Hamburg. Die Opernpläne des Hamburger Mäzens sind weiter gediehen als bislang gedacht. Doch der Unternehmer hat eine Schmerzgrenze.
Klaus-Michael Kühne ist ein großer Musikfan – für die Elbphilharmonie hat der Milliardär inzwischen knapp zehn Millionen Euro gegeben, beim HSV war es ein Vielfaches. Nun möchte er seiner Vaterstadt eine Oper spendieren – ein Gespräch über seinen Traum für Hamburg, seine finanzielle Schmerzgrenze – und ob der HSV dieses Mal endlich aufsteigt.
Hamburger Abendblatt: Kommen wir zu schöneren Themen. Ein Thema, das Ihnen als Musikfreund am Herzen liegt, ist der Neubau der Oper in Hamburg. Wie ist der Stand?
Da darf ich nicht so viel zu sagen, weil wir in einem laufenden Verfahren sind, aber es sieht eigentlich nicht schlecht aus. Zuerst war die Skepsis groß, auch bei unserem Kultursenator. Inzwischen ist klar geworden, dass die heutige Oper sehr renovierungsbedürftig ist und dort erhebliche Mittel investiert werden müssten, die das Haus wahrscheinlich jahrelang stilllegen würden.
Klaus-Michael Kühne: Stadt und Investor haben gemeinsames Projekt aufgesetzt
Haben Sie mit dem Bürgermeister über Ihre Pläne gesprochen?
Ja, verschiedentlich. Er hat sich skeptisch zur Finanzierung geäußert. Ich hatte mir immer eine Gemeinschaftsaktion von der Stadt und von meiner Stiftung gewünscht, möglicherweise auch mit einem dritten Partner. Da sind wir nicht weit gekommen. Aber wir haben uns darauf verständigt, ein Projekt aufzusetzen für einen konkreten Standort.
Am Baakenhöft in der HafenCity, wie wir geschrieben haben.
Der sollte eigentlich nicht bekannt werden.
Mehrere Architekturbüros haben sich mit der Oper auseinandergesetzt
Nun ist er in der Welt. Und es heißt, Sie seien schon mit dem Kultursenator nach Oslo gereist, um mit den Architekten von Snohetta konkrete Entwürfe zu besprechen.
Natürlich muss man bei einem solchen Projekt auch über konkrete Vorschläge diskutieren. Aber nicht jeder beeindruckende Vorschlag ist auch realisierbar. Manches ist schlicht zu teuer.
Es soll schon einen neuen Entwurf geben ...
Von Architekten, die Erfahrungen mit öffentlichen Kulturbauten haben. Wenn deren Projekt umgesetzt werden kann, werden wir auf jeden Fall eine sehr, sehr schöne Oper in Hamburg bekommen.
Haben Sie eine finanzielle Schmerzgrenze?
Ja, meine Vorstellung liegt bei maximal 300 Millionen Euro. Ursprünglich hatte ich die Grenze bei 200 Millionen Euro festgelegt.
Oper soll in einen Park eingebettet werden
Das dürfte nicht reichen ...
Das Gesamtobjekt wird sicherlich teurer. Einen Teil muss die Stadt beitragen, das war immer meine Position. Neben dem Grundstück und dem Hochwasserschutz braucht es auch eine gute Infrastruktur, die Gäste müssen ja auch bequem anreisen können. Das eigentliche Gebäude würde meine Stiftung finanzieren. Das Ganze soll in einen sehr schönen Park eingebettet werden. All das werden wir mit der Kulturbehörde und dem Bürgermeister besprechen. Ich bin mir recht sicher, dass es sich um ein Gebäude mit Strahlkraft auf der Achse zwischen Elbtower und Elbphilharmonie handeln wird. Das wäre eine Bereicherung für Hamburg, ein echter Knüller.
Sie hätten dann die Stadtsilhouette geprägt – viele Millionen haben Sie zur Elbphilharmonie beigesteuert, am Bau des Elbtowers sind Sie finanziell beteiligt.
In eher bescheidenem Umfang. Hierfür bin ich nicht verantwortlich, meine aber, dass es sich um ein tolles Projekt handelt.
