Die Linken-Politikerin wurde in der Talkshow von Markus Lanz und von Gast Hans-Ulrich Jörges (“Stern“) in die Zange genommen. Sogar die FDP unterstützt Sahra Wagenknecht.

Hamburg. Nach einer viel diskutierten und kritisierten Gesprächsführung mit seinem Talkshow-Gast Sahra Wagenknecht sieht sich ZDF-Moderator Markus Lanz einer Online-Petition ausgesetzt.

Mit dem Gesuch, das einen Tag nach der Ausstrahlung der Sendung gestartet wurde, fordern empörte Fernsehzuschauer die Absetzung des 44-jährigen TV-Journalisten.

Lanz habe mit seinem Auftreten gegenüber Wagenknecht wiederholt bewiesen, „weder fähig noch willens“ zu sein, „seinen Gästen gleichberechtigt Wohlwollen, Rederecht und Anstand entgegenzubringen“, heißt es in der Begründung der Petition.

Unter dem Titel „Raus mit Markus Lanz aus meiner Rundfunkgebühr“ fordern die Initiatoren vom ZDF Konsequenzen für den Moderatoren. Wenige Tage nach Veröffentlichung hatte die Petition bereits 20.000 Unterstützer, bis Mittwochvormittag hatte sich die Zahl der Unterschriften mehr als verdoppelt.

Anlass des Unmuts der Bittsteller ist die Sendung vom 16. Januar, in der Lanz die stellvertretende Linken-Vorsitzende Wagenknecht wiederholt in die Enge trieb und dabei mehrfach journalistische Distanz vermissen ließ.

Lanz und Jörges schmieden Allianz

Unterstützung holte sich der „Wetten, dass...?“-Moderator vom Journalisten Hans-Ulrich Jörges, der in der Talkshow ebenfalls zu Gast war. In einer unsichtbaren Allianz nahmen die Männer die Politikerin regelrecht ins Kreuzverhör über ihre Ansichten zur Europapolitik.

Vor allem Lanz ließ nicht locker und konfrontierte Wagenknecht hartnäckig mit der programmatischen Erklärung der Linken, Europa sei eine „undemokratische, militaristische Macht“.

Selbst Wagenknechts Zugeständnis, „dass die sprachliche Eleganz dieser Formulierung verbesserbar ist“, konnte den Fragesteller nicht milde stimmen. Und Jörges ebensowenig: „Sie leben in einer völlig fremden Welt“, attestierte der „Stern“-Redakteur der Politikerin.

Als diese ihm anschließend ins Wort fiel, beschwerte sich Jörges: „Ich habe Sie auch ausreden lassen mit dem ganzen Stuss, den Sie hier verbreitet haben.“ Daraufhin empörte sich Wagenknecht: „Herr Jörges, Sie waren auch schon mal niveauvoller.“ Was wiederum Lanz, der selbst durch ständiges Unterbrechen auffiel, auf den Plan rief. „Jetzt lassen Sie ihn doch auch mal ausreden“, befahl er Wagenknecht.

„Ich halte das jetzt wirklich für frech“

Die Sticheleien gipfelten schließlich in Lanz’ Schluss: „Es ist schwer, Ihnen ein eindeutiges Bekenntnis zu diesem Europa zu entlocken, das nehmen wir aus der Debatte einfach mal mit.“

Darauf erwiderte Wagenknecht: „Ich halte das jetzt wirklich für frech, wie sie das machen.“ Schließlich habe die Linke sich nicht als Anti-Europäerin dargestellt, sondern lediglich betont, dass sie mit der momentanen Europa-Politik nicht einverstanden sei.

Schließlich sei die EU in ihren Augen ein „Minderheitenprojekt, das die oberen Zehntausend reicher macht und den Wohlstand von vielen Menschen verschlechtert“. Woraufhin Lanz befand: „Das wiederum halte ich ein bisschen für populistisch und frech.“

Wagenknecht wehrt sich gegen ZDF-Darstellung

Nach der Talkshow, in der sich Lanz gut die Hälfte seiner rund 70-minütigen Sendezeit der Linken-Politikerin widmete, entrüsteten sich etliche Zuschauer über die subjektive Haltung des Moderators.

Der Protest ging sogar so weit, dass sich das ZDF genötigt sah, öffentlich zu erklären, Sahra Wagenknecht sei mit der Auseinandersetzung bei Lanz „zufrieden“ gewesen. Das brachte wiederum Wagenknecht selbst auf die Palme, die sich via Twitter gegen diese Darstellung wehrte: „Liebes ZDF, nach dem breiten Protest gegen Markus Lanz’ Gesprächsstil zu behaupten, ich sei zufrieden gewesen, ist doch etwas arg frech“, schrieb die 44-Jährige.

Unterstützung erhielt Wagenknecht in der Zwischenzeit auch aus dem politisch entgegengesetzten Lager. „Man muss tatsächlich kein Freund von Sahra Wagenknecht sein, aber Lanz will in Wahrheit nur seine eigene politische Agenda in seiner ‚Markus Lanz‘-Sendung kommunzieren“, schrieb der frühere medienpolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, der Hamburger Rechtsanwalt Burkhardt Müller-Sönksen.

„Wenn sein Talk-Gast nicht die gewünschten Antworten gibt, souffliert er schon mal gerne mit Suggestivfragen, fällt andauernd ins Wort, stellt eine zweite und dritte Frage, während der Gast gerade bemüht ist seine erste zu beantworten. Schauerlich“, so Müller-Sönksen weiter.