Online-Petition, Shitstorm, Entschuldigung: ZDF-Moderator Markus Lanz kann die Aufmerksamkeit um seinen Wortdurchfall geschickt für „Wetten, dass...“ nutzen.
Hamburg. Am Ende könnte ZDF-Moderator Markus Lanz noch der große Profiteur von der Online-Petition gegen ihn sein. Denn einen Tag vor seiner „Wetten, dass...“-Sendung aus Karlsruhe hat sich der smarte Südtiroler bei der Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht dafür entschuldigt, dass er sie in seiner Talkshow Markus Lanz verbal so heftig angegangen ist. Damit verpufft die heftige Kritik an ihm etwas, versandet der Shitstorm im Internet – und schauen die Zuschauer mit Argusaugen auf „Wetten, dass...“, ob sich Lanz dort erneut entschuldigt oder eine Anspielung auf das gewaltige öffentliche Echo macht. All das nutzt der Aufmerksamkeit für die dahindümpelnde Sendung.
Lanz hatte das traditionelle ZDF-Format auch nicht beleben können. Im Gegenteil. Unter seiner Führung verlor die Sendung weiter Zuschauer. An diesem Sonnabend (ab 20.15 Uhr) muss Lanz sich der unmittelbaren Konkurrenz von Dieter Bohlen und DSDS stellen sowie dem Dschungelcamp auf RTL.
Für Sahra Wagenknecht hat sich die Affäre offenbar erledigt:„Herr Lanz hat mich angerufen und sich entschuldigt“, sagte die stellvertretende Partei- und Fraktionschefin der Linkspartei der „Bild“-Zeitung (Sonnabend-Ausgabe). „Das akzeptiere ich.“ Lanz bezeichnete sein Verhalten in einem Interview mit dem Mediendienst DWDL als „verbesserungswürdig“.
Als Folge des Gesprächs startete im Internet eine Online-Petition mit dem Titel „Raus mit Markus Lanz aus meinem Rundfunkbeitrag“. Die Unterzeichner forderten das ZDF auf, den beim Sender auch für „Wetten, dass..?“ verantwortlichen Moderator zu entlassen. Bis Freitagabend stieg die Zahl der Unterstützer auf 178.000, wie auf der entsprechenden Webseite zu lesen war.
Dem Branchendienst Meedia zufolge gibt es aber Zweifel, ob sich dahinter tatsächlich eine so große Anzahl an Menschen verbirgt – unter den Unterzeichnern fänden sich viele doppelte Namen und viele anonyme Einträge, aber auch offensichtliche Spaßnamen wie Rosa Luxemburg oder Markus Lanz.
ZDF-Programmdirektor Norbert Himmler sagte zu Spiegel Online, der Sender halte an Lanz fest. Die Kritik spielte der ZDF-Mann herunter. Lanz habe bewiesen, dass er ein guter Moderator sei.
Die Linken-Führung lud unterdessen den Moderator zu einem Versöhnungsgespräch ein. „Vielleicht wäre es keine schlechte Idee, wenn er mit uns im Vorstand einmal über unsere Europapolitik diskutieren würde“, sagte Parteichef Bernd Riexinger der „Welt“.„Im direkten Gespräch lassen sich Irrtümer und Irritationen am besten ausräumen.“