Hamburg. Die Hollywood-Stars verbreiten Glamour in Hamburg. Ein Preisträger begann als eloquenter Autoverkäufer in Hamburg.
Wenn an diesem Sonnabend zum 52. Mal die Goldene Kamera verliehen wird, tummeln sich auf dem roten Teppich in Hamburg deutsche und internationale Schauspielgrößen, Regisseure, Produzenten und Musiker. Die Funke Mediengruppe, zu der auch das Hamburger Abendblatt gehört, ehrt mit der Auszeichnung Stars der Film- und Fernsehbranche. Für den nötigen Glamour sorgen am Sonnabend die Hollywood-Stars Nicole Kidman, Jane Fonda und Colin Farrell, die im Hotel Vier Jahreszeiten absteigen. Den Auftritt des größten Stars behalten die Organisatoren der Goldenen Kamera noch für sich.
Nicole Kidman
Hollywood-Star Nicole Kidman (49) erhält die Goldene Kamera in der Kategorie "Beste Schauspielerin International". Sie soll die Auszeichnung persönlich bei der Gala entgegennehmen. Aktuell ist Kidman in dem Film „Lion“ zu sehen, in dem sie die Rolle einer Frau übernommen hat, die den fünfjährigen Saroo adoptiert, als dieser seine Familie in Indien verliert. Kidman wurde dafür bereits mehrfach für Auszeichnungen nominiert, gerade erst als "Beste Nebendarstellerin" für den Oscar.
Weltweit wurden Zuschauer auf die Schauspielerin aufmerksam, als sie 1989 die Hauptrolle im australischen Thriller "Todesstille" übernahm. 2002 bekam sie die erste Oscar-Nominierung für ihre Rolle in dem innovativen Musical-Filmdrama "Moulin Rouge!" von Baz Luhrmann. Erhalten hat sie den Academy Award schließlich 2003 für ihre Rolle in "The Hours".
"Nicole Kidman vermag in einer Minute auf der Leinwand ihr ganzes, fulminantes Können abzurufen. Sie wandelt in der Gefühlswelt zwischen zerbrechlich und unterkühlt, ekstatische Emotionen weichen stillen Tränen. In ihrem Spiel scheint alles wahrhaftig. In ihrer Rollenauswahl ist sie so spontan wie unberechenbar", begründet die Jury der Goldenen Kamera die Auszeichnung. "Nicole Kidman hat es mit harter Arbeit und unglaublicher Leidenschaft vom schüchternen Mädchen aus Down Under in die erste Liga Hollywoods geschafft."
Jane Fonda
Die zweifache Oscarpreisträgerin Jane Fonda (79, „Grace & Frankie“) wird mit der Goldenen Kamera für ihr Lebenswerk geehrt. Sie sei für Generationen von Menschen eine Ikone, die nicht nur im Film, Fernsehen und auf der Bühne brilliere, sondern sich auch unermüdlich politisch engagiere und Menschen weltweit inspiriere, hieß es zur Begründung.
Bevor sie als Schauspielerin bekannt wurde, versuchte Jane Fonda ihr Glück zunächst als Journalistin, studierte Malerei und lernte Klavier. Kein geringerer als Lee Strasberg, Gründer der legendären New Yorker Schauspielschule, weckte ihre Leidenschaft und den Mut für das Spiel vor der Kamera. 1972 gewann Jane Fonda ihren ersten Oscar für die Rolle als Prostituierte in dem Film "Klute". Nur sieben Jahre später brachte ihr "Coming Home - Sie kehren heim" zum zweiten Mal den begehrten Academy Award ein.
Seit den 60er-Jahren nutzt Jane Fonda die mediale Aufmerksamkeit, um öffentlich für Frieden und Feminismus zu kämpfen. Insbesondere setzt sie sich dafür ein, Jugendlichen einen guten Start ins Leben zu ermöglichen. "Ich hatte selbst eine schwierige Jugend, deshalb setze ich mich für sie ein. Vielleicht lernen sie dadurch früher, was ich erst später im Leben erfahren habe", sagte Fonda.
"Jane Fonda hat bis heute die unverkennbare Gabe, sich immer wieder neu zu erfinden. Sie überzeugt ihr Publikum auf der Leinwand und dem Bildschirm mit ihrer unverblümten Art und ihrer enormen Wandlungsfähigkeit", so die Jury. "Auch abseits der Kameras tritt Jane Fonda voller Leidenschaft ins Rampenlicht. Gerade dann, wenn es um die Würde des Alters und die Rechte von Frauen auf der ganzen Welt geht. Sie ist zweifelsohne eine der wichtigsten Stimmen Hollywoods."
