Winsen (Luhe). Szene-Restaurant ist Geschichte. Wie der Eigentümer für neues Leben sorgen will und welche Erfolgsgeschichte aus Winsen ihm Mut macht.
Was sind die drei wichtigsten Kriterien, die eine gute Immobilie auszeichnen? „Lage, Lage, Lage“, wird auf die Frage gern augenzwinkernd geantwortet. Gute Lage bringt der Bahnhof Winsen allemal mit. Tausende von Pendlern steigen dort morgens auf ihrem Weg Richtung Hamburg oder Lüneburg in den Zug und kehren abends in die Kreisstadt zurück.
Coopers am Bahnhof Winsen: Eigentümer sprach fristlose Kündigung aus
Nebenan steht ein großes Park-and-Ride-Parkhaus. Der Weg aus der Fußgängerzone, immer die Bahnhofstraße entlang, ist innerhalb weniger Minuten fußläufig zu schaffen. Von dieser Lage profitierten auch die Gastronomen, die in den vergangenen 18 Jahren Restaurants im Bahnhofsgebäude betrieben – ab 2006 zunächst das Lim’s, dem 2015 das Coopers folgte.
Doch mit Essen und Trinken im Bahnhof Winsen ist vorerst Schluss. Anfang Juni sprach Eigentümer Jens Peter Oertzen gegenüber Lucas Teschner, Inhaber von Restaurant und Bar Coopers, die fristlose Kündigung aus. Über die Gründe hatten wir in einem gesonderten Artikel berichtet. Oertzen ist Geschäftsführer der Oertzen Projektentwicklung Immobilien GmbH und möchte so schnell wie möglich einen neuen Betreiber finden.
Guter optischer Eindruck: Gäste könnten sofort wieder Platz nehmen
Auch einen Monat nach Schließung macht das ehemalige Coopers einen so guten Eindruck, als könnten Gäste sofort wieder Platz nehmen. Nur die Stiefmütterchen auf den Tischen lassen die Köpfe hängen, die Pfingstbäumchen am Terrassentor sind vertrocknet.
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„Die Einrichtung ist modern, das Inventar vor drei oder vier Jahren erneuert worden“, sagt Jens Peter Oertzen. Den Leerstand im Juni hat er genutzt, um eine neue Heizungsanlage installieren zu lassen. „Das war schon länger geplant.“
Suche nach neuem Betreiber, gern mit anderer Idee oder anderem Konzept
„Bis Corona hatte Herr Teschner super Umsätze. Der Laden ist gut, das hat mir auch die Brauerei bestätigt“, sagt der Winsener. „Grundsätzlich bin ich zuversichtlich, einen neuen Betreiber zu finden. Vielleicht mit einer anderen Idee oder einem anderen Konzept.“ Konkret begründen könne er seine Zuversicht nicht, es sei eher ein Gefühl.
Die Akquise laufe in erster Linie über die Brauereien, Bierverleger und die regionalen Getränkelieferanten, berichtet der Mann, der gleichzeitig Vermieter für eines der wenigen in Winsen verbliebenen Restaurants ist. An der Rathausstraße 56, wo einst Weinhaus Wegener und Laterna Magica zu Haue waren, empfängt seit 2022 das „India Haus“, ein indisches Spezialitäten-Restaurant, seine Gäste.
Restaurants in Winsen können funktionieren, ein Beispiel ist das „India Haus“
„Das läuft gut“, sagt Jens Peter Oertzen. In der Winsener Kernstadt mit ihren 20.000 bis 25.000 Einwohner sehe er Potenzial für mehr Restaurants und Bars als aktuell. Allerdings: „In Winsen müssen die Preise geringer sein als in Hamburg oder Seevetal. Häufig klafft hier eine Lücke zwischen dem, was der Kunde haben möchte und dafür zu geben bereit ist“, so Oertzen.
Ende der 1990er-Jahre hatte das Empfangsgebäude der Deutschen Bahn in Winsen drei Jahre leer gestanden und war in einem sehr schlechten Zustand. Gerade noch zu DM-Zeiten erwarb Oertzen das Objekt im Jahre 2000 und baute es auch dank der Förderung durch Stadt Winsen und Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen (LNVG) zu einem Schmuckstück aus.
Eröffnung des renovierten Bahnhofs zur Landesgartenschau 2006
Pünktlich zur Landesgartenschau Winsen (Luhe) 2006 wurde der neue Bahnhof eröffnet und mit dem „Lim’s“ ein Restaurant präsentiert. Heutzutage sind im Gebäude Bahnhofsplatz 2 auch der „Kiosk im Bahnhof“ und eine Servicestelle für Fahrkarten und mehr der Rosenthal-Gruppe aus Einbeck beheimatet.
Das eigentliche Restaurant verfügt im Innen- und Außenbereich über mehr als 200 Sitzplätze, hat einen gesonderten Clubraum und eine Mitarbeiter-Wohnung im oberen Geschoss. Auch diese könnte ein neuer Mieter in seine Planung einbeziehen.