„Es soll mein Beitrag sein, um Hamburg weiter nach vorne zu bringen“
Sie sind jetzt 86 Jahre alt. Da dürften Sie sich wünschen, dass die Verwirklichung der Oper nicht so lange dauert wie bei der Elbphilharmonie
Sicher, aber ich bin Realist. Ein solches Projekt dauert immer sehr lange, wenn auch sicherlich nicht zehn Jahre wie bei der Elbphilharmonie. Aber ob man eine Oper in drei Jahren baut? Da kommen wir wieder zum Thema Bürokratie in Deutschland. Ob ich die Eröffnung noch erlebe, weiß ich nicht. Natürlich würde es mich sehr freuen: ich habe alles schon vor Augen. Es soll mein Beitrag sein, um Hamburg weiter nach vorne zu bringen, unabhängig von meiner Person.
Dass es eine Oper ist, ist kein Zufall …
Nein, meine Frau und ich, wir sind Opernfans, wir sind Musikfans und denken, die Hamburgische Staatsoper ist in ihrem Angebot und ihrer künstlerischen Qualität noch entwicklungsfähig. Sie sollte an ihre große Zeit vor 40, 50 Jahren anknüpfen. Wir müssen nicht gleich mit Paris, London oder Wien konkurrieren, aber die Oper könnte in Deutschland einen höheren Rang haben, der Bedeutung Hamburgs entsprechend. Das ist mein Ziel. Das erste ist das Gebäude, das zweite die Qualität des Opernbetriebes. Die Kulturbehörde stellt schon heute für den laufenden Betrieb relativ große Mittel bereit. Das muss man sicherlich noch ein bisschen steigern, aber auch da kann meine Stiftung helfen. Wichtig ist, das Qualitätsbewusstsein zu schärfen. Das ist nicht immer leicht in Hamburg, die Stadt ist zu oft mit dem Mittelmaß zufrieden. Das betrifft nicht nur die Wissenschaft und den Hafen, sondern auch die Kultur.
Kühne begrüßt, dass sich weitere Investoren beim HSV engagieren
Der HSV grüßt von der Tabellenspitze. Warum haben Sie sich entschieden, dem HSV ein weiteres Darlehen zu geben? Haben Sie geahnt, dass es jetzt aufwärts geht?
Ich habe mich bereit erklärt, eine Wandelanleihe von 30 Millionen zu geben, um die Kapitalbasis zu verbreitern. Es ist gut, dass sich nun auch andere Aktionäre wie die Hanse-Merkur engagieren. Ich will nicht immer Alleinunterhalter sein, mir ist es sympathisch, wenn ich keine größeren Anteile als andere habe. Vielleicht findet sich noch ein dritter oder vierter Großaktionär. Alle schwärmen vom HSV, aber keiner macht die Taschen auf.
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Der HSV wirkt mitunter wie ein Fass ohne Boden …
Es gab den Sanierungsbedarf, um das Stadion für die Europameisterschaft zu qualifizieren. Zugleich ist die Ära Wüstefeld vorbei, der viel versprochen und wenig gehalten hat. Da war eine Generalbereinigung nötig. Ich hatte ja noch einen wesentlich größeren Betrag angekündigt für den Fall, dass gewisse Voraussetzungen geschaffen werden. Natürlich habe ich meine Vorstellungen, wie die Dinge beim HSV laufen sollten, in Bezug auf die Strukturen und die Personen. Da hat sich nun sehr vieles sehr schnell verbessert. Wir hatten die Probleme mit Marcell Jansen, der die Veränderungen nicht gutheißen wollte. Er ist ja nach wie vor der Vereinsvorsitzende. Insgesamt ist die augenblickliche Konstellation günstig, weil Frieden herrscht und der Vorstand gut besetzt ist. Auch die Neuverpflichtungen überzeugen. Da war ich im Austausch, man hat mich über das eine oder andere informiert. Einmischen tue ich mich aber nicht, wie früher immer behauptet wurde. Ich halte mich zurück.
Klaus-Michel Kühne: Derzeit kein Interesse an Namensrechten am Stadion
Klappt es dieses Mal mit dem Aufstieg?
Die augenblickliche Situation erscheint sehr positiv, nicht nur in sportlicher Hinsicht. Sportlich sollten wir dem Frieden noch nicht trauen, wir haben oft erlebt, dass die Mannschaft in der Rückrunde eingebrochen ist. Hoffen wir, dass das dieses Mal nicht der Fall sein wird. Hamburg gebührt ein Verein in der 1. Bundesliga, das muss nach sechs Jahren endlich passieren.
Sie können ja die Namensrechte am Volksparkstadion weiter erwerben. Sind Sie bereit zu verlängern?
Das habe ich erst einmal zurückgestellt. Zu einem späteren Zeitpunkt kann man auch über das Stadionnamensrecht sprechen, aber das ist zurzeit nicht akut.