Der Moderator verlas am Sonntag zum letzten Mal die „Tagesthemen“ - mit kratziger Stimme. Zum 1. Juli wechselt Buhrow innerhalb der ARD als Intendant zum Westdeutschen Rundfunk.
Hamburg. Die Stimme kratzte. Tom Buhrow war erkältet. Doch die leichte Angeschlagenheit sollte die letzte „Tagesthemen“-Sendung des Moderators nicht beeinträchtigen. So verbindlich und störungsfrei wie gewohnt leitete Buhrow von den Straßenkämpfen in der Türkei zu den deutschen Hochwasser-Helftrupps und schließlich zum SPD-Duo Steinbrück und Gabriel über. Und doch schwebte über diesen Nachrichten, die schon für sich genommen wenig Anlass zum Jubeln boten, stets ein Hauch von Abschied mit. Wie immer, wenn einer geht, der ähnlich vertraut geworden ist wie die Wohnzimmertapete. Tom Buhrow wechselt zum 1. Juli an die Spitze des größten ARD-Senders, dem WDR. Die Zeiten, in denen er für und mit dem Zuschauer am späten Abend das Tagesgeschehen resümierte, sind vorbei; über einen Nachfolger will die ARD in den nächsten Tagen entscheiden.
Günther Jauch prognostizierte am Ende seines Talks, den Moderatorenjob werde Buhrow noch vermissen. Wettermann Sven Plöger bedankte sich nach der Temperaturvorschau für die Zusammenarbeit: „Vor 2481 Tagen hattest du deine erste ‚Tagesthemensendung’. Es war eine schöne Zeit mit dir.“ Und dann durfte Buhrow selbst seine Abschiedsworte sprechen, über die bereits im Vorfeld viel spekuliert wurden war. Er habe die Zuschauerinnen und Zuschauer sehr gerne informiert, sagte Buhrow. Nun warte eine neue Aufgabe. „Aber ich verspreche, dass ich den ‚Tagesthemen’ treu bleiben und alles dafür tun werde, dass die hohe Qualität erhalten bleibt.“ Und dann zitierte Tom Buhrow, der Ex-Washington-Korrespondent der ARD, Ex-Austauschschüler an einer Highschool im Mittleren Westen, der von sich behauptet, nah am Wasser gebaut zu sein sowie in Branchenkreisen notorisch unterschätzt zu werden, Theodor Fontane, den deutschen Großschriftsteller des Realismus:
„Tröste dich, die Stunden eilen,
Und was all dich drücken mag,
Auch die schlimmste kann nicht weilen,
Und es kommt ein andrer Tag.“
Trotz aller schlechten Nachrichten, sagte Buhrow, wünsche er den Zuschauern vor allem eines: Zuversicht. „Morgen ist ein neuer Tag.“ Als bereits die vertrauten Töne der Abspannmelodie ertönten, drängten sich Ko-Moderatorin Caren Miosga und das gesamte „Tagesthemen“-Team mit Blumensträußen um den Moderatorentisch. Tom Buhrow war sichtlich gerührt. Wie praktisch, dass er alles auf die Erkältung schieben konnte.