Hamburg. Die brüske Abweisung durch den Senat ist ein Fehler. Der Hafen benötigt dringend Geldgeber, um sich zu modernisieren.

Klaus-Michael Kühne ist ein schwieriger Mensch. Er ist streitbar, polarisiert, und diplomatische Gepflogenheiten sind nicht seine Art. Aber wenn er sich öffentlich äußert, elektrisiert er die Menschen. Er zwingt sie zu einer Reaktion und löst damit wichtige Debatten in der Stadt aus. Das zeigt beispielsweise die Diskussion über ein neues Opernhaus in der HafenCity.

Ähnlich verhält es sich mit Kühnes Vorschlag, die Mehrheit am Hafenkonzern Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) zu übernehmen. Er könnte Milliarden investieren, um den kriselnden Hafen leistungsfähiger zu machen. Und er kritisiert im Abendblatt-Interview die mangelnde Veränderungsbereitschaft des Hamburger Senats.

Kühnes Vorstoß: Hamburger Hafen muss für Investoren geöffnet werden

Man kann darüber streiten, ob Kühnes Vorschlag nicht aus wirtschaftlichem Eigeninteresse zustande kommt, wie er betont. Er ist natürlich in erster Linie Geschäftsmann. Gleichwohl berührt er mit seinem Vorstoß wieder einmal einen wunden Punkt: Tatsächlich scheint der Hafen in seiner Entwicklung festgefahren und perspektivlos oder, um es mit Kühnes Worten zu sagen: „Etwas mehr Veränderung würde der Stadt nicht schaden.“

Da sind zum einen die steten Ladungsverluste, die die Umschlagsbetriebe in wirtschaftliche Nöte bringen. Hinzu kommt der harte Wettbewerb der europäischen Seehäfen, auf den die ausländische Konkurrenz anders als Hamburg vorausschauend reagiert hat: Rotterdam hat seinen Hafen massiv ausgebaut, um seine Vormachtstellung unter Beweis zu stellen. Antwerpen ist mit dem Seehafen von Zeebrügge eine Fusion eingegangen, um die Kräfte zu bündeln.

In Hamburg ist man bisher der Meinung, man könne als Einzelkämpfer fortbestehen. Eine geplante Fusion der HHLA mit Eurogate ist gescheitert.

Immer mehr Reedereien machen einen Bogen um Hamburg

Waren die drei Häfen Rotterdam, Antwerpen und Hamburg in der Vergangenheit dicht beieinander, klafft zwischen den ersten beiden und der Hansestadt in der Entwicklung inzwischen ein tiefes Loch.

Immer mehr Reedereien machen derzeit einen Bogen um Hamburg, nicht nur weil es den Terminals an Effizienz fehlt und weil die Revierfahrt aufgrund des begrenzten Tiefgangs der Elbe so schwierig ist, sondern auch weil sich Ladungsströme verschieben.

SPD und Grüne irren, wenn sie meinen, die Probleme des Hafens seien allein durch den derzeit schwächelnden Welthandel hervorgerufen und könnten sich von selbst erledigen, wenn die Konjunktur wieder anspringt. Und es ist ebenso ein Irrglaube, man könne allein mit der ökologischen Neuausrichtung des Hafens im Sinne de Hafenentwicklungsplans dessen Attraktivität für die Reedereien steigern.

Man sollte über Kühnes Angebot zumindest nachdenken

Man muss den Hafen öffnen und insbesondere Reedern die Möglichkeit zur Beteiligung einräumen. Genau das haben die Hamburger Regierungen in der Vergangenheit immer abgelehnt – auch die von der CDU geführten! Man war sich selber gut genug.

Die brüske Zurückweisung der Kühne-Offerte legt die Vermutung nahe, dass dieses Denken noch immer nicht überwunden ist. Die öffentlichen Mittel, um den Hafen zu modernisieren und wieder flottzumachen, sind äußerst knapp. Da kämen Investitionen eines Milliardärs, der allein mit seiner Beteiligung an der Reederei Hapag-Lloyd im vergangenen Jahr 3,3 Milliarden Euro verdient hat, nicht so ungelegen.

Aber auch andere Modelle sind denkbar. Man sollte zumindest ernsthaft darüber reden. Die Diskussion ist dank Kühne eröffnet.