Buchholz. Die Nordheidestadt beherbergt Special-Olympics-Sportler, verschönert die Innenstadt, verstärkt den Klimaschutz und will Ukraine-Hilfe fortführen
Jan-Hendrik Röhse ist froh, dass er bei den vielen bedrückenden Herausforderungen, die aktuell Länder, Städte und Kommunen belasten, für 2023 ein durch und durch positives Thema aus dem Ärmel schütteln kann. Eines, worauf sich nicht nur der Bürgermeister der Stadt Buchholz freut, sondern auch die Menschen aus der Region. Wenn im Juni 2023 die Special Olympics in Berlin an den Start gehen, wird auch in Buchholz die Olympische Flagge wehen. Die Nordheidestadt wird im Vorwege des sportlichen Spektakels Gastgeberstadt für die teilnehmende Nation Georgien sein. „Damit ist Buchholz Teil der größten Inklusionsbewegung Deutschlands“, sagt Röhse.
Inzwischen laufen die Vorbereitungen für das Ereignis auf Hochtouren. Im Kino wird per Videoclip für ein offenes und inklusives Miteinander geworben. „Als Host Town der Special Olympics können wir als Stadtgesellschaft zeigen, wie groß das Engagement für Menschen mit Handicap in Buchholz ist und dass Inklusion bei uns gelebt wird“, so Röhse. „Wir haben im Verein Blau-Weiss Buchholz viele Angebote für Menschen mit Behinderung und wir haben mit der Förderschule An Boerns Soll eine engagierte Schule, die auf dem Weg ins Leben unterstützt.“
Entwicklung der Innenstadt zu einem attraktiven Zentrum
Für ein gutes Miteinander in einer Stadt, in der die Menschen sich wohlfühlen, stehen auf Röhses Agenda einige Themen – allen voran die Entwicklung der Innenstadt zu einem attraktiven Zentrum, das nicht nur zum Shoppen einlädt, sondern auch zum Verweilen. Die Arbeiten in der Fußgängerzone und im Rathauspark laufen auf Hochtouren. Insgesamt steht der Stadt für die Verschönerung der Innenstadt im Rahmen des Förderprogrammes „Perspektive Innenstadt!“ ein Investitionsvolumen von rund 1,2 Mio. Euro zur Verfügung – 1,09 Millionen Fördergelder aus dem REACT-EU-Programm als Teil der Reaktion der Union auf die COVID-19-Pandemie. Der Eigenanteil der Stadt liegt bei rund 110.000 Euro.
Das Förderprogramm soll Kommunen dabei unterstützen, ihre Innenstädte mit individuellen Konzepten zukunftssicher und nachhaltig zu entwickeln. Dabei geht es zum einen um den Einzelhandel, aber insbesondere auch um die Gestaltung der Zentren unter den Blickwinkeln Klimaschutz und Aufenthaltsqualität.
Bunter und gepflegter, komplett barrierefrei und noch kinderfreundlicher
„Wir wollen die Innenstadt zu einem Wohlfühlort machen, der nicht nur vielfältige Einkaufsmöglichkeiten bietet, sondern auch einen hohen Freizeitwert“, sagt Jan-Hendrik Röhse. „Unsere Innenstadt wird dafür deutlich bunter und gepflegter, komplett barrierefrei und noch kinderfreundlicher.“ Sitzbereiche sollen attraktiver gestaltet, zeitgemäße Spielzonen für Kinder eingerichtet werden.
Im Rathauspark wird der Teich durch Sitzstufen ergänzt, neue Bänke sollen aufgestellt, klimaresistente Bäume und Blumen gepflanzt werden. Bereits 2022 hat die Stadt Buchholz von den Fördergeldern eine mobile Bühne gekauft. Diese soll auch 2023 für Konzerte und kulturelle Veranstaltungen im Stadtzentrum am Emporeteich aufgebaut werden.
Im Zuge der Innenstadtaufwertung soll sich auch das Image der Stadt verbessert werden. Dafür wurde vor kurzem das Buchholz Marketing neu aufgestellt. „Wir wollen gemeinsam mit den Einzelhändlern versuchen, die City aufzuwerten“, so Röhse. Über das Förderprogramm „Zukunftsfähige Städte und Zentren“ soll zeitnah ein Citymanager eingestellt werden. Dieser soll Konzepte gegen den Leerstand entwickeln, Ideen für kurzfristige Nutzungen von Ladenflächen erarbeiten und eine gemeinsame Online-Plattform für Händler installieren.
Sahnegrundstück mitten im Stadtzentrum, seit Jahren als Parkplatz genutzt
Es gehe aber auch darum, ungenutzte Potenziale in der City zu erfassen und zu nutzen. Dazu gehört unter anderem die Fläche „City Center II“. Ein Sahnegrundstück mitten im Stadtzentrum, das seit Jahren als Parkplatz genutzt wird. 2023 soll die Stadtverwaltung konkrete Planungen für das Grundstück einleiten und ein Entwicklungskonzept erarbeiten.
Röhse könnte sich vorstellen, dort ein Gebäude zu schaffen, an dem verschiedene öffentliche Angebote wie zum Beispiel die Stadtbücherei untergebracht werden, Flächen für Büros und Praxen sowie Wohnungen entstehen.
