Buchholz. Mit einer gemeinsamen Pflanzaktion soll ein ehemaliger Spielplatz im Stadtpark zum neuen „Lieblingsplatz“ werden. Mitmacher gesucht.
„Essbare Stadt“, was soll man sich darunter vorstellen? Lebkuchenhäuser? Schokoladenbrunnen auf öffentlichen Plätzen?. Keineswegs! Unter dem Motto „Essbare Stadt“ haben bereits gut 60 große und kleine Kommunen in Deutschland begonnen, Teile ihrer Grünflächen in Jedermann-Nutzgärten zu verwandeln. Ab Freitag gehört Buchholz dazu. Auf dem ehemaligen Spielplatz im Stadtpark soll eine Fläche geschaffen werden, die beim Spazieren gehen nicht nur zum Genuss von frischer Luft und schönem Wetter einlädt, sondern im Vorbeigehen vielleicht sogar noch etwas zum Naschen bietet.
Löwenzahn, wilde Rauke und Brennessel sind in Städten schon immer allgegenwärtig. Dass sie nahr- und schmackhaft sowie gesund sind, ist in Zeiten von Blubbspinat und Dosenmais weitgehend in Vergessenheit geraten. Felsenbirne, Haselnuss und Esskastastanie taugen ebensogut zur Verbesserung des Mikroklimas, wie zum Gaumengenuss. Rosmarin, Lavendel und Salbei bieten etwas für Auge, Nase und Zunge. Und auch ein Kirschbaum macht sich in einem Park mindestens so gut wie eine Buche, blüht schöner und trägt erheblich zur saisonalregionalen Versorgung von Mensch und Vogel bei.
Jostabeere, Heidelbeere oder Felsenbirne werden im Buchholzer Garten gesetzt
Am Freitag werden winterharte Sträucher gesetzt. Jostabeere zum Beispiel, Heidelbeere oder Felsenbirne. Letztere wird wegen der kleinen, runden Form ihrer Frucht übrigens oft für eine Beere gehalten. Nach und nach soll der Platz um viele weitere essbare Pflanzen erweitert werden. „Für die Besuche gilt dann das Prinzip des ‚Fair Use‘“, sagt Mitinitiatorin Annette Noch. „Man soll immer genug übrig lassen, damit andere Menschen und auch Tiere noch etwas davon haben.“
Fair Use ist bei Nutzpflanzen im öffentlichen Raum oft ein Problem. „Urban-Gardening“- und Permakulturprojekte in Hamburg beklagen häufig, dass ihnen nicht etwa zu viele Tomaten vom Strauch stibitzt werden, sondern, dass gleich die ganze Pflanze mitgenommen wird. Annette Noch hofft, dass die kriminelle Energie in Buchholz niedriger ist. Sie selbst hat aber auch in der Großstadt schon positive Erfahrungen gemacht.
Ländliche Allgemeinbildung? Das Wissen ums Nutzgärtnern ging vielen verloren
„Ich habe in Hamburg-Hamm an einem Permakulturprojekt mitgearbeitet“, sagt sie, „und suchte, seit ich vor einem Jahr nach Buchholz gezogen bin, nach einer ähnlichen Möglichkeit hier.“
Permakultur ist eine Sonderform des Stadtgärtnerns und der essbaren Stadt, bei der es darum geht, Nutzpflanzen so anzubauen, dass man das ganze Jahr über etwas ernten kann. Das Wissen darum gehörte noch vor wenigen Generationen zur ländlichen Allgemeinbildung, ging aber vielen verloren.
Ihre Gelegenheit, ihr Wissen aus der Stadt zurück aufs Land zu tragen, erhielt Annette Noch im Rahmen der Initiative „Buchholz besser machen!“ - einem Projekt der Körber-Stiftung, das diese in ein ganzes Bürgerbeteiligungs-Projektnetzwerk „Deutschland besser machen - mit der zukunftsfähigen Stadt“ eingebunden hat.
Urban Gardening in Buchholz: Mitmach-Pflanzaktion für die ersten Sträucher und Stauden
„Buchholz besser machen!“ initiierte mit dem Beteiligungsformat „Tischgespräche“, die Zusammenarbeit zwischen engagierten Bürgerinnen und Bürgern und der Stadtverwaltung, um Klimaprojekte in Buchholz anstoßen und gemeinsam verwirklichen. „Buchholz essbar machen“ ist eines von mehr als 20 dieser Tischgespräche, die bis heute stattgefunden haben.
Dabei hat eine Gruppe engagierter Bürgerinnen und Bürger ein Konzept für den ehemaligen Spielplatz am Richard-Schmidt-Park, direkt in der Kurve der Einfahrt zum Schützenplatz, erarbeitet. „Ein erster Schritt, um diesen Ort zu einem bunten, lebendigen und eben auch mit vielen essbaren Pflanzen aufwartenden Lieblingsplatz zu machen, ist eine Mitmach-Pflanzaktion für die ersten Sträucher und Stauden“, sagt Noch, die gemeinsam mit dem Buchholzer Klimaschutzbeauftragten Nico Wiesmann das Tischgespräch moderiert hat.
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Los geht es am Freitag, 10. November ab 14.30 Uhr. „Wir werden mit Spaten, Pflanzen und Kuchen vor Ort sein und freuen uns darauf, mit vielen netten Pflanzenfreunden von der Stadt gekauften und vom Hof Tiarella gespendeten Pflanzen in die Erde zu bringen“, sagt Noch. Mit etwas Glück könne auch schon eine erste Bank aufgestellt werden. „Alle großen und kleinen Buchholzirinnen und Buchholzer sind herzlich eingeladen, vorbeizukommen, zu schauen, sich zu informieren und mit Hand anzulegen“, betont Noch. Und wenn genügend Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine Laterne mitbringen, gibt es zum Abschluss noch eine kleine Runde „Laterne gehen“ durch den Park