Hamburg. Fernsehstudio und Partybereich im Zirkusstil: 1500 Mitarbeiter haben dafür gesorgt, dass die Messehalle A1 nicht wiederzuerkennen ist.
Wenige Tage ist es erst her, dass in Los Angeles nach der Oscar-Verleihung der rote Teppich wieder eingerollt wurde, da wird in Hamburg ein anderer verlegt. Die Messehallen in der Hansestadt sind am Sonnabend Schauplatz der Verleihung der Goldenen Kamera. Zur großen Gala werden in ihrer 52. Auflage rund 1200 Gäste und zahlreiche illustre Preisträger kommen. Das ZDF überträgt die Goldene Kamera der Funke Mediengruppe, zu der auch das Hamburger Abendblatt gehört, von 20.15 Uhr an live.
Nach und nach sind in den vergangenen Tagen die Preisträger bekannt gegeben worden, am Freitag zuletzt Nicole Kidmann, die als beste internationale Schauspielerin ausgezeichnet wird. Doch den Auftritt des größten Stars behalten die Organisatoren der Goldenen Kamera für sich.
Hollywoodstars steigen im Hotel Vier Jahreszeiten ab
Die meisten anderen Preisträger sind dagegen bekannt: So geht in der Kategorie Lebenswerk national der Preis an den Mann, der jahrelang das Gesicht der „ZDF Hitparade“ war: Dieter Thomas Heck. Die Hollywood-Ikone Jane Fonda wird für ihr Lebenswerk ausgezeichnet. Als beste internationale Schauspieler darf sich neben Kidman Colin Farrell auf Zuwachs im Trophäenschrank freuen. Die drei Hollywoodstars steigen übrigens– wie auch Geraldine Chaplin – im Hotel Vier Jahreszeiten ab. Einen sichereren Blick auf ihre Idole haben Fans aber in den entsprechenden Bereichen vor den Messehallen, die von 16 Uhr an geöffnet sind.
Hysterisch begrüßt wird sicher der britische Musiker, Verkaufs- und Download-Rekordhalter Ed Sheeran, dessen Videos auf der Video-Plattform YouTube schon 3,5 Millionen Menschen sahen; er hat in der Rubrik „Beste Musik international“ gewonnen. Für ihre Leistungen im Bereich Information gibt es Gold für Marietta Slomka („heute-Journal“), Caren Miosga („Tagesthemen“) und Peter Kloeppel („RTL aktuell“).
Generationenwechsel bei der Moderation
Bei der Moderation wird in diesem Jahr ein Generationswechsel vollzogen. Thomas Gottschalk, der 13-mal durch die Veranstaltung führte, wird vom Hamburger Steven Gätjen abgelöst, der am vergangenen Wochenende noch die Verleihung der Academy Awards kommentierte. Er wird wohl die Spannung noch ein wenig schüren, wenn in vier Kategorien die von der Jury nominierten Künstler vorgestellt werden, die noch nicht wissen, wer gewinnen wird.
Die Jury hatte in diesem Jahr mehr als 50 Filme zu sichten, um die besten Leistungen des vergangenen TV-Jahres herauszusieben. Den Vorsitz hatte Christian Hellmann, Chefredakteur der Funke-Programmzeitschriften. Ihm halfen die „Hörzu“-Redakteurinnen Christiane Flatken und Sabine Ulrich sowie Jörg Quoos, Chef der Funke-Zentralredaktion in Berlin. Die Schauspieler Heike Makatsch und Wotan Wilke Möhring stimmten ebenso mit ab wie Comedienne Carolin Kebekus, Moderator Johannes B. Kerner und Regisseur Friedemann Fromm.
Bei den Schauspielerinnen könnten Claudia Michelsen, Jutta Hoffmann oder Lisa Wagner die Nase vorn haben. Bei der Nominierung der männlichen Kollegen dürfte sich Möhring zurückgehalten haben, denn er ist neben Tom Schilling und Tobias Moretti selbst mit dabei. Gekürt werden außerdem der beste deutsche Fernsehfilm und der Sieger in der Kategorie Mehrteiler/Miniserie. Spannend wird für die Zuschauer, welche Satire-Show am beliebtesten ist, denn darüber können sie am Abend telefonisch oder im Internet abstimmen. Zur Auswahl stehen „Heute Show“, „Neo Magazin Royale“ und „Die Anstalt“.
Bevor das ZDF am Sonnabend die Gala überträgt, können sich die Zuschauer auf die Show einstimmen. In der Dokumentation „Goldene Kamera – Die 20 größten Momente“ blicken Moderatorin Karen Webb und TV-Koch Horst Lichter zurück in die Geschichte der Preisverleihung und erinnern an bewegende Momente wie die Auszeichnung für den schwerkranken Quizmaster Rudi Carrell im Jahr 2006.