Denn, obwohl 2022 etliche Bauvorhaben in der Nordheidestadt angeschoben worden sind, mangelt es stetig an Wohnraum. Buchholz wächst weiter und braucht dringend mehr Wohnungen. „Wir tun, was wir können“, sagt Röhse. „Aber als Stadt können wir nur dort aktiv planen, wo wir Eigentümer von Flächen sind.“
Auch an der Hamburger Straße starten 2023 die Bauarbeiten
Das betrifft zum Beispiel das städtische Gelände hinter dem Finanzamt. Dort sollen in Zusammenarbeit mit der Kommunalen Wohnungsbaugesellschaft 80 neue Wohnungen entstehen. Die Bauarbeiten sollen den Anfang des Großprojekts „Buchholz 2025 plus“ markieren. Das Stadtentwicklungskonzept sieht für den östlichen Teil der Stadt den Bau von 1500 neuen Wohnungen vor. Auch an der Hamburger Straße starten 2023 die Bauarbeiten. So sollen auf dem 13.000 Quadratmeter großen Grundstück kurz vor der Kreuzung Bendestorfer Straße/Schützenstraße 98 Wohnungen entstehen. Nur wenige Meter weiter Richtung Innenstadt, dort, wo bis zum Frühjahr 2021 das Fahrradgeschäft Cycleteam untergebracht war, ist ein neues Wohn- und Geschäftshaus geplant. Das Bestandsgebäude wird abgerissen. Weitere Wohnungen entstehen in Holm-Seppensen gegenüber dem Rewe-Markt sowie in Sprötze auf dem Gelände des ehemaligen Edeka Schreiber.
Größte Baustelle in 2023 und den folgenden Jahren wird das Canteleu-Quartier rund um den Buchholzer Bahnhof sein. Hier plant das Buchholzer Unternehmen terra Real Estate im ersten Schritt den Bau von 20 Appartements im geförderten Wohnungsbau. Im Erdgeschoss soll eine Tagespflege für Senioren eingerichtet werden. Geplant ist außerdem die Entwicklung von Gewerbe- und Büroflächen. Es soll ein mischgenutztes Quartier entstehen, mit gastronomischen Betrieben, einer Kita, Hotel sowie Parkplätzen. Aktuell laufen die Abrissarbeiten. Bürgermeister Jan-Hendrik Röhse ist froh, dass es endlich los geht. „Das Thema beschäftigt uns schon seit fast einem Jahrzehnt“, sagt er. „Das ist viel zu lang.“
Überhaupt möchte der Bürgermeister Projekte beschleunigen
Überhaupt möchte der Bürgermeister Projekte beschleunigen. Um den großen Bedarf an Gewerbeflächen zu decken, soll am Trelder Berg ein weiteres, zwölf Hektar großes Gewerbegebiet entstehen. „Wir haben in Buchholz eine starke Nachfrage für Großprojekte“, sagt Röhse. Ebenso stark aber ist der Bedarf an Kita-Plätzen, dem die Stadt mit dem Neubau einer weiteren Einrichtung in der Brauerstraße entgegentritt.
Die Einrichtung mit sechs Gruppen soll im März eröffnen. „Wir sind mit der Planung weiterer Einrichtungen beschäftigt“, so Röhse. Es sei jedoch nicht nur eine Herausforderung, Räumlichkeiten zu schaffen, sondern auch Personal zu finden.
Auf den Dachflächen städtischer Gebäude sollen Photovoltaik-Anlagen installiert werden
Auch beim Thema Klimaschutz wird die Stadt Buchholz 2023 wichtige Projekte anschieben und ausbauen. So soll eine Wärmeplanung für die Stadt gemacht werden, die Aufschluss darüber gibt, wie die Wohngebiete künftig mit Wärme versorgt werden sollen. Die Verwaltung will einen Sanierungsmanager einstellen, der konkrete Konzepte für die Sanierung des Altbaubestands in der Stadt erarbeitet. „Wir wollen Hauseigentümer dabei unterstützen, wie sie beim Thema Energieversorgung unabhängig werden können“, so der Bürgermeister. Auf den Dachflächen städtischer Gebäude sollen Photovoltaik-Anlagen installiert werden. Dafür sucht die Stadt einen Partner, der das Invest übernehmen möchte. Das gleiche gilt für Parkhäuser und Parkplätze. Um Strom zu sparen, soll die Straßenbeleuchtung in Buchholz außerdem komplett auf LED umgestellt werden. Die Verwaltung wolle darüber hinaus die Einrichtung weiterer „Bequem-und-sicher-Routen“ prüfen, die das Radfahren in Buchholz attraktiver machen sollen.
Dem Zuzugsdruck von Flüchtlingen sieht Röhse gelassen entgegen. „Es wird eine große Herausforderung“, sagt er. „Aber wir sind darauf eingestellt.“ So habe die Stadt ein Haus an der Hamburger Straße gekauft, in der kleine Appartements für die Unterbringung zur Verfügung stehen. Zudem werden Wohnungen angemietet und Container aufgestellt. Im November zählte die Stadt Buchholz 467 ukrainische Flüchtlinge und 351 Weltflüchtlinge. Was den Bürgermeister besonders beeindruckt, ist das große ehrenamtliche Engagement von DRK und Johannitern in dieser Krise, aber auch die große Solidarität und Hilfsbereitschaft der Bürgerinnen und Bürger in seiner Stadt. „Viele haben Hilfstransporte in die Ukraine organisiert und Unterkünfte bereitgestellt“, sagt er. Er hoffe, dass das so bleibe, auch wenn alle den Gürtel im Moment enger schnallen müssten. „Schließlich besteht Solidarität darin, auch dann noch zu teilen, wenn es weniger wird.“