Colin Farrell
Der irische Schauspieler Colin Farrell (40) erhält die Auszeichnung in der Kategorie „Bester Schauspieler International“. Farrell kann auf ein erfolgreiches Jahr 2016 zurückschauen: Aktuell ist er in "Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind" als Zauberer "Percival Graves" zu sehen. Der Fantasy-Film aus der Feder von J.K. Rowling lockte in Deutschland bislang mehr als drei Millionen Zuschauer in die Kinos. Für seine brillante Darstellung in der grotesk-komischen Filmkomödie "The Lobster" wurde Colin Farrell zuvor weltweit mit Nominierungen überhäuft, so etwa für den "Golden Globe". Er spielt einen melancholischen Single, der - wenn er nicht bald eine neue Gefährtin findet - in einen Hummer verwandelt zu werden droht.
Colin Farrell gilt in Hollywood als wohl bekanntester Export Irlands. Oscar-Preisträger Kevin Spacey sah Colin Farrell 1998 in einem Theaterstück und engagierte den talentierten Schauspieler für einen Film. Im Jahr 2000 wurden die Kritiker erstmals aufmerksam, als er in Joel Schumachers "Tigerland" die Rolle des aufsässigen Soldaten spielte. Es folgten Auftritte an der Seite von Tom Cruise ("Minority Report"), mit Kiefer Sutherland im Thriller "Nicht auflegen!" und 2004 übernahm er die Hauptrolle in Oliver Stones Epos "Alexander". Den ersten Golden Globe gab es 2009, als er in "Brügge sehen... und sterben?" als Auftragsmörder "Ray" überzeugte.
"Colin Farrell hat sich in rasanter Geschwindigkeit vom Newcomer zum ernsthaften Charakterdarsteller entwickelt. Er verschmilzt auf beeindruckende Weise mit den Charakteren, die er verkörpert. Und für diese Rollen gibt er alles - auch wenn er für eine der letzten Rollen 20 Kilo zunehmen musste", begründet die Jury der Goldenen Kamera die Auszeichnung des Iren.
Es gibt noch eine große Leidenschaft im Leben des Hollywoodstars – Fußball. Kein Wunder, waren sein Vater und Onkel doch Profi-Kicker. Seit einigen Jahren engagiert er sich als Schirmherr für den "Homeless World Cup". Ein jährlich stattfindendes Turnier, um Obdachlose wieder in die Gesellschaft zu integrieren. "Es ist eine großartige Chance für diese Menschen, sich wieder als Teil einer Gruppe zu fühlen, für etwas zu kämpfen und sich vielleicht wieder neue Ziele in einer oft ausweglosen Situation zu setzen", sagte Farrell einst.
Ed Sheeran
Neben Film- und Fernsehproduktionen werden bei der Goldenen Kamera auch Musiker geehrt. In der Kategorie "Beste Musik International" erhält der britische Singer-Songwriter Ed Sheeran die begehrte Trophäe. Der Sänger meldete sich erst kürzlich mit neuer Musik zurück – nach einjähriger Social-Media-Abstinenz. Nach seiner Pause brachte er jedoch nicht nur einen, sondern gleich zwei Songs und kurz darauf sogar ein neues Album heraus. Die Singles „Castle On The Hill“ und „Shape Of You“ stürmten weitweit die Charts.
Im Alter von vier Jahren singt der gebürtige Brite bereits die Songs von Bob Dylan und Van Morrison in der elterlichen Wohnung nach. Mit elf Jahren entdeckt er das Gitarrenspiel für sich. Schnell merkt der Musiker, dass Schülerbands nicht so seins sind, sondern seine Leidenschaft dem Schreiben eigener Songs gilt. 2008 zieht er nach London und macht sich schnell zum Geheimtipp der dortigen Indie-Szene. Er stellt ein kleines Programm zusammen und zieht durch die Clubs und Kneipen, allein 2009 gibt er über 300 Konzerte.
Dann ist eines Tages Sir Elton John am Telefon. "Wenn einer wie er dich plötzlich unangekündigt anruft, weißt du erst mal gar nicht, was du sagen sollst. Ich fand das einfach nur abgefahren, dass sich Elton John meine Musik anhört", erinnert sich Sheeran. Er entwickelt seinen Stil weiter, kombiniert seine Songs mit Elementen aus Folk, Hip Hop und Pop. 2010 in Los Angeles angekommen bietet ihm Schauspieler Jamie Foxx die Couch zum Schlafen an. Dann kommt endlich der erste große Plattenvertrag mit Atlantic Records. Mit seinem Debütalbum "+" katapultiert er sich 2012 sofort an die Spitze der UK-Charts und verkauft eine Million Platten.
