Hamburg. Und deshalb erhalten Caren Miosga, Marietta Slomka und Peter Kloeppel die Goldene Kamera. Die Begründung geht aber noch weiter.
Große Namen, große Roben, große Auftritte: Die Funke Mediengruppe, zu der auch das Hamburger Abendblatt gehört, ehrt am kommenden Sonnabend (20.15 Uhr live im ZDF) Stars der Film- und Fernsehbranche mit der Goldenen Kamera. Die Gala bringt auch einen Hauch Hollywood in die Hamburger Messehallen. Bei einem der Preise allerdings geht es um diejenigen, die für Fakten statt Fiktion stehen: Die Goldene Kamera in der Kategorie „Beste Information“ wird an herausragende Fernsehjournalisten verliehen. In diesem Jahr geht die Auszeichnung gleich an drei Nachrichtenleute und ihre Redaktionen: Marietta Slomka (47), Caren Miosga (47) und Peter Kloeppel (58). Die Veranstalter der Goldenen Kamera wollen damit auch ein Zeichen setzen in Zeiten "alternativer Fakten".
Drei Preisträger, drei seriöse Sendungen
Alle drei Preisträger stehen für das jeweilige Nachrichten-Flaggschiff ihres Senders: Caren Miosga moderiert seit zehn Jahren die „Tagesthemen“ der ARD, Marietta Slomka ist seit 2001 eines der Gesichter des „heute-journals“ im ZDF. Kloeppel ist sogar schon seit 1992 Chefmoderator von „RTL aktuell“.
Mit ihren hohen Reichweiten, so die Redaktion der Goldenen Kamera, bewiesen alle drei, dass die Mehrheit der Zuschauer seriösem Journalismus folge. Das Gremium lobt außerdem die „große Gelassenheit“ und „nie nachlassende Verlässlichkeit“ der Berichterstattung der Preisträger. „Guter Journalismus ist Teil der Lösung“, heißt es.
Der gebürtige Frankfurter Peter Kloeppel musste in den frühen Zeiten des Privatfernsehens beweisen, dass nicht nur die öffentlich-rechtlichen Sender seriöse Nachrichten hinbekommen. Mission erfüllt: 3,07 Millionen Zuschauer schalten im Durchschnitt um 18.45 Uhr ein. 2002 gab es sogar den Grimme-Preis für die Berichte zum 11. September. Die heutige Flut an geteilten Videos im Internet stellt auch sein Team vor neue Herausforderungen. Kloeppel reagierte darauf mit einer eigenen Redaktionseinheit, die Videos unbekannter Quellen auf Authentizität prüft, wie er dieser Zeitung erzählt. „Grundsätzlich gilt: Wenn wir Zweifel nicht ausräumen können, senden wir auch nicht.“
RTL-Nachrichten: Kontakt zum "richtigen Leben"
Entscheidend bei seiner Arbeit ist für ihn der Kontakt zu den Zuschauern. Dafür geht Kloeppel ungewöhnliche Wege: Seit Kurzem mietet RTL in verschiedenen Städten in Deutschland für eine Woche eine Wohnung an und schickt Reporter dorthin. Die sehen dann vor Ort mit Bewohnern der Stadt Sendungen und hören sich Lob und Kritik an. „Wichtig ist uns, dass die Nachrichten einen Bezug zum Leben unserer Zuschauer haben und sie etwas lernen können“, sagt Kloeppel.
Rückmeldungen der Zuschauer wertet auch das „Tagesthemen“-Team aus, das im vergangenen Jahr durchschnittlich 2,62 Millionen Menschen erreichte. Bei polarisierenden Themen kämen zwar oft auch polemische Rückmeldungen, sagt Caren Miosga. Aber selbst die würden beantwortet – „wenn sie die Form wahren“. Die meiste Kritik sei allerdings konstruktiv.
Kritik an den Medien bleibt nicht ungehört
Dass in letzter Zeit mitunter sehr kritisch über die Arbeitsweise der Medien gesprochen wird, sieht Caren Miosga nicht negativ. „Selbstreflexion kann nie schaden“, erklärt sie. „Nur so bleiben wir glaubwürdig.“ Auch aus den Fehlern der anderen habe man Konsequenzen gezogen: „Nachdem sich nach der US-Wahl die amerikanischen Medien eingestanden, die Leute nicht gehört zu haben, entwickelten wir ein eigenes ,Tagesschau‘-Format: ‚Was Deutschland bewegt‘“, berichtet sie. „Reporter sind im ganzen Land unterwegs und sprechen mit den Leuten, wie es ihnen geht.“ Die bisherigen Einblicke, sagt Miosga, hätten sie erstaunt.
Wie ihre beiden Nachrichtenkollegen ist auch Marietta Slomka, die mit dem „heute-journal“ im Durchschnitt 3,85 Millionen Zuschauer informiert, der Meinung: Gründliche Recherche ist das tägliche Brot der Redaktion. „Bei uns seit bald 40 Jahren“, betont die Moderatorin. Dazu brauche es keine Fake-News-Schwemme. „Allerdings ist die Flut der Informationen gestiegen und die Geschwindigkeit, in der wir sie verarbeiten müssen“, gibt Slomka zu. „Zugleich ist die Fehlertoleranz gesunken. Damit müssen wir klarkommen – das ist unser Job.“