Fleestedt. Digitales Lernen als Schwerpunkt, dazu viel Kunst und Bewegung: Wer hinter dem Konzept steckt und wie hoch das Schuldgeld ist.
- Mit Innovationen tut sich das deutsche Schulsystem bekanntermaßen etwas schwer
- Das fiel vor allem in der Corona-Pandemie auf, als die mangelnde Digitalisierung die Schulen vor große Herausforderungen stellte
- Eine neue Freie Schule südlich von Hamburg geht nun völlig neue Wege – auch beim Thema Digitales Lernen
Rund drei Jahre lang haben engagierte Eltern und Pädagogen im Landkreis Harburg an Konzepten für eine neue Schulform gefeilt, Arbeitskreise organisiert und nach einem geeigneten Schulgebäude gesucht. Nun zahlt sich ihre hartnäckige Arbeit aus: Am 18. August startet die neue Fuxs-Schule in Seevetal-Fleestedt in ihr erstes Jahr. Am Vormittag ist feierliche Einschulung, am Nachmittag wird es ein großes Schulfest geben.
Fuxs Schule im Hamburger Süden feiert Eröffnung: Jahrelange Arbeit hat sich gelohnt
Das Start-Datum ist interessant: Eigentlich enden die Sommerferien 2024 in Niedersachsen am 2. August. Die neu gegründete Privatschule hat sich aber für einen späteren Termin entschieden. Das nennt man flexibel – und verdeutlicht, wie ernst es der Fuxs Schule mit der neuen Ausrichtung ist. Am 19. August ist dann der erste offizielle Schultag.
Die Schulgemeinschaftstreffen in Fleestedt sind kurz vor dem offiziellen Start der freien und privaten Schule Fuxs am 19. August gut besucht. Engagierte Eltern und Handwerker sind dabei einen ehemaligen Bürokomplex in der Nähe des Hittfelder Bahnhofes zum Schulgebäude umzubauen. Seit einem Jahr liegt sie die Schlüssel zu dem ehemaligen Bürokomplex, seither laufen Planung und der Umbau des Gebäudes.
„Die Baugenehmigung liegt seit einiger Zeit liegt vor, und auch unser pädagogisches Konzept wurde vom niedersächsischen Kultusministerium akzeptiert“, freut sich Nadine Taeger, die sich vor drei Jahren mit einigen weiteren Eltern zusammentat, um die Privatschule im Süden Hamburgs zu gründen.
Hamburger oder Niedersächsischer Ferienplan? Familien haben freie Wahl
Sechs Wochen vor der offiziellen Eröffnung wird überall gewerkelt, Räume werden vergrößert, die Wände gestrichen. Rückzugsräume und Höhlen werden geplant und sollen bis zum Schulstart fertig sein. Und das Außengelände wird hergerichtet: „Die Liste der Dinge, die noch zu erledigen sind, ist lang – aber ich bin mir sicher, wir sind rechtzeitig zum Schulbeginn fertig,“ sagt die Mutter der Gründungsinitiative, dessen Sohn Bendik zu den ersten Schülern der Fuxs gehören wird.
„Viele unserer Schülerinnen und Schüler kommen aus Hamburg, wir haben uns auf einen Kompromiss geeinigt und starten daher für alle Kinder erst zwei Wochen nach dem Ferienende in Niedersachsen und zwei Wochen vor dem Ferienende in Hamburg“, erklärt Laura Janotta, deren Tochter Talea (6) in diesem Jahr eingeschult wird.
Die Nachfrage nach Schulplätzen ist groß, es gibt eine Warteliste
Auch künftig werde man ein Zwei-Ferien-Konzept fahren: Eltern und Kinder entscheiden selbst, ob sie ihre Ferien nach Hamburger oder niedersächsischer Vorgabe nehmen wollen. Für die anderen Kinder wird es in der Zeit, in der ihre Mitschüler nicht da sind, Projektarbeit, Schwimmkurse und Ausflüge geben. So soll gewährleistet werden, dass alle Kinder einer Familie in den Genuss der gleichen Ferienzeiten wie ihre Geschwister kommen.
