Die Ex-Kollegen senden Giftpfeile, weil sie unterschiedlicher Auffassung über die Umstände der Verabschiedung Bators aus dem ARD-Nachrichtenteam sind. Jetzt schreitet sogar eine „Tagesschau“-Legende ein.

Hamburg. Großer Lügen-Streit hinter den „Tagesschau“-Kulissen: Sowohl Chefsprecher Jan Hofer als auch Ex-Kollege Marc Bator werfen sich gegenseitig vor, im Bezug auf den Abschied des jetzigen Sat.1-Mannes die Unwahrheit zu sagen.

Ausgangspunkt der öffentlich geführten Auseinandersetzung war offenbar ein Interview Bators mit dem Abendblatt, in dem der 40-Jährige die ARD unter anderem wegen angeblich fehlender Perspektive für Nachrichtensprecher kritisierte.

An anderer Stelle hatte sich Bator außerdem darüber beklagt, er habe sich nicht würdig vom Publikum der ARD-Nachrichten verabschieden dürfen. Ein Vorwurf, den der zwanzig Jahr ältere Moderationschef Hofer so nicht stehen lassen wollte.

„Über Marc Bator habe ich mich sehr geärgert, weil er gelogen hat“, gab Hofer jetzt dem Magazin „Closer“ zu Protokoll. Dem Sprecher sei es sehr wohl offengestanden, in seiner letzten Sendung am 27. April persönliche Worte an die Zuschauer zu richten.

Gegenseitige Lügen-Vorwürfe

„Dass er dabei keinen vernünftigen Satz rausgebracht hat, ist wohl kaum unsere Schuld“, sagte Hofer dem Blatt. „Dann stellt er sich anschließend hin und behauptet, wir hätten ihm in der 20-Uhr-Sendung davor seine Abschiedsworte verwehrt, und das war wissentlich falsch, also ein Lüge“, stellt Hofer klar.

Bators Verabschiedung nahm schließlich Caren Miosga in den „Tagesthemen“ am selben Abend in die Hand. Das habe sie würdig getan, findet Hofer. Bator dagegen sagte der „Bild“-Zeitung, der Chef vom Dienst habe Bator an seinem letzten Arbeitstag angewiesen, auf Abschiedsworte zu verzichten.

„Jan Hofer ist nicht nur ein Lügner, sondern auch ein Heuchler“, sagte Bator dem Blatt. Von der Darstellung Hofers sei er vor allem deshalb enttäuscht, weil er ihm zuerst noch zum Senderwechsel gratuliert hatte. „Und jetzt tritt er fies nach“, moniert Bator.

Hofer wiederum sagt: „Marc Bator hätte mein Nachfolger werden können. Das hat sich jetzt erledigt.“ Der ARD habe Bator viel zu verdanken, sagte Hofer der „Closer“. „Es war damals nicht einfach, Marc in die ‚Tagesschau’ reinzukriegen“, erinnert sich Hofer, „er war ja ursprünglich Off-Sprecher.“

Brauner appelliert an Hofer und Bator

Jetzt hofft eine „Tagesschau“-Ikone, die Wogen zwischen Hofer und Bator glätten zu können. „Die beiden sollten sich vertragen“, appelliert Jo Brauner in der Programmzeitschrift „Auf einen Blick“.

Der Streit gehöre nicht in die Öffentlichkeit, findet der 75 Jahre alte frühere Chefsprecher. „Wenn schmutzige Wäsche gewaschen wird, bleibt immer auch etwas an der ‚Tagesschau‘ hängen.“ Unter Brauners Ägide wären Streitigkeiten intern geklärt worden.

Der Norddeutsche Rundfunk will sich indes noch nicht zu dem Streit und der Darstellung Bators äußern. „Dazu ist genug gesagt worden. Deshalb enthalten wir uns eines Kommentars“, sagte NDR-Sprecher Martin Gartzke am Donnerstag.

Kompliment als versteckte Kritik?

Marc Bator ist seit 10. Mai beim Privatsender Sat.1, wo er neben den Nachrichten auch verschiedene Unterhaltungsformate verantworten soll. In einem Interview mit dem Abendblatt hatte er seine Zeit bei der ARD kürzlich noch gemäßigt resümiert: „Ich habe noch nie so entspannt gearbeitet wie derzeit bei Sat.1. Und das ist keine Kritik an den Kollegen der ‚Tagesschau‘, sondern ein Kompliment an die neuen Kollegen in Berlin.“

Allerdings sagte Bator auch, dass er bei dem öffentlich rechtlichen Sender die Perspektive vermisst, als Nachrichtenmoderator andere Wege zu gehen und auch journalistischer arbeiten zu können.

Dass eine Verabschiedung auch harmonischer ablaufen kann, hatte jüngst erst Tom Buhrow bewiesen. Der Nachrichtenmann hatte dem „Tagesthemen“-Publikum vor rund zwei Wochen mit einem Fontane-Zitat „Auf Wiedersehen“ gesagt - und wurde anschließend von Carmen Miosga und dem ARD-Nachrichtenteam mit Blumen bedacht.