Hamburg. TV-Urgestein Dieter Thomas Heck wurde für sein Lebenswerk geehrt. Jane Fonda, Nicole Kidman und Colin Farrell verzaubern Hamburg.

Hollywood-Star Colin Farrell machte auf dem roten Teppich vor Beginn der Verleihung einen Abstecher zur Abendblatt-Reporterin und verriet: "Die Goldene Kamera ist für mich exotischer als die Oscars." Das wiederum klingt für Hamburger exotisch. Doch der Ire gab die Erklärung dazu. Er wohne in Hollywood, und deshalb sei die Oscar-Verleihung für ihn völlig normal, buchstäblich eine Party nebenan. Gut einen Tag nur verbringt er in Hamburg, natürlich gefällt es ihm. Und dann eilt er davon.

Es ist die größte Show, die Hamburg seit einem Jahr gesehen hat. Die Goldene Kamera, die von der Funke Mediengruppe verliehen wird, verwandelt die Stadt seit ihrer Rückkehr an Elbe und Alster jedesmal aufs Neue in ein erweitertes Hollywood. Nicole Kidman war dabei, Jane Fonda, und viele deutsche Fernseh- und Filmstars.

Bewegender Moment für Dieter Thomas Heck

Den ersten Superstar auf der Galabühne durfte Moderator Steven Gätjen begrüßen. „Er lässt sich als Schauspieler nicht in eine Schublade stecken“, sagte er über den 40-jährigen Farrell, der als bester internationaler Schauspieler ausgezeichnet wurde. „Ich freue mich sehr in Hamburg zu sein“, begrüßte der Filmstar das begeisterte Publikum auf Deutsch - setzte seine Rede dann aber doch lieber auf Englisch fort. Immer wieder gab es lustige Anspielungen auf die Umschlags-Panne kürzlich bei der Oscar-Gala, durch die zunächst der Film "La La Land" irrtümlich als Sieger verkündet worden war – in Hamburg räumte dieser aber den Preis als bester Film international ab.

Dieter Thomas Heck wird mit einem Medley von Roberto Blanco, Howard Carpendale, Barbara Schöneberger and Max Giesinger geehrt
Dieter Thomas Heck wird mit einem Medley von Roberto Blanco, Howard Carpendale, Barbara Schöneberger and Max Giesinger geehrt © REUTERS | POOL

Ein bewegender Moment war die Ehrung von Showmaster-Urgestein Dieter Thomas Heck, der unter anderem von 1969 bis Ende 1984 die ZDF-„Hitparade“ präsentierte, für sein Lebenswerk (national). „Das ist das schönste Geschenk, das ich mir vorstellen kann, nach so langer Zeit, endlich diese Kamera in der Hand zu halten“, sagte der 79-Jährige, bevor er auf einem goldenen Thron Platz nahm. Dort wartete eine besondere Überraschung auf ihn: Prominente wie Roberto Blanco, Howard Carpendale und Barbara Schöneberger sangen auf die Melodien großer Hits einen Text über Hecks Leistungen.

Die Gewinner des Abends

Einige der Preisträger waren bereits zuvor bekannt. So erhielten die Schauspieler Nicole Kidman und Colin Farrell bereits ihre Goldenen Kameras als "Beste Schauspieler International". Superstar Ed Sheeran durfte die Trophäe nach einer Laudatio des britischen Sängers James Blunt entgegennehmen. Die Goldene Kamera, das gab Ed Sheeran zu, musste er erst einmal googeln, als er von seiner Auszeichnung in der Kategorie "Beste Musik international" erfahren hatte. Nachdem er diese Wissenslücke geschlossen hatte, zeigte sich der 26-Jährige beeindruckt: "Ich fühle mich sehr klein, wenn ich sehe, wer diesen Preis alles schon gewonnen hat. Es ist eine wahnsinnig große Ehre." Der britische Musiker gehörte bei der 52. Ausgabe des Film- und Fernsehpreises zu den am sehnlichsten erwarteten Gästen. "Ed Sheeran, oh mein Gott, ich hoffe, dass ich ihn später noch bei der Aftershowparty treffe", sagte Schauspielerin Emilia Schüle.

Die Laudatio für den Preis "Lebenswerk International" hielt die US-amerikanisch-britische Schauspielerin Geraldine Chaplin und überreichte die Goldene Kamera an Filmlegende Jane Fonda. "Sie ist die Frau, die ich im Leben am meisten bewundere", sagte Chaplin. Sogleich hielt Fonda denn auch eine flammende Rede auf die freie Meinungsäußerung und lobte die deutsche Presse.

Doch viele Schauspieler, Moderatoren, Regisseure und Produzenten mussten sich gedulden. Welche Satireshow ausgezeichnet wurde, sollten die Zuschauer noch während der Sendung entscheiden. Schließlich gewann die "heute show" und setzte sich damit gegen "Die Anstalt" und das "Neo Magazin Royale" durch. Hier die Preisträger der wichtigsten Kategorien, deren Gewinner an diesem Abend bekannt gegeben wurden, in der Übersicht.

Lebenswerk National

Mit Standing Ovations wurde TV-Legende Dieter Thomas Heck auf der Bühne begrüßt. Das Showmaster-Urgestein erhielt die Goldene Kamera für sein Lebenswerk. Ob „ZDF Hitparade“ oder „Melodien für Millionen“ – über Jahrzehnte prägte der Moderator die deutsche Fernsehlandschaft. „Dieter Thomas Heck schaffte es mit seinen Sendungen, das Publikum über die Generationen hinweg vor den Bildschirmen und in den Studios zu begeistern“, sagte die Jury in ihrer Begründung. Besonders seine markante tiefe Stimme wird vielen im Gedächtnis geblieben sein. Heck begann seine Karriere als eloquenter Autoverkäufer in Hamburg, ehe er ins Showfach wechselte.

Beste Schauspielerin

Lisa Wagner verkörpert in dem Dokudrama „Letzte Ausfahrt Gera – Acht Stunden mit Beate Zschäpe“ die mutmaßliche Rechtsterroristin. Für die Rolle erhielt sie die Goldene Kamera als „Beste deutsche Schauspielerin“. „Mit undurchsichtigem Mienenspiel, in Starre verharrend“, entlarve sie die Bedrohlichkeit Zschäpes, so die Jury. In der ARD gehört sie zum Ermittlerteam des Münchner „Tatorts“. Als Kommissarin Winnie Heller ist sie im ZDF zu sehen.

Bester Schauspieler

Als bekannt wurde, dass es eine Neuverfilmung von „Winnetou“ geben würde, war die Skepsis groß. Zählen doch die Original-Filme mit Pierre Brice und Lex Barker zum bundesdeutschen Kino- und TV-Tafelsilber. Aber Regisseur Philipp Stölzl fand einen guten Neuansatz. Wotan Wilke Möhring überzeugte in der Trilogie als idealistischer Karl May/Old Shatterhand, dem die Welt der Indianer wirklich am Herzen liegt. Längst hat Möhring unübersehbare Spuren in der deutschen Kino- und Fernsehlandschaft hinterlassen, ob als norddeutscher „Tatort“-Kommissar Falke oder als fieser Immobilienhai in der Hamburg-Komödie „Soul Kitchen“ Dafür erhielt Möhring die Goldene Kamera in der Kategorie "Bester deutscher Schauspieler".

Bester deutscher Fernsehfilm

Als bester Fernsehfilm gewann "Auf kurze Distanz", ein ARD-Thriller über die Welt der illegalen Sportwetten. Der Streifen gewann gegen das Obdachlosen-Drama „Ein Teil von uns“ und den Krimi „Zielfahnder: Flucht in die Karparten“, die beide ebenfalls im Ersten liefen. In „Auf kurze Distanz“ sind Tom Schilling und Edin Hasanovic Gegenspieler im brutalen Milieu der Wettmafia. „Ein ungemein dichter Thriller um Gewalt, Verrat, Freundschaft“, urteilte die Jury. „Großartiges Tempo, hohe Spannung.“ Regie führte Philipp Kadelbach.

Beste Information

Zu den weiteren Preisträgern gehören die Fernsehjournalisten Marietta Slomka (47), Caren Miosga (47) und Peter Kloeppel (58) in der Kategorie "Beste Information". Sie appellierten an die Pressefreiheit angesichts aktueller Entwicklungen in den USA und der Türkei. Alle drei Preisträger stehen für das jeweilige Nachrichten-Flaggschiff ihres Senders: Caren Miosga moderiert seit zehn Jahren die „Tagesthemen“ der ARD, Marietta Slomka ist seit 2001 eines der Gesichter des „heute-journals“ im ZDF. Kloeppel ist sogar schon seit 1992 Chefmoderator von „RTL aktuell“.

Beste deutsche Miniserie/Mehrteiler

Die Serie "Morgen hör ich auf" (ZDF) mit Bastian Pastewka in der Hauptrolle hat in dieser Kategorie gewonnen. Pastewka spielte in der Serie einen Familienvater, der unter finanziellem Druck zum Kleinkriminellen wird. Nominiert waren auch: "Ku'damm 56" (ZDF) und "Mörderisches Tal - Pregau" (Das Erste).

Bester Nachwuchsschauspieler

Schauspieler Leonard Carow hat den „Goldene Kamera Nachwuchspreis“ erhalten. Der 22-Jährige, der zuletzt in das „Das Tagebuch der Anne Frank“ zu sehen war, bedankte sich in einer bewegenden Rede für die Auszeichnung. „Immer wenn ich denke, ich sollte aufhören mit dem Quatsch“, begann der sichtlich gerührte Schauspieler seine Rede und bedankte sich dann – ohne den Satz zu vollenden – bei seiner Mutter, die zugleich seine Agentin ist. „Ich würde gerne etwas öfter mit Regisseurinnen zusammenarbeiten“, sagte der 22-Jährige in seiner Rede und kritisierte damit das ungleiche Geschlechterverhältnis in Teilen der Filmbranche. Er gab seinen versammelten Kollegen noch etwas mit auf den Weg: „Wenn wir alle weiter danach streben, ehrliche, aber vor allem kompromisslose Filme zu drehen, dann kann die Welt nur besser werden.“

Bereits zum 52. Mal wurde der Preis vergeben. In der neunköpfigen Jury saßen unter anderem die Schauspieler Heike Makatsch und Wotan Wilke Möhring, Moderator Johannes B. Kerner und Komikerin Carolin Kebekus.

Was Nicole Kidman von Barbara Schöneberger unterscheidet

Der Gala vorangegangen war ein Schaulaufen auf dem roten Teppich mit Hollywood-Flair. Erst kurz vor Sendebeginn rauschte Nicole Kidman heran – in einem Kleid, das so luftig rüschenhaft daherkam, als sei es aus dem 19. Jahrhundert direkt nach Hamburg gebeamt worden. War das ihr Ernst? Ja, denn es ist praktisch. Wie verriet doch die in ein enges Etwas gepresste Barbara Schöneberger über ihr Outfit? "Das ist ein Stehkleid." Also nicht zum dreistündigen Sitzen gemacht. Und dann imitierte la Schönegerber ihre eigene Bewegung, wenn sie sich in einen Sitz quetschen muss. Australierinnen denken offenbar praktischer.

Das weiß sicher auch Sky du Mont. Der Hamburger Schauspieler drehte mit Kidman in "Eyes Wide Shut" von Stanley Kubrick. Du Mont, der mit seiner Tochter Tara (15) kam, sagte über Kidman: "Ich freue mich, sie hier wiederzusehen. Ich kenne sie sehr gut, eine ganz normale Frau." Die Hamburger, die sich Autogramme holten, waren von Kidman in jedem Fall verzaubert.

Caren Miosga und ihre kleine Gemeinheit

Caren Miosga, Peter Kloeppel und Marietta Slomka
Caren Miosga, Peter Kloeppel und Marietta Slomka © dpa | Christian Charisius

Die Abteilung Information gab sich cool, charmant und witzig. Caren Miosga, im silbrigen langen Kleid, meinte, sie hoffe, dass nicht die Umschläge geöffnet werden und plötzlich Sat.1 draufstehe. Kleine Gemeinheit gegen Hollywood und die Oscars, wo die falschen Umschläge geöffnet wurden.

Ohne Roberto Blanco geht's nicht

Zu den weiteren Gästen, die sich über den Teppich schieben, gehören auch die rotzfreche Comedy-Frau und Jury-Mitglied Carolin Kebekus, die Sänger Ed Sheeran und James Blunt, die Hamburger Moderatorin Monica Lierhaus, Schauspielerin Annette Frier und und und. Altmeister Roberto Blanco sagte im Vorbeigehen: Ohne ihn könne so eine Veranstaltung nicht stattfinden. "Das wäre anormal." Er sei schließlich seit 61 Jahren im Showbusiness.

Horst Lichter: Meine Frau legt mir die Sachen hin

Fernsehkoch Horst Lichter verriet vor der Sendung, dass seine Frau Nada ihm die Kleidungsstücke rauslegt, die er anzieht. Allerdings, offenherzig gab er das zu, war da etwas an seinem Smoking umzuarbeiten, und das hat er noch am Sonnabend in Hamburg erledigen lassen.

Lichter kam kurz vor Max Giesinger in Hamburg an den Messehallen an. Der Sänger ("80 Millionen") verzückte vor allem die Autogrammjägerinnen. TV-Urgestein Hugo Egon Balder verriet, was viele vermeintlich Ältere denken: "Am meisten freue ich mich auf Dieter Thomas Heck."

ZDF-Moderatorin zieht sich im Zug um

Der Erste auf dem Roten Teppich war Schauspieler Matthias Matschke, der seinen Bart in die Kameras hielt. Früh dran war auch Marie-Luise Marjan ("Lindenstraße"). Aber ihre Stammsendung beginnt ja auch schon am frühen Nachmittag...

Marjan sagte über Jane Fonda, sie habe die Aerobic-Welle ausgelöst und beweise, dass man auch im Alter noch fit aussehen könne.

ZDF-Moderatorin Dunja Hayali, die im vergangenen Jahr eine Goldene Kamera bekam, twitterte, dass sie sich im Zug umziehen müsse. So knapp war ihr Zeitplan auf dem Weg nach Hamburg.

Moderiert wurde die Goldene Kamera zum ersten Mal vom Hamburger Steven Gätjen. Er trat in die Fußstapfen von Thomas Gottschalk.