Die Nachfrage nach den Schulplätzen ist groß, bereits vor dem Start der Schule gibt es eine Warteliste. „In der Grundschule werden wir zunächst mit 18 bis 20 Kindern starten, fünf werden nach aktuellem Stand eingeschult. Dafür haben wir alle Genehmigungen und erfüllen die Anforderungen des Kultusministeriums“, erklärt Heidi Möller.
Starre Lernvorgaben: Wann stößt ein Kind an seine Kapazitätsgrenzen?
Bisher ging ihre Tochter in die Schule Grumbrechtstraße in Heimfeld. „Das war aber nur unsere Kompromissschule“, erklärt Heidi Möller. „Das Konzept ist für eine Regelschule schon sehr weltoffen und überzeugend, aber dennoch gibt es starre Lernvorgaben, und ich merke, dass meine Tochter oft an ihre Kapazitäts- und Aufnahmegrenzen stößt,“ so die Mutter.
Ihre Tochter beschreibt sie als wissbegierig und allem Neuen aufgeschlossen – wenn man sie nur lasse. Mit entsprechender Begleitung werde sie zum Erlernen der nötigen Fähigkeiten ihren eigenen Zugang finden, ist sich die Mutter sicher.
Besonderen Wert lege man bei der Fuxs auf das digitale Lernen, die Schule möchte fit machen für das Leben von übermorgen. Daher wurde eine eigene Schulplattform entwickelt und konzeptioniert. Dort können Schülerinnen und Schüler, Eltern und Lernbegleiter – so heißen Lehrer und Lehrerinnen auf der Schule – immer ihren aktuellen Wissensstand abfragen und Lerninhalte abrufen. Eine Schulgruppe werde immer von zwei Lernbegleitern angeleitet.
Insgesamt 30 Schülerinnen und Schüler starten ins erste Unterrichtsjahr
Ob eine Oberstufe zum neuen Schuljahr starten kann, ist noch ungewiss. „Gerne würden wir auch hier direkt loslegen, aber wir erfüllen noch nicht alle Vorgaben des Ministeriums“ heißt es. Dafür fehle noch eine Partnerschule, die ab Klassestufe 7 etwa ein Schullabor für die Naturwissenschaften zur Verfügung stellen kann.
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„Aber wir arbeiten mit Hochdruck daran, auch diese Vorgaben noch rechtzeitig zu erfüllen“, so Taeger. Dann würde man mit 30 Schülerinnen und Schüler ins erste Unterrichtsjahr starten. Sechs Lernbegleiterinnen und Lernbegleiter stehen dafür in den Startlöchern.
„Wir hoffen so sehr darauf, dass sich noch ein paar Mädchen anmelden. Wir würden uns über ein paar Mitschülerinnen besonders freuen, bisher sind überwiegend Jungs angemeldet“, sagen Yuna und Talea beim Ortstermin mit dem Abendblatt. Das bestätigt auch der Schulverein, bei der Vergabe werde man darauf achten, ein ausgewogenes Verhältnis herzustellen.
Eine Schule für alle Bedürfnisse – von hochintelligent bis Förderbedarf
Das Besondere: Noten, starre Stundenpläne und feste Klassen gibt es auf der Fuxs nicht: Jedes Kind entscheidet weitgehend selbst, was es zu einem bestimmten Zeitpunkt lernen möchte, und wie es dann Zugang zum Themenstoff erlangt. „Wir bieten den richtigen Rahmen für hochintelligente Kinder bis zum Kind mit Förderbedarf“, sagt Nadine Taeger.
Die Schule soll wachsen, bis zu 100 Kinder können von der Grundschule und bis zur Oberstufe, klassisch Stufe 1 bis 10, in dem Gebäude unterrichtet werden. Prüfungen für Schulabschlüsse werden nach Vorbereitungskursen an Regelschulen abgelegt.
Denn erst nach drei Jahren erhalten Privatschulen eine staatliche Förderung. In der Zwischenzeit müssen Einrichtungen wie die FUXS Schule von eigenen Mitteln und dem Schulgeld bestehen. 200 Euro pro Kind werden für den Schulbesuch im Monat fällig. Eine Aufnahmegebühr gibt es nicht. In begründeten Ausnahmefällen gibt es die Möglichkeit einer Ermäßigung.