Ein Partystudio mit Zirkusflair
Die ganz Großen sind alle schon da: Nicole Kidman, die in der Branche „Beste Schauspielerin international“ die Goldene Kamera erhält, Jane Fonda und Dieter Thomas Heck, die für ihr Lebenswerk ausgezeichnet werden, Popstar Ed Sheeran, die Schauspieler Heike Makatsch und Colin Farrell, und mittendrin Bürgermeister Olaf Scholz.
Goldene Kamera in Hamburg – Die Nacht der Weltstars
Mehr als 100 Papptafeln mit den Porträts der wichtigsten Gäste wurden auf den ersten Stuhlreihen im großen Fernsehstudio in den Messehallen platziert. „Das ist wichtig für die Kameraproben“, sagt Beate Bickelhaupt vom Organisationsteam. Wenn am Sonnabendabend die Goldene Kamera verliehen wird, sollen die Nominierten, die Preisträger und die anderen Gäste ein gutes Gesamtbild ergeben. Nicht nur die telegene Wirkung, auch die Wünsche der Gäste müssen berücksichtigt werden. „Manche kommen zu dritt, andere allein – sie alle zu platzieren gleicht einem Puzzlespiel“, so die leitende Redakteurin. Bis vier Uhr morgens hat das Erstellen der Sitzordnung in der Nacht zu Freitag gedauert.
"Night Circus" ist das Motto für die Dekoration
Seit Mitte vergangener Woche arbeiten 1500 Mitarbeiter auf Hochtouren daran, dass die Messehalle A1 für die große Gala gebührend in Szene gesetzt wird. Dazu gehören der Aufbau des Fernsehstudios mit der imposanten Bühne ebenso wie das Auslegen des Messebodens mit 6000 Quadratmetern Teppich, das Auskleiden der Räume mit ebenso viel schwarzem Stoff, der Aufbau der Presse-Wand, vor der Stars und Gäste posieren werden, und schließlich die Gestaltung des Dinnerparty-Bereichs. Dort wird nach der Fernsehsendung bis in die Morgenstunden gespeist, getanzt und gefeiert.
„Night Circus“ ist das Motto für die Dekoration der Preisverleihung, die seit 1966 stattfindet. „Um unsere Gäste zu überraschen und die Magie zu erhalten, entwickeln wir jedes Jahr neue Gestaltungsideen“, sagt Beate Bickelhaupt. Sechs Monate vor jeder Gala macht sie mit ihrer Kollegin Christina Gaßner das erste Brainstorming. Danach holen sie Ulrike Mertens dazu, die seit zehn Jahren die Räumlichkeiten für die Dinnerpartys der Goldenen Kamera dekoriert und ausstattet. „Es ist jedes Mal wieder eine Herausforderung, in einer riesigen, kühlen Messehalle Intimität zu schaffen“, sagt Projektleiterin Mertens.
Es ist ihr auch dieses Mal gelungen. Zwar stehen überall noch Gerüste und Hubwagen herum. Von der Decke hängen dicke Kabel. Und dazwischen jede Menge geschäftiges Gewusel: Dekorateure, Tischler und Elektriker bauen Tresen, Podeste und die Tanzfläche auf, fertigen Blumengestecke an und prüfen Licht- und Tonanlagen. Doch die Zirkusatmosphäre, die die Gäste nach der Preisverleihung verzaubern soll, ist schon deutlich sichtbar. Im Ehrengast-Bereich etwa sitzen die Feiernden unter einem zeltartigen Baldachin aus schwarzen und weißen Stoffbahnen. Der übrige Raum ist mit Elementen aus der Zirkuswelt dekoriert: funkelnde Kronleuchter, rot-weiß geringelte Stangen, Lichterketten mit blinkenden Glühbirnen, Podeste mit schwarz-weißem Muster und Polstermöbeln in Rot und Lila. Auch die Stände von Spitzenkoch Karlheinz Hauer, der wie gewohnt das Catering übernimmt und parallel seinen 50. Geburtstag feiert, sind im Zirkusstil dekoriert und heißen „Wanderzirkus“ und „Varieté vom Rind“.
Diese Satire-Shows sind für die Goldene Kamera nominiert
Getanzt wird – wie jedes Jahr – unter einer riesigen Discokugel. Auch Beate Bickelhaupt und Ulrike Mertens werden mitfeiern. Und endlich die Früchte ihrer Arbeit genießen können.