„Ed Sheeran ist ein wahres Multitalent. Er rockt die Bühne, berührt mit wunderschönen Soul-Balladen, rappt mit den Größen der Branche – in ihm vereinen sich nahezu alle musikalischen Facetten“, begründet die Jury der Goldenen Kamera ihre Wahl. „Ed Sheerans Musik kommt von Herzen, und das spürt man in jedem einzelnen Song.“
Die deutschen Preisträger und Nominierten
Nicht minder wichtig sind die deutschen Preisträger und Nominierten. So erhält Dieter Thomas Heck die Goldene Kamera für sein Lebenswerk. Ob „ZDF Hitparade“ oder „Melodien für Millionen“ – über Jahrzehnte prägte der Moderator die deutsche Fernsehlandschaft. „Dieter Thomas Heck schaffte es mit seinen Sendungen, das Publikum über die Generationen hinweg vor den Bildschirmen und in den Studios zu begeistern“, sagte die Jury in ihrer Begründung. Besonders seine markante tiefe Stimme wird vielen im Gedächtnis geblieben sein. Heck begann seine Karriere als eloquenter Autoverkäufer in Hamburg, ehe er ins Showfach wechselte.
Zu den weiteren Preisträgern gehören die Fernsehjournalisten Marietta Slomka (47), Caren Miosga (47) und Peter Kloeppel (58) in der Kategorie "Beste Information". Alle drei Preisträger stehen für das jeweilige Nachrichten-Flaggschiff ihres Senders: Caren Miosga moderiert seit zehn Jahren die „Tagesthemen“ der ARD, Marietta Slomka ist seit 2001 eines der Gesichter des „heute-journals“ im ZDF. Kloeppel ist sogar schon seit 1992 Chefmoderator von „RTL aktuell“.
Nominierte in der Kategorie "Beste deutsche Schauspielerin"
Jutta Hoffmann: Die 75-Jährige überzeugte als psychisch kranke Trinkerin Obdachlose in "Ein Teil von uns" (Das Erste). "Verstörend schonungslos legt sie jede Facette dieser Frau frei und lässt ihr doch ihre Würde", urteilte die Jury.
Claudia Michelsen: Sowohl mit ihrer Leistung in "Aus der Haut" als auch mit ihrer Rolle als ehrgeizige Tanzschulchefin in "Ku'damm 56" (ZDF) beeindruckte sie die Experten. "Äußerlich stilvoll, prüde, kühl lebt sie die Doppelmoral jener Zeit. Das ist brillant interpretiert", begründeten die Juroren die Nominierung.
Lisa Wagner: Sie spielte Beate Zschäpe in "Letzte Ausfahrt Gera" (ZDF) und konnte die Jury mit ihrem "undurchsichtigen Mienenspiel", das "die Bedrohlichkeit der Frau Zschäpe entlarvt", überzeugen.
Nominierte in der Kategorie "Bester deutscher Schauspieler"
Wotan Wilke Möhring: Als Old Shatterhand machte er in "Winnetou" (RTL) auf sich aufmerksam. "Er gibt den Westernhelden physisch wie charakterlich ungemein glaubhaft", befand die Jury.
Tobias Moretti: Er überzeugte die Jury mit seiner Rolle des Vaters auf 19-jähriger Mördersuche in "Im Namen meines Sohnes" (ZDF). Die Experten lobten, wie er "die unaussprechliche Seelenqual des Vaters in Blicken und Gesten sichtbar" machte.
Tom Schilling: In "Auf kurze Distanz" (ARD) spielte er einen Undercover-Ermittler und punktete damit bei der Jury.
Diese Satire-Shows sind für die Goldene Kamera nominiert
In wie vielen Kategorien der Preis aus 18 Karat vergoldetem Sterling-Silber vergeben wird, wird jedes Jahr individuell entschieden. In der neunköpfigen Jury sitzen unter anderem die Schauspieler Heike Makatsch und Wotan Wilke Möhring, Moderator Johannes B. Kerner und Komikerin Carolin Kebekus.
Die von Steven Gätjen moderierte Verleihung der Goldenen Kamera findet am Sonnabend, 4. März, in den Hamburger Messehallen statt und wird ab 20.15 Uhr live im ZDF übertragen. Die Moderatoren Karen Webb und Horst Lichter stimmen bereits ab 19.25 Uhr auf einen glamourösen Gala-Abend ein und präsentieren "Die 20 größten Momente" der Goldenen Kamera. Der Livestream vom roten Teppich startet um 18 Uhr auf goldenekamera.de.