitag, 30. August, auswärts in Bad Segeberg statt: Das DHB-Pokalspiel der ersten Runde beim Regionalligisten SG Todesfelde/Leezen wird um 19.30 Uhr angepfiffen. Die Bundesliga-Saison startet acht Tage später mit einem Auswärtsspiel am Sonnabend, 7. September, um 19 Uhr bei Borussia Dortmund.
Zum ersten Heimspiel der neuen Saison empfangen die BSV-Frauen am Sonntag, 15. September, um 15 Uhr die TuS Metzingen in der Halle Nord. Eintrittskarten für diese Partie und alle weiteren Heimspiele des Buxtehuder SV gibt es ab sofort im Ticketshop unter tickets.bsv